Vorfreude auf Feste in Görlitz - vielleicht umsonst?

Die Stadt Görlitz feiert in diesem Jahr Geburtstag. Vor 950 Jahren gab es die erste urkundliche Erwähnung. Doch die Corona-Pandemie verdirbt die Partystimmung.
Dennoch stehen viele Görlitzer in den Startlöchern und bereiten ihre Beiträge zum Stadtjubiläum vor. Einer von ihnen ist Peter Nedwidek. Der Görlitzer Maschinenbauingenieur und begeisterter Laufsportler lädt anlässlich des Stadtjubiläums zu einem speziellen Fotorundgang ein.
13 Stationen zum Thema Görlitzer Fotografie
Mit dem Stadtrundgang zu verschiedenen Orten in der Innenstadt soll an die Geschichte der Fotografie in Görlitz erinnert werden. "Nicht nur das traditionsreiche Unternehmen Meyer-Optik und die neuen Görlitzer Kamerawerke stehen dabei im Mittelpunkt", berichtet Peter Nedwidek. Auch an Fotografen wie Robert Scholz soll erinnert werden. Seine Fotos aus der Anfangszeit der Fotografie sind noch heute ein beachtlicher Teil des fotografischen Schatzes im Görlitzer Ratsarchiv.
Bei dem Rundgang geht es zu 13 Stationen, die mit Görlitzer Fotografie verbunden sind, darunter zu Gebäuden wie das Fotomuseum auf der Löbauer Straße 7, zu den Häusern Demianiplatz 23 und 24, zur Landeskronstraße 16 und 37. Der Rundgang wird über eine Internetseite angeboten, über die man Geodaten für die Tour erhält. Diese können die Rundgänger auf ein Smartphone mit der entsprechenden App laden. An den jeweiligen Stationen sind Blechtafeln mit einem QR-Code in den Boden eingelassen. Über das Smartphone wird dieser Code eingelesen, was den Zugang zu weiteren Informationen frei gibt.
Unterstützung erhält Peter Nedwidek jetzt aus dem Technischen Ausschuss des Stadtrates. Der beschloss bei Stimmenthaltung der AfD vor Kurzem einstimmig die gebührenfreie Bereitstellung der Flächen, auf denen die Schilder montiert werden. Das macht der Maschinenbauingenieur übrigens selbst.

Schon etliche Feste abgesagt
Dieses Projekt kann Peter Nedwidek auch unabhängig von allen Feierlichkeiten in Görlitz umsetzen. Denn noch ist längst nicht sicher, ob in diesem Jahr überhaupt gefeiert werden kann. Wie es derzeit aussieht, rollt der Landkreis Görlitz auf eine dritte Welle der Pandemie zu. Viele Feste in der Region sind für 2021 bereits abgesagt, darunter das Görlitzer Brauereifest, der Eibauer Bierzug und das Löbauer Stadtfest.
Für das internationale Straßentheaterfestival Via Thea, für den schlesischen Tippelmarkt und das Altstadtfest gibt es zwar den Willen des Görlitzer Rathauses, die Feste durchzuführen, aber letztlich bestimmt das Pandemie-Geschehen, ob sich im Sommer Görlitzer und Gäste der Stadt an den traditionellen Veranstaltungen erfreuen dürfen.
Die Stadtverwaltung will grundsätzlich für verschiedene Ereignisse des jährlichen Veranstaltungskalenders Lösungen finden, betont Stadtsprecherin Juliane Zachmann, wenn auch in einem kleineren oder anderen Rahmen. Grundlage aller Entscheidungen sei die Corona-Lage.

Projektwettbewerb zum Stadtjubiläum
Das Stadtjubiläum 950 Jahre Görlitz ist in diesem Jahr das wichtigste Ereignis, das gefeiert werden soll. Im vergangenen Jahr wurden 164 Ideen von Vereinen, Schulen, Kultureinrichtungen und Einzelpersonen in einem Projektwettbewerb eingereicht. Seit Oktober 2020 stehen 35 Preisträger - darunter Peter Nedwidek - fest. Die Themenbereiche des Wettbewerbs waren so vielfältig wie das Leben selbst, reichten von Geschichte und Geschichten über Wirtschaft, Zukunft, Natur, Sport, Glaube, Kunst und Wissen bis zum Thema Alte und Junge. "Die Projektideen werden nun von den Preisträgern umgesetzt und finden über das Jahr verteilt in Görlitz statt", erklärt Frau Zachmann.
Neben den eingereichten Projektideen sind die Stadthalle und der Stadthallengarten die zweite Säule des Stadtjubiläums. So soll das Stadthallenareal als Mittelpunkt der Feierlichkeiten fungieren. Von Mai bis Oktober soll es zu einem Forum werden, das Spielflächen und Zuschauerbereiche für unterschiedliche Formate anbietet. Dieses Veranstaltungsforum soll „das räumliche Gesicht“ des Jubiläumsjahres bilden, wo zahlreiche Aktivitäten aus verschiedenen Sparten zusammenfließen.
"Bisher halten wir an der Planung und Umsetzung fest", sagt die Sprecherin. Sollten zu irgendeinem Zeitpunkt, beispielsweise aufgrund einer veränderten Corona-Situation, Anpassungen erforderlich sein, werden diese vorgenommen.

Straßentheater mit Plan aus dem Jahr 2020
Als im Vorjahr das internationale Straßentheaterfestival Via Thea pandemiebedingt abgesagt wurde, gab es sofort den Beschluss, das Programm des Festivals auf das Folgejahr 2021 zu verschieben - auf den 1. bis 3. Juli. So der Plan. Allerdings hängt die Durchführung von der Pandemie-Entwicklung in den kommenden Wochen ab. "Da es sich beim Via Thea um eine Veranstaltung im öffentlich zugänglichen Stadtraum handelt, wird die Stadt Görlitz entscheiden, ob das Festival stattfinden kann", erklärt Juliane Zachmann.

Belastbare Termine gibts im April
Die Görlitzer Kulturservicegesellschaft mbH, die unter anderem Tippelmarkt und Altstadtfest organisiert, wägt derzeit ab, welche Veranstaltungen dieses Jahr durchführbar und verantwortbar sind. Die Vorausschau für den Sommer sei durch die politischen und medizinischen Prognosen aktuell aber eher gedämpft, sagt die Sprecherin. Derzeit entwickeln Mitarbeiter vom Kulturservice Konzepte und diskutieren über entsprechende Alternativen. Diese könnten gemeinsam mit dem bewährten Netzwerk aus Vereinen, Partnern und Initiativen besprochen und umgesetzt werden. Jetzt gehe es darum, eine verantwortbare und fundierte Entscheidungsgrundlage auszuarbeiten.
Aktuell kann die Kulturservicegesellschaft noch keine weitere Auskunft geben, was wann und ob überhaupt etwas stattfinden kann. "Hoffentlich können bis Mitte April belastbare Termine benannt werden", sagt Frau Zachmann.
Peter Nedwidek ist von diesen Terminen ziemlich unabhängig. Stehen seine Tafeln mit dem QR-Code, können sie genutzt und die Görlitzer Fotogeschichte erkundet werden - solange es keine pandemiebedingte Ausgangssperre gibt.