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Sorgt die Inflation für ein Ende des Bio-Booms in Görlitz?

Der Bundesverband Naturkost Naturwaren beklagt einen Rückgang der Verkäufe. Auch in Görlitzer Bioläden ist die Krise zu spüren.

Von Marc Hörcher
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Jana Michel zeigt Bio-Eier, die zur Produktpalette des Bioladens im Bahnhof gehören.
Jana Michel zeigt Bio-Eier, die zur Produktpalette des Bioladens im Bahnhof gehören. © Pawel Sosonowski / SZ-Archiv

Jana Michel ist mittlerweile jede Woche mehrere Stunden lang damit beschäftigt, die Preisschilder in ihrem Laden "Bio im Bahnhof" anzupassen. "Und ich tue das nicht gerne", sagt sie - aber die Inflation zwinge auch sie dazu, mehr Geld für die Produkte zu nehmen. Zu kämpfen habe der Görlitzer Bio-Laden deswegen zwar nicht, aber "die Umsätze sind schon nicht mehr so hoch wie in den vergangenen beiden Jahren". Das seien allerdings auch "Sonderjahre" gewesen. Wegen Corona versorgten sich auch in der Neißestadt die Leute eher zu Hause, anstatt auswärts essen zu gehen. Folglich seien auch Bio-Lebensmittel gefragter gewesen, erklärt Jana Michel. Etwa seit Februar beziehungsweise seit Kriegsbeginn sei nun ein Rückgang zu verzeichnen.

Deutschlandweit haben Bioläden und Bio-Supermärkte in den ersten drei Monaten dieses Jahres wesentlich weniger verkauft als im Vorjahreszeitraum, teilte der Bundesverband Naturkost Naturwaren jüngst mit. Wie die neueste Studie des Marktforschungsinstituts GfK zum Thema ergab, waren im April erstmals Einflüsse der Inflation auf die Nachhaltigkeit beim Einkaufsverhalten zu spüren. Deutsche Konsumenten legten demnach etwas weniger Wert auf Nachhaltigkeit bei Produkten des täglichen Bedarfs, der Wert sank allerdings nicht dramatisch.

Im Bioladen Naturkost-Arche auf dem Gelände der alten Hefefabrik auf der Bautzener Straße seien die Umsätze "bis jetzt konstant geblieben", teilt Geschäftsleiterin Marianne Herre mit. Die Nachfrage bewege sich im "normalen Auf und Ab", die auch jahreszeitenbedingt sei. "Sicherlich kann ich mir vorstellen, dass bei einer voranschreitenden Inflation am Ende auch beim Essen gespart wird, aber eben erst am Ende", ergänzt ihr Mann, Fabrikbesitzer Bernhard Icking.

Doch auch die Naturkost-Arche musste die Preise für den Verbraucher bereits anheben. Insbesondere bei Butter und Milch seien sie in einem Maße gestiegen, das nicht immer nachvollziehbar und "dem Kunden auch nicht immer leicht zu erklären" sei. Um die Preise möglichst stabil zu halten, versuche man auf Lieferketten aus der Region zurückzugreifen. Das sei aber nicht immer umsetzbar. Die Milchproduktion geschehe beispielsweise häufig im Voralpenland. Dabei lasse sich die Produktion der als umweltfreundlicher geltenden Heumilch durchaus auch ins Flachland verlagern.

Beschwerden von Kunden über die Preisänderungen habe sie bislang noch nicht gehört, erklärt Jana Michel. Sie vermutet: "Das wird wahrscheinlich kommen, wenn wir die Preise für die Backwaren anpassen müssen." Die gehen nämlich im Gegensatz zu den anderen Produkten bei Bio im Bahnhof im Kundenverkauf direkt über die Ladentheke.