Wie Schulen Viertklässler jetzt locken

Volle Klassenzimmer, Chemie-Experimente hier, Geografie-Quiz da. Dazu noch tausend Informationen und die Möglichkeit, Lehrer und Schulleitung persönlich kennenzulernen. All das, wofür Familien von Viertklässlern den Tag der offenen Tür so schätzen - aktuell ist es nicht möglich. In diesen Tagen - kurz vor den Winterferien - hätten Oberschulen und Gymnasien ihre Türen eigentlich geöffnet.
Doch viele Schulen wollen Eltern und Kindern trotzdem das Schulleben nahe bringen. Schließlich gibt es auch eine gewisse Konkurrenz, während die eine Schule sich vor Anmeldungen oft nicht retten kann, ist die andere froh, wenn genug Fünftklässler zusammenkommen. Und so sind die Angebote, die die Schulen machen, sehr unterschiedlich.
Das bieten die Gymnasien
Während etwa das Görlitzer Joliot-Curie-Gymnasium auf seiner Webseite nur kurz darauf hinweist, dass der Tag der offenen Tür nicht stattfindet, es aber viele Informationen auf der Homepage gebe und man Fragen per Mail stellen kann, macht sich das Augustum-Annen-Gymnasium richtig Mühe. Am Freitag gibt es hier einen digitalen Tag der offenen Tür. „Diese Seite ist unser digitaler Schulflur, von dem man leicht in die verschiedenen Fachbereiche gelangt, ohne sich im großen Schulhaus zu verirren“, heißt es zunächst an die potenziellen Fünftklässler gerichtet auf der Homepage. Zudem werden am Freitag die Türen digital geöffnet sein, dann können sich die Kinder umschauen, die Eltern können mit Schulleitung, Lehrern und Schülervertretern per Videokonferenz sprechen – bei vorheriger Anmeldung.
Das Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium Niesky hat sogar einen Film über die Schule gedreht – das ganze bereits im Herbst, in weiser Voraussicht, dass die Pandemie den Tag der offenen Tür nicht wie sonst erlauben würde. Schulleiter Frank Zierfuß sagt: „Die Schüler haben eigenständig das Storyboard, die Dreharbeiten und den Filmschnitt durchgeführt. Hierauf sind wir sehr stolz.“ Außerdem hat Zierfuß allen Grundschulen seines Einzugsgebietes einen Elternbrief mit allen wichtigen Informationen zusammengestellt und ihn über die Schulen und über die Elternvertretungen an die Eltern der 4. Klassen weitergeleitet.
Viele Oberschulen haben Flyer
Genau wie die Gymnasien gehen auch die Oberschulen sehr unterschiedlich mit dem Tag der offenen Tür um. Viele haben als Ersatz für die persönlichen Kontakte einen Flyer erstellt, mit dem sie den künftigen Fünftklässlern die Entscheidung erleichtern wollen. So hat es unter anderem die Oberschule Rauschwalde gemacht, die den Flyer zusammen mit einem Elternbrief an Grundschulen verteilt hat.

Auch die Melanchthonschule hat einen Flyer erstellt – allerdings in der Annahme, der Tag könnte stattfinden. Deshalb stehen darin noch das Programm zum Tag der offenen Tür, aber eben auch wichtige Informationen zur Schule, wie Schulleiterin Uta Dietzel sagt. Der Flyer geht nun an die Grundschulen, damit sie ihn mit den Halbjahreszeugnissen und Bildungsempfehlungen verteilen. Interessierte Eltern können sich übrigens auch einen in der Melanchthonschule abholen. Darüber hinaus gibt es ab 1. Februar auch einen virtuellen Schulrundgang. „Außerdem stehen wir als Schulleitung für Anfragen telefonisch und über E-Mail jederzeit zur Verfügung“, sagt Frau Dietzel.

In Mücka haben die Schüler selbst etwas für die künftigen „Kleinen“ auf die Beine gestellt. „Unsere Schüler sind gerade zu Hause damit beschäftigt, ein Videoprojekt zu realisieren. Der Film dürfte interessierten Eltern in der nächsten Woche zur Verfügung stehen“, sagt Schulleiter Torsten Weiß. In der Oberschule Rothenburg ist der persönliche Kontakt zu den Familien ebenfalls wichtig. „Natürlich wird ein Tag der offenen Tür fehlen“, so Schulleiter Gerold Schulz. „Daher nehmen wir mit den umliegenden Grundschulen Kontakt auf und sprechen das Ersatzprozedere ab. Wir haben den Anhang auf unserer Homepage unter Termine bereits vorab veröffentlicht.“
Freie Schulen setzen auf Digital-Führung
Die Freie Evangelische Oberschule Görlitz veranstaltet ihren Tag der offenen Tür diesen Sonnabend ab 9 Uhr als Online-Veranstaltung. Auf der Homepage gibt es auch hier einen virtuellen Rundgang, Schulleiter Christian Haupt informiert in mehreren Live-Schaltungen ab 9.30 Uhr über das pädagogische Konzept und die Aufnahmekriterien. Darüber hinaus steht er mit seinem Team vormittags in einem Chat bei allen zusätzlichen Fragen zur Verfügung.
Ähnlich hat es die Waldorfschule in Görlitz bereits am Mittwoch gemacht. Weil hier die Zahl der Bewerber eher einstellig ist, ging das per Zoomkonferenz – eine Plattform, die sich aktuell auch in vielen Unternehmen etabliert, wo Mitarbeiter im Homeoffice sind. Schulleiter Lutz Ackermann und sein Team informierte über Schule und Aufnahmebedingungen, Eltern konnten Fragen stellen.

Wie die Anmeldungen laufen
Viele Schulen haben sich schon genaue Konzepte überlegt, wie die Eltern der künftigen Fünftklässler ihre Kinder anmelden können - mit persönlicher Anmeldung nach vorheriger Terminvergabe, oder per Post. Auf den meisten Schulwebseiten gibt es dazu ausführliche Informationen. Ob sie noch aktuell sind, ist allerdings nicht ganz klar. Denn wie Vincent Richter vom Landesamt für Schule und Bildung auf SZ-Nachfrage mitteilt, gab es auf Landesebene noch am Mittwoch Abstimmungen zu dem Thema. Demnach soll die Bildungsempfehlung die Viertklässler bis 10. Februar erreicht haben - sei es per Post, per Abholung in der Schule oder auf anderem Wege. „Auch die Halbjahreszeugnisse werden ja mit Datum 10. Februar ausgestellt und dann ausgegeben, sobald die Schüler wieder in der Schule sind.“ Die Anmeldungsfrist für die künftigen Fünftklässler in den Oberschulen und Gymnasien endet dann am 26. Februar.