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Warum die Stadtwerke drei Millionen Euro investieren

An der Waldorfschule in der Görlitzer Innenstadt entsteht ein Energie-Effizienz-Quartier. Das ist spannender als es klingt.

Von Ingo Kramer
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OB Octavian Ursu (l.) und Stadtwerke-Chef Matthias Block schauen sich die neue Energiezentrale EEQ1+ im Keller der Görlitzer Waldorfschule an.
OB Octavian Ursu (l.) und Stadtwerke-Chef Matthias Block schauen sich die neue Energiezentrale EEQ1+ im Keller der Görlitzer Waldorfschule an. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Die neue Waldorfschule an der Bahnhofstraße hat sie alle: Blockheizkraftwerk, Pelletkessel, Gaskessel und Solarthermie. Zusammen nennen sich die vier „Energiezentrale EEQ1+“ – und sind der neue Stolz der Görlitzer Stadtwerke. Und das vor allem wegen der Energieeinsparung gegenüber herkömmlichen Anlagen: Mit 825 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr rechnen die Stadtwerke. Mit dieser Einsparung könnte ein PKW etwa 110-mal um die Erde fahren, also 4,4 Millionen Kilometer zurücklegen.

Die Stadtwerke haben sich für dieses Projekt im Keller und auf dem Dach der Waldorfschule eingemietet. Am Donnerstag wurde das EEQ1+ feierlich eingeweiht. EEQ steht dabei für Energie-Effizienz-Quartier. Drei Millionen Euro hat es gekostet, darunter sind 1,44 Millionen Euro Efre-Förderung von der EU. Tatsächlich in Betrieb ist das EEQ1+ aber schon seit 27. Oktober 2020. Nur wegen Corona war vorher keine feierliche Würdigung möglich.

OB Octavian Ursu (l.) schaut durch ein Guckloch in das Pelletlager. Es fasst 50 Tonnen Pellets. Wenn der Kessel durchgehend auf Volllast fährt, reicht diese Menge für 20 Tage, erläutert Projektleiter Ronald Engler von den Stadtwerken (rechts).
OB Octavian Ursu (l.) schaut durch ein Guckloch in das Pelletlager. Es fasst 50 Tonnen Pellets. Wenn der Kessel durchgehend auf Volllast fährt, reicht diese Menge für 20 Tage, erläutert Projektleiter Ronald Engler von den Stadtwerken (rechts). © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Einerseits werden hier Nahwärme und Strom produziert, erläuterte Stadtwerke-Chef Matthias Block vor zahlreichen Gästen. „Andererseits schaffen wir es auch, die Balance zwischen Preis, Umweltschutz und Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“

Angeschlossen an das EEQ1+ und das schon seit 2012 an der Salomonstraße bestehende EEQ1 ist nicht nur die Waldorfschule, sondern mittlerweile das halbe Quartier, darunter Landratsamt, Advita-Pflegezentrum am Bahnhof, zahlreiche Mietshäuser und künftig auch der neue Senckenberg-Komplex an der Bahnhof-/Ecke Jakobstraße. „Wir schaffen es, sozial verträgliche Preise anzubieten, weil wir die Energie am Ort ihres Verbrauchs erzeugen und somit kurze Wege haben“, sagt Block.

OB Octavian Ursu verweist darauf, dass das Thema Dekarbonarisierung gerade bundesweit diskutiert wird: „Wir reden nicht nur, wir machen es.“ Auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt versuche Görlitz, bis 2030 so viel wie möglich zu erreichen – auch wenn einige Menschen dem Thema momentan noch mit Skepsis begegnen.

Diese Skepsis hat auch Jens Schröter von der Firma Bernardi Ingenieure, der die Anlage geplant und in der Bauphase begleitet hat, erlebt. „Man fragt sich, ob in Deutschland wirklich schon alle politischen Weichen gestellt sind“, sagt er. Beim EEQ1+ begann die Planung im Sommer 2015. So stolz er auf die Anlage und die Zusammenarbeit mit allen beteiligten Firmen ist: „Sechs Jahre Projektlaufzeit sind einfach zu lange.“ Doch aktuell überwiegt bei ihm die Freude. „Wir haben hier eine 215-KW-Solarthermie-Anlage“, sagt er: „Sie gehört zu den größten in ganz Sachsen.“

Die Stadtwerke arbeiten derweil – nach Salomon- und Bahnhofstraße sowie JVA, Bombardier-Werk und Labor Cottbuser Straße – schon an ihrem sechsten EEQ in Görlitz. Es entsteht in der Steinstraße. „Ich hoffe, dass wir es ebenfalls zeitnah in Betrieb nehmen können“, sagt Block.