Görlitz: Entscheidung im Porträt-Streit gefallen

Die hundert T-Shirts gibt es bereits. Das Görlitzer Modelabel Laba hatte für eine limitierte Ausgabe Shirts gestaltet, auf denen ein Linolschnitt der sorbischen Künstlerin Hanka Krawcec zu sehen ist. Doch sie müssen in den Kartons bleiben.
Über 80-Jährige wehrt sich gegen T-Shirt-Verkauf
Am 19. Mai war eine einstweilige Verfügung gegen den Verkauf des T-Shirts ergangen. Es zeigt den Linolschnitt eines Kopfes eines Mädchens oder einer jungen Frau, die Hanka Krawcec 1960 in einer Bleistift-Zeichnung porträtiert hatte. Es gibt eine weitere Version der Zeichnung. Auf Basis von einer der Vorlagen entstand 1974 der etwas gröbere Linolschnitt, den Laba-Gründer Gerhard Zschau verwenden will.
Nicht die Künstlerin selbst ist dagegen, auch kein Nachkomme. Hanka Krawcec starb 1990. Ihr Werk gilt als verwaist. Sondern die porträtierte Frau, heute über 80 Jahre alt, will nicht, dass ihr Jugendbild auf einem T-Shirt veröffentlicht wird.
Gericht bestätigt Verfügung
Der Fall wurde am Montag am Landgericht Görlitz verhandelt. Am Freitag verkündete Richter Hans-Jörg Gocha seinen Beschluss: Er bestätigt die einstweilige Verfügung gegen den Verkauf des T-Shirts. Für den Beklagten, Gerhard Zschau, heißt das auch, dass er die Kosten des Verfahrens zu tragen hat.
Eine Beschluss-Begründung gab es zur Verkündung nicht. Gocha war in der Verhandlung am Montag auf drei Punkte eingegangen: erstens die Frage, ob die Frau heute noch erkennbar sein könnte in dem Linolschnitt von damals. Zweitens stand die Frage, ob Persönlichkeitsrechte bestehen, die es der Frau erlauben, unabhängig vom Zeitpunkt mitzuentscheiden, wie ihr Porträt von damals genutzt wird. In Zusammenhang damit ging es drittens darum, inwieweit die Kunstfreiheit greift: Ob bei der Verbreitung des Werkes über das Shirt - das verkauft werden sollte - ein künstlerischer oder kommerzieller Anteil überwiegt.
Weg zur nächsten Instanz?
„Definitiv enttäuscht“, sagt Gerhard Zschau zu dem Beschluss. Er sieht seine Mode durchaus als Auseinandersetzung mit regionaler Kunst, sagt er. Er hat bereits in der Vergangenheit Werke Oberlausitzer Künstler veröffentlicht. Auf der Laba-Internetseite, erklärt er, werde auch immer in die Hintergründe zu Werk und Künstler eingeführt. Hanka Krawcecs Linolschnitt wäre das erste sorbische Werk gewesen, „und vor allem endlich mal von einer Frau“, sagt Zschau. Krawcec war die erste sorbische Berufskünstlerin. „Mir war dieses Werk sehr wichtig, auch weil Hanka Krawcec leider in der neuen sorbischen Generation in Vergessenheit geraten ist.“
Ob der Streit damit beendet ist, oder Zschau weiterziehen will zum Oberlandesgericht, ist noch offen. Für ihn auch eine finanzielle Frage. „Ich weiß noch nicht, was da jetzt auf mich zukommt.“