Darum bekommen Görlitz und Zittau keine Universität

Wissen ist der wertvollste Rohstoff, den Görlitz hat. Das muss genutzt und ausgebaut werden, findet die AfD-Fraktion des Görlitzer Stadtrates und schlägt vor, dass Görlitz von der Hochschule- zur Universitätsstadt aufsteigt. Und zwar gemeinsam mit Liberec und Breslau – innerhalb der nächsten Jahre und Jahrzehnte. Eine Technische Europa-Universität „Dreiländereck“ sollen sie alle gemeinsam bilden. Finanziert werden könnte der Ausbau auch mit Strukturwandel-Mitteln.
Auch den Partnern in Liberec und Breslau könnte diese Dreiländeruniversität helfen, seien sie doch selbst strukturschwache Gebiete. Auf lange Sicht hätten alle gemeinsam bessere Chancen als Universitätsstandort. In Görlitz und Zittau könnte es dann statt bislang 3.000 Studenten bis zu 12.000 geben. So weit die Idee und der Vorschlag, den die AfD im Stadtrat einbrachte.

Doch hier fand der Vorstoß keine Zustimmung. Vor allem der anwesende Rektor der Hochschule Zittau-Görlitz, Prof. Alexander Kratzsch, wies das entschieden zurück und erklärte auch, warum. Schon jetzt sei es eine große Herausforderung, die Studierendenzahlen zu halten. Das gehe nur mit großem Zulauf aus dem Ausland-– also mit einer entsprechenden Willkommenskultur in der Stadt. Zudem habe Sachsen bereits eine der höchsten Universitätsdichten im Land. Die Hochschule Zittau-Görlitz soll Regionalversorger sein, das heißt, junge Menschen ausbilden, die dann auch hierbleiben und Jobs in der Region finden. Mit Liberec und Breslau arbeite man ohnehin schon sehr eng zusammen, so Kratzsch. Es gibt gemeinsame Studiengänge und Austauschprogramme.
Prof. Joachim Schulze, der selbst an der Hochschule Zittau-Görlitz gearbeitet hat, betonte, wie forschungsstark diese sei. Der jetzige Weg mit Kooperationen zu hiesigen Unternehmen und dem Aufbau neuer Forschungsinstitute sei richtig und wichtig. Bereits jetzt ist die Zittau-Görlitz bei den Fachhochschulen Vorreiter, was Forschung betrifft. „Es ist ein Irrweg, die beiden Typen Universität und Hochschule gegeneinander abzuwägen“, so Schulze. Die Hochschule in eine Universität umzuwandeln, wäre außerdem ein politischer Prozess, der Unsummen verschlingen und viele Jahre dauern würde.
Oberbürgermeister Octavian Ursu, dem nachgesagt wird, sich für die Hochschule zu engagieren, wie lange kein OB mehr vor ihm, bestätigte eine enge Verbindung zur Hochschule. „Wir wollen sie weiter ausbauen – mit unseren Möglichkeiten und in Etappen, die wir für realistisch halten.“