Görlitzer Zwangsversteigerung gelingt ohne Spekulanten

Leonardo Spettmann aus Geldern, der seit Mitte März für den Römer Roberto Petrucci drei Ruinen im Stadtgebiet von Görlitz bei Zwangsversteigerungen erworben hatte, ist am Donnerstag zu einem vierten Termin nicht im Görlitzer Amtsgericht aufgetaucht. Versteigert wurde diesmal die Pfeiffergasse 4 in Ludwigsdorf.
Dabei handelt es sich um einen Teil des früheren Rittergutes Niederludwigsdorf, das um 1773 errichtet wurde und unter Denkmalschutz steht. In Ludwigsdorf ist es als Demisch-Gut bekannt. Das Versteigerungsgrundstück ist mehr als 5.500 Quadratmeter groß. Bebaut ist es mit einem Wohnhaus und einem ehemaligen Kuhstall. Beide Gebäude sind in einem sehr schlechten Zustand, der Kuhstall ist ruinös.
Besitzer hat Grundsteuerschulden
Besitzer war bisher der 48-jährige Simon Roger Schalk, der in England gemeldet ist. Weil er seit 2013 immer wieder seine Grundsteuern nicht bezahlt hat, hat die Stadt das Anwesen nun zwangsversteigern lassen. Der Verkehrswert wurde von einem Gutachter auf 40.200 Euro festgesetzt.
Das Mindestgebot betrug nur 5.500 Euro. Das entspricht den Gerichtskosten. Allerdings erklärte die Rechtspflegerin gleich vorab, dass das Gericht einen Zuschlag versagen muss, der unter 50 Prozent des Verkehrswertes liegt. Somit waren 20.100 Euro nötig, um das Grundstück zu erwerben.
Es gibt nur einen Bieter
Der Ludwigsdorfer David Ledwon bot exakt diese Summe. Weil niemand anderes mitsteigerte, erhielt er den Zuschlag. Der 48-Jährige ist in Ludwigsdorf kein Unbekannter: Er wohnt selbst in dem Görlitzer Ortsteil, seine Frau betreibt dort das Hotel „Dein Gutshof“. Es umfasst den früheren Gutshof Hedicke, aber mittlerweile auch das alte Herrenhaus des Demisch-Gutes. Im einstigen Herrenhaus befinden sich heute mehrere Ferienwohnungen.
Das Herrenhaus grenzt direkt an das Grundstück, das jetzt zwangsversteigert wurde. „Ich will das alte Wohnhaus sanieren, entweder als Zuwachs zum Hotel oder als altersgerechtes Wohnen“, erklärt Ledwon auf SZ-Nachfrage. Auch der Kuhstall soll erhalten und restauriert werden. Die genaue Nutzung steht noch nicht fest. Auf dem hinteren Teil wäre eventuell noch Platz für den Neubau eines Einfamilien- oder Doppelhauses, überlegt der neue Eigentümer. „Ich bin seit fünf Jahren dran, dieses Grundstück zu bekommen“, sagt Ledwon. Die Umsetzung seiner Pläne sei eine sehr große Herausforderung, doch er freue sich darauf, dort etwas zu schaffen.