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Ersteigerer bieten Görlitzer Häuser zum Schleuderpreis an

Für 70.000 Euro ersteigert, für 10.000 Euro zum Weiterverkauf im Internet: Die Machenschaften der Familie Spettmann werden immer undurchsichtiger.

Von Ingo Kramer
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Die Rauschwalder Straße 53 in Görlitz ist eine Ruine. Spettmann ersteigerte sie für 70.001 Euro.
Die Rauschwalder Straße 53 in Görlitz ist eine Ruine. Spettmann ersteigerte sie für 70.001 Euro. © Martin Schneider

Das Spiel war von Anfang an merkwürdig: Am 15. März ersteigerte Leonardo Spettmann aus Düsseldorf am Amtsgericht Görlitz das Gebäude Bismarckstraße 18 in Görlitz für den in Rom lebenden Roberto Petrucci. Bei 70.101 Euro ging der Zuschlag an ihn. Bezahlen will er aber erst am 30. Juni. Gegenüber der SZ erklärte Spettmann, dass Petrucci in Görlitz schon mehrere Häuser und einen Bautrupp habe und auch dieses Gebäude sanieren wolle. Trotzdem stand das Haus bereits am nächsten Tag auf der Internetplattform Immoscout24 zum Weiterverkauf – für 99.999 Euro, angeboten von einer Anastasia Spettmann und einer Gelago Immobilien GmbH.

Das Gebäude Bismarckstraße 18 wurde für 70.101 Euro versteigert. Jetzt steht das Haus zum Verkaufspreis von 9.999 Euro im Internet.
Das Gebäude Bismarckstraße 18 wurde für 70.101 Euro versteigert. Jetzt steht das Haus zum Verkaufspreis von 9.999 Euro im Internet. © nikolaischmidt.de

Jetzt aber wird die Sache noch undurchsichtiger: Das Haus steht immer noch im Internet zum Verkauf, aber nur noch für 9.999 Euro. Und mit dem Vermerk „Der angegebene Preis dient als Orientierungshilfe. Gerne nehmen wir ihr individuelles Angebot entgegen.“ Also ein Minusgeschäft für die Spettmanns? Wohl kaum.

Doch welches Geschäftsmodell die Familie hier verfolgt, ist unklar. In dieser Woche hat sie die Reste des Hauses Rauschwalder Straße 53 in Görlitz ersteigert – für 70.001 Euro. Es besteht nur noch aus Keller- und Erdgeschoss sowie einem Treppenhaus und Anbauten im Hof. Der Verkehrswert liegt bei 2.800 Euro, Spettmanns boten das 25-fache und erhielten den Zuschlag. Jetzt bieten sie die Ruine im Internet für 7.777 Euro an, auch hier soll der Preis nur eine Orientierungshilfe sein.

Ist Petrucci nur ein Strohmann?

Beobachter vermuten, dass Petrucci lediglich ein Strohmann ist und die Spettmanns nicht vorhaben, die 70.000 Euro pro Haus tatsächlich zu bezahlen. Und, dass sie beide Objekte schnellstmöglich weiterverkaufen wollen. Das sind momentan freilich nur Vermutungen. Ob sie zahlen oder nicht, wird sich am 30. Juni herausstellen.

Bei Immoscout24 bieten sie noch weitere unsanierte Häuser in Görlitz und Umgebung zum Verkauf an, darunter das Eckhaus Hohe Straße 11/Jahnstraße für 11.111 Euro, das Eckhaus James-von-Moltke-Straße 35/Emmerichstraße für 22.222 Euro sowie das Haus Am Bahnhof 1 in Kodersdorf für 99.999 Euro. Das ist das alte Bahnhofsgebäude. Die obere Wohnung in dem Haus ist langfristig vermietet. Die Görlitzer Gebäude befinden sich indes allesamt in einem schlimmen Zustand. Teilweise wurden sie von der Stadt notgesichert, um sie vor dem Einsturz zu bewahren.

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