Alles lief so gut am Sonntag beim zweiten Liga-Spiel des jungen American-Football-Vereins Görlitz Grizzlies. Sie spielten am Wochenende gegen die Erzgebirge Miners - und gewannen. Doch dann kam die Annaberger Mannschaft auf Daniel Kislicyn, Chef des Görlitzer Teams zu. Sie war weniger glücklich über den Spielverlauf. Nicht etwa wegen des Ergebnisses, sondern weil einer ihrer Spieler wahrscheinlich rassistisch beleidigt wurde. Die Görlitz Grizzlies reagierten mit einer Stellungnahme - die viel Zuspruch findet.
"Neben all dem Teamgeist, dem Spaß und der Freude über den heutigen Sieg", schrieben die Grizzlies noch am Sonnabend auf Instagram, "wurde das Spiel von einem rassistischen Vorfall überschattet." Wie Daniel Kislicyn gegenüber der SZ schildert, sollen Zuschauer des Spieles gegenüber einem Mitglied der Erzgebirge Miners Affenlaute imitiert haben. "Ich habe es selbst nicht mitbekommen", erzählt Kislicyn, aber er glaubt den Schilderungen des gegnerischen Teams. Demnach sollen die Geräusche gegen einen bestimmten Spieler mit Migrationshintergrund gerichtet gewesen sein, "das war wohl eindeutig". Eine kurzfristige SZ-Anfrage an die Erzgebirge Miners blieb am Donnerstag noch unbeantwortet.
Vereinsstatement trifft auf viel Zustimmung
Es gibt in Görlitz Vermutungen, wer die betreffenden Gäste waren, feststellen lässt sich das aber nicht mehr. So stehen lassen wollte Kislicyn, der die Görlitz Grizzlies voriges Jahr gründete, den Vorfall jedenfalls nicht, "ich habe mich von Beginn an klar positioniert: Eine solche Menschenfeindlichkeit leben wir als Verein definitiv nicht. Bei uns ist jeder willkommen."
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In dem Statement schreibt der Verein: "Wir sind stolz darauf, nicht nur ein Team, sondern eine Familie zu sein, die auf den Grundwerten von Weltoffenheit, Toleranz und Respekt aufbaut", teilt der Verein mit. "Wir möchten klarstellen, dass wir jede Form von Rassismus aufs Schärfste verurteilen und ihm in unserem Umfeld keinen Raum geben."
Zumal auch die Görlitzer Mannschaft mehrere Nationen vereint. Kislicyn hat deutsch-russische Wurzeln, andere Mitglieder albanische und deutsch-italienische, unter anderem. "Ich war auch persönlich schockiert", sagt Kislicyn. In der Mitteilung schreibt der Verein: "Wir glauben fest daran, dass Vielfalt unsere Stärke ist und dass jeder Mensch, unabhängig von seiner Hautfarbe, Religion oder Nationalität das Recht hat, mit Würde und Respekt behandelt zu werden." Dass das im Landkreis Görlitz manche anders sehen, es auch hier rechtsextreme Strömungen und Gruppen gibt, ist bekannt. Auch deshalb das Statement des Vereins, der auch als Vorbild fungieren will. "Es wird nicht besser, wenn man sich nicht gegen solche Vorfälle wehrt."
Auf Instagram haben inzwischen fast 700 Personen die Stellungnahme aus Görlitz geliked, darunter beispielsweise der American-Football-Verband Sachsen und andere Teams wie die Vogtland Rebels und die Rathenow Raccoons.
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Einen auffällig ähnlichen Fall gab es erst kürzlich
Die Schilderungen von dem Vorfall kommen bekannt vor: Vor einem Monat, Ende Mai, gab es einen sehr ähnlichen Fall im Regionalfußball bei Budissa Bautzen. In einem Spiel wurde Mittelfeldspieler Daniel Olaoye vom FC Oberlausitz Neugersdorf rassistisch beleidigt. Zweimal, als er am Ball war, sollen Affenlaute von der Tribüne gekommen sein. Olaoye hat britisch-nigerianische Wurzeln. Der Gastgeber, Budissa Bautzen, veröffentlichte ebenfalls eine Erklärung auf seiner Homepage und leitete interne Untersuchungen ein, um die Verantwortlichen zu identifizieren. "Das ist leider ins Leere gelaufen", sagt Budissa-Sprecher Robert Steinbach.
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Dem Verein selbst gelang es zwar nicht, einen Verdächtigen zu identifizieren, allerdings hatte auch die Polizei von Amtswegen eine Anzeige wegen des Verdachts auf verhetzende Beleidigung gefertigt. Ihre Ermittlungen laufen noch, teilt Maximilian Funke, Sprecher der Polizeidirektion Görlitz, mit.