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Görlitz bekommt 24 weitere Stolpersteine

Diesmal sind auch Albert Blau und seine Frau unter den Görlitzer Juden, derer im Mai gedacht wird.

Von Daniela Pfeiffer
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Für die Familie Totschek wurden im November 2021 vor dem ehemaligen Kaufhaus Totschek in der Görlitzer Steinstraße Stolpersteine verlegt.
Für die Familie Totschek wurden im November 2021 vor dem ehemaligen Kaufhaus Totschek in der Görlitzer Steinstraße Stolpersteine verlegt. © Martin Schneider

Am 8. April 1941, also vor genau 81 Jahren, starb Albert Blau. Der Name des 1869 Geborenen ist eng mit der Planung und Gründung des St. Carolus Krankenhauses im Jahr 1927 verbunden, dessen erster Ärztliche Leiter Blau war. Doch mit Beginn des Naziterrors durfte der jüdische Arzt nicht mehr arbeiten und musste zusammen mit seiner Frau zahlreiche weitere Diskriminierungen ertragen. Ihm und seiner Frau Minna gelang im Juni 1939 die Emigration nach Schweden.

Das Ehepaar Albert und Minna Blau.
Das Ehepaar Albert und Minna Blau. © Archiv St. Carolus

Blau ist nur einer von vielen jüdischen Görlitzern, die wegen des Naziterrors ihre Heimat verließen oder die deportiert und umgebracht wurden. Viele von ihnen haben mittlerweile vor ihren früheren Wohn- oder Geschäftshäusern in Görlitz einen Gedenkstein liegen - einen Stolperstein. Und auch Albert Blau und seine Frau sollen nun einen bekommen.

Nur ein halbes Jahr nach der letzten großen Stolpersteinaktion im November bekommen am 18. Mai 24 weitere jüdische Görlitzer einen Stein: Neben den Blaus, für die zwei Steine auf der Konsulstraße verlegt werden, sind es Hans Nathan (Blumenstraße), Familie Löwenberg (Parkstraße), Familie Julius Herbst (Lindenweg), Familie Kupferberg (Elisabethstraße) sowie Familie Artur Dresel (Obermarkt).

Wie immer nimmt der Kölner Künstler und Stolperstein-Erfinder Gunter Demnig die Verlegung selbst vor. Beginn und Treffpunkt ist auf der Blumenstraße 58, im Hof der Evangelisch Reformierten Gemeinde.

Sie recherchieren die Biografien und nehmen den Kontakt zu Nachfahren auf: Daniel Breutmann und Lauren Leiderman, die zudem den Görlitzer Stolpersteine-Guide im Internet pflegen.
Sie recherchieren die Biografien und nehmen den Kontakt zu Nachfahren auf: Daniel Breutmann und Lauren Leiderman, die zudem den Görlitzer Stolpersteine-Guide im Internet pflegen. © Archiv: Matthias Wehnert

Schon zwei Tage zuvor, am 16. Mai, wird es nochmal gesondert um Albert Blau gehen. Dann gedenkt das Kulturbüro Görlitz gemeinsam mit dem St. Carolus Krankenhaus explizit dem jüdischen Arzt. Im Gedenken an ihn und seine Verdienste wird eine Gedenktafel im Krankenhaus enthüllt. Danach geht eine Veranstaltung auf das Leben und Schicksal und auf Passagen der Flucht des Ehepaares ein. So fand Dr. Albert Blau kurzweilig Zuflucht im katholischen Pfarrhaus in Jauernick, in Görlitz wurde er versteckt in einer Wohnung auf der Goethestraße, bevor das Ehepaar Deutschland verlassen musste.

Recherchiert und organisiert haben auch diesmal wieder Daniel Breutmann und Lauren Leiderman, die sich schon um die Verlegung der Stolpersteine im November sehr verdient machten. So war etwa Albert Blaus Todestag lange unbekannt, Daniel Breutmann stieß erst jetzt während seiner Recherchen darauf.

Die Stolperstein-Verlegung am 18. Mai wie auch die Albert Blau-Veranstaltung reihen sich ein in die Gedenkwochen, die die Stadt Görlitz zur Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa vor 77 Jahren gemeinsam mit vielen Partnern aus Görlitz und Zgorzelec veranstaltet und die bereits begonnen haben.

Das Programm der Görlitzer Gedenkwochen finden Sie unter: www.goerlitz.de/Gedenkwochen