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Bürgerproteste gegen Sendemast

Vodafone will in Königshain sein Mobilfunk-Netz ausbauen. Doch die Details finden nicht alle gut.

Von Constanze Junghanß
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Bürgermeister Siegfried Lange konnte die Gemeinderatssitzung erst mit einer Stunde Zeitverzögerung beginnen.
Bürgermeister Siegfried Lange konnte die Gemeinderatssitzung erst mit einer Stunde Zeitverzögerung beginnen. © Constanze Junghanß

Für den Mobilfunkanbieter Vodafone steht der Standort für den neuen Funkmast fest: Auf einem Feld zwischen Baumreihen im Niederdorf wird der etwa 40 Meter hohe Gittermast gebaut. Lediglich der obere Teil des Mastes schaue da heraus, so Vodafone-Konzernsprecher Volker Petendorf. 2021 soll das passieren. „Seit Ende Juli 2020 läuft das Baugenehmigungsverfahren“, erklärt Petendorf. 250.000 Euro kostet diese Investition. „Ziel ist es, die Infrastruktur entscheidend zu verbessern und ein bestehendes Funkloch in der mobilen Breitbandversorgung zu schließen“, sagt der Konzernsprecher.

Durch die neue Mobilfunkstation in Königshain sollen die rund 1.200 Anwohner an das LTE-Netz von Vodafone angebunden werden. Neben LTE (4G) wird die Station auch 2G und 5G an Bord haben. Angesichts der „enormen Erschließungs- und Betriebskosten“ - zum Beispiel für die Standort-Miete, die Stromversorgung, Wartung, Reparaturen und mehr - müssten die Mobilfunknetzbetreiber gerade in Regionen mit vergleichsweise geringer Einwohnerzahl und topographisch schwer zu versorgenden Gebieten genau kalkulieren, ob und unter welchen Voraussetzungen sich der Bau einer neuen Mobilfunkstation wirtschaftlich trägt. „Für das Neubauprojekt in Königshain stehen die Investitionsmittel bereit. Das passende Grundstück ist ebenfalls bereits gefunden und vertraglich gesichert“, sagt Volker Petendorf. Weitere Alternativ-Standorte wurden im Vorfeld geprüft, die sich aber nicht eigneten.

Flugblatt warnt vor Wertverfall und Strahlenbelastung

Doch so recht begeistert sind in Königshain nicht alle. An dem Vorhaben wurde Kritik laut. Ein anonymes Flugblatt kursierte. Das liegt der SZ und sächsische.de vor. Darin heißt es unter anderem, dass es im Dorf bereits zwei Mobilfunkmasten in Ortsrandlage gibt. Ein weiterer Funkturm im Naherholungsgebiet würde das „idyllische Landschaftsbild für immer entstellen“, heißt es da. Und auch, dass der Neubau zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Ortsbildes mit seinen historischen Bauten führen würde. Ein Wertverfall der umliegenden Grundstücke wird außerdem ebenso befürchtet, wie gesundheitliche Risiken durch Strahlenbelastung. Der oder die unbekannten Verfasser riefen dazu auf, beim Gemeinderat auf ihre Ansichten aufmerksam zu machen.

25 bis 30 Bürger folgten diesem Aufruf. Und begehrten im Schloss Einlass. Da fand die Ratssitzung statt. Bürgermeister Siegfried Lange sah sich davon überrumpelt. Weder stand das Thema „Funkmast“ auf der Tagesordnung, noch war – coronabedingt – eine Bürgerfragestunde angesetzt. Der Zutritt wurde den Bürgern verwehrt, weil der Platz im Sitzungsaal für den notwendigen Sicherheitsabstand nicht gegeben war.

Wegschicken lassen wollten sich die Königshainer dennoch nicht und ihren Unmut kund tun. Zwar befürworte der Großteil einen neuen Mobilfunkmast, allerdings nicht an der geplanten Stelle im Niederdorf. Dass nicht von Anfang an mit offenen Karten gespielt worden sei, ärgerte die Leute ebenfalls. Innerhalb einer Woche haben die Bürger 137 Unterschriften gegen den Mast gesammelt. Sie verlangen, dass sich der Gemeinderat gegen den Standort ausspricht. Da befindet sich in Sichtweite auch das Feriendomizil Mühlenhof.

Auch von der Denkmalpflege kommt Kritik

Aus den Unterlagen geht hervor, dass sich das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen auch nicht mit dem Standort im Niederdorf anfreunden kann. Vielmehr heißt es in dem Schriftstück vom August dieses Jahres, „dass ein hoher Sendemast in Nachbarschaft des Mühlenhofes eine erhebliche Beeinträchtigung der Wirkung des Kulturdenkmals mit sich brächte und damit aus denkmalpflegerischer Sicht nicht genehmigungsfähig wäre.“

Siegfried Langes Auffassung: Die Gemeinde habe mit der ganzen Sache nichts zu tun und sei für Kritik die falsche Adresse. So oder so habe die Gemeinde keine passenden Grundstücke zur Verfügung stellen können. Vielmehr habe er den Mobilfunk-Anbieter an landwirtschaftliche Betriebe verwiesen. Welche das sind, sagt er nicht. Das Grundstück, auf dem der Mast errichtet werden soll, sei Privateigentum und der Gemeinde damit die Hände gebunden.

„Die Abstimmung mit der Kommune erfolgte bereits im Frühjahr/Sommer 2019“, erklärt Unternehmenssprecher Petendorf. Der Bauantrag sei am 27. Juli 2020 eingereicht worden. Mit der Baugenehmigung rechnet Vodafone noch in diesem Jahr.

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