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Gab Ostern den Auftakt für mehr Touristen in Görlitz?

Die Corona-Zurückhaltung in Hotels und Gasthäusern ist zwischen Görlitz und Niesky spürbar. Die Sehnsucht nach Normalität jedoch ist groß. Ein Problem bleibt.

Von Gabriela Lachnit
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Die ersten Touristen beleben die Altstadt von Görlitz. Es sind zwar Osterferien, aber das Wetter spielt nicht mit, es ist einfach noch zu kühl und zu regnerisch.
Die ersten Touristen beleben die Altstadt von Görlitz. Es sind zwar Osterferien, aber das Wetter spielt nicht mit, es ist einfach noch zu kühl und zu regnerisch. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Kühl aber sonnig, so war das Osterwetter in Görlitz in diesem Jahr. Sonnige Aussichten für eine Tourismusprognose lassen sich daraus kaum ableiten, unterkühlter Optimismus bei Hoteliers und Gastronomen aber schon. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie und angesichts der Lage in Europa werden die Sorgen größer.

Nichtsdestotrotz werben Gastronomen und Hoteliers um Gäste, sowohl in Görlitz, in der Region und überregional. Auf taube Ohren stößt das nicht.

Die Menschen wollen wieder raus ins Grüne

So hatte Ralf Richter von Carari am Berzdorfer See zu einigen Osteraktionen auf sein Areal in Deutsch Ossig eingeladen, darunter zur Ostereiersuche für Kinder und zum Live-Gitarrenkonzert. "Das war gut besucht, unsere Erwartungen wurden erfüllt", sagt er und berichtet von weiteren Events, zu denen er einlädt, darunter zum Walpurgisfeuer mit der Tanzcompagnie des Görlitzer Theaters. Auch die meisten anderen Imbissangebote am Berzdorfer See waren Ostern geöffnet und freuten sich am Ostersonntag und -montag über viele Gäste.

Mit dem Osterzuspruch ist auch Sabine Fritzsche zufrieden. Sie ist die Inhaberin des Gasthauses "Zum alten Bahnhof" in Hagenwerder. "Es waren viele Menschen unterwegs, das Wetter bot ja Gelegenheit dazu, obwohl es noch recht kühl ist", sagt sie. Dennoch spürt die Wirtin, dass vielen Leuten die Corona-Zeit noch immer anhängt. "Ich habe das Gefühl, die Gäste sind noch sehr zurückhaltend, was Gaststättenbesuche angeht", erklärt Frau Fritzsche. Sie hofft darauf, dass mit steigenden Temperaturen mehr Radfahrer unterwegs sein werden und im alten Bahnhof Station machen. Die regionale Küche sei beliebt, nicht nur bei Einheimischen, sondern auch bei fernradelnden Menschen. "Ich bin da ganz zuversichtlich", sagt sie.

Corona-Zurückhaltung schwindet langsam

Annehmbares Wetter zieht die Menschen gerade jetzt ins Freie. Das spürten die Wirte der Gaststätte "Finnhütte am Quitzdorfer Stausee". Es kamen viele gut gelaunte Gäste, die froh waren, dass nach den Corona-Einschränkungen fast alles wieder nahezu normal ablaufen kann. Über ein gutes Osterwochenende freut sich Kathrin Kiwitz. Sie ist die Betriebsleiterin des Bürgerhauses in Niesky. "Die Gaststätte war nicht ganz voll, aber wir spüren, es werden zunehmend mehr Gäste", sagt sie. Für einen Wochenend-Besuch in der Gaststätte des Bürgerhauses empfiehlt sie eine Tischreservierung.

Im Hotel "Zum dreibeinigen Hund" in der Görlitzer Büttnerstraße verlief Ostern ruhiger als sonst. "Die Buchungsanfragen waren verhaltener", erklärt Inhaber Michael Hoffmann. Woran das liegt, darüber kann er nur Vermutungen anstellen: Vielleicht sei es die Beunruhigung wegen des Krieges in der Ukraine, vielleicht ist es noch eine gewisse Corona-Zurückhaltung. Hoffmann weiß es nicht genau.

Touristiker aus Polen informierten sich Anfang April über die Tourismus-Offerten in Görlitz.
Touristiker aus Polen informierten sich Anfang April über die Tourismus-Offerten in Görlitz. © Foto: EGZ

Neue Werbestrategien

Auch bei der Europastadt Görlitz-Zgorzelec GmbH (EGZ) weiß man um den zögerlich anlaufenden Tourismus. Zwar ist das erste Quartal jedes Jahres ohnehin von viel weniger Touristen geprägt als beispielsweise die Zeit zwischen Mai und Oktober. Aber nach zwei Corona-Jahren fiel der Zuspruch im ersten Quartal 2022 mehr ab als gewöhnlich. In Görlitz waren im Januar dieses Jahres insgesamt 40 Beherbergungsstätten geöffnet. Das sind vier mehr als 2021, aber vier weniger als 2020 im Januar. Die Auslastung der Hotels lag im Januar 2022 gegenüber Januar 2020, als Corona gerade erst im Westen Deutschlands angekommen war, um etwas weniger als die Hälfte niedriger. Bei Hotels garni sank die Auslastung in diesem Jahr sogar auf weniger als ein Drittel.

Um mehr Fahrt in den Görlitz-Tourismus zu bringen, setzt die EGZ nicht nur auf bewährte Werbe- und Marketing-Strategien, sondern auch auf neue. Anfang April beispielsweise hatte die EGZ Mitarbeiter von Tourismusbüros aus ganz Niederschlesien eingeladen. Etwa 30 folgten der Einladung und erfuhren vor Ort, was Görlitz für Tagesgäste und jene, die vielleicht sogar länger bleiben möchten, zu bieten hat. „Wenn unsere polnischen Kollegen in Breslau oder im Hirschberger Tal gut über Görlitz informiert sind, können sie gezielt ihre Gäste hierher lenken“, beschreibt Eva Wittig, Geschäftsführerin der EGZ, die Idee dahinter. „Wir wollen mit Angeboten wie diesen, neue Akzente in der Gästewerbung setzen und die länderübergreifende Zusammenarbeit unter Touristikern weiterdenken“, erklärt Eva Wittig.

Personalmangel wirkt sich auf Servicequalität aus

Doch einer steigenden Zahl an Touristen in Görlitz könnten Grenzen gesetzt sein. Schon vor der Pandemie klagten Hoteliers und Gastronomen über Personalmangel. Corona verstärkte das Problem erheblich, denn viele Mitarbeiter suchten sich andere Jobs. Michael Hoffmann befürchtet, dass viele Hotels wie seins die zahlreichen Anfragen nach Übernachtungen gar nicht positiv beantworten können, weil die Fülle personell nicht zu leisten ist. "Es fehlt Fachpersonal im Restaurant- und im Zimmer-Service sowie in der Küche", erklärt er. Oft sei in Gaststätten 22 Uhr Küchenschluss. Fehlendes Personal führe zu Abstrichen im Service, und das sei für eine Touristenstadt wie Görlitz schädlich, so Hoffmann. Er nennt es schmerzlich, wenn es jahrelang in Hotels und Gastronomie bergauf ging, jetzt aber auf die Bremse getreten werden müsse, um die gewohnte Servicequalität zu halten.