Monatelang gab es in Görlitz erbitterte Auseinandersetzungen um die Zukunft des Schlachthof-Geländes, Beteiligte zogen bis zum Oberlandesgericht. Jetzt ist dieser Streit offenbar gelöst.
Wie das Görlitzer Rathaus am Freitagnachmittag mitteilte, haben Oberbürgermeister Octavian Ursu und der Eigentümer des Görlitzer Schlachthof-Geländes, Franz Josef Gausepohl, Einigung über den Verkauf des Grundstückes erzielt. Der städtische Großvermieter Kommwohnen wird das Gelände erwerben.
Über den Verkaufspreis ist Stillschweigen vereinbart worden. Nach SZ-Informationen hatte Gausepohl Ende 2021 rund 1,2 Millionen Euro als Verkaufspreis aufgerufen, der damalige Baubürgermeister Michael Wieler hielt diese Summe für ein Mehrfaches von dem, "was das Grundstück eigentlich wert ist". Stattdessen brachte die Stadt 350.000 bis 450.000 Euro ins Spiel, das sei der sanierungsrechtlich genehmigungsfähige Kaufpreis. Doch sah Wieler durchaus auch Spielraum für eine höhere Summe, wenn die Stadt auf dem Gelände wichtige Dinge unterbringen will.
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Genau das ist der Fall. Denn Görlitz will zum einen am liebsten einen Schul-Campus rund um die künftige fünfte Oberschule an dieser Stelle verwirklichen. Schließlich existiert auf dem Areal auch der Nostromo-Club. Um dessen Verbleib wurde in den vergangenen zwei Jahren hart gerungen. Nun sei er an diesem Standort gesichert, versichert jetzt Ursu laut einer Mitteilung des Görlitzer Rathauses. Und zum anderen hatte die Stadt auch immer wieder andere Optionen für das Gelände ins Spiel gebracht. Genau das sei schließlich, so erklärte Ursu gegenüber der SZ, seine Motivation bei den Verhandlungen gewesen. "Wir diskutieren immer wieder Pläne, auch für dieses Gelände, kommen aber nicht voran, weil es uns nicht gehört". Mit dem Kauf durch Kommwohnen werde das nun geändert.
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Gausepohl zeigte sich zugleich froh, dass nun der Streit über das Schlachthof-Gelände beendet ist. Er wollte sich bereits seit geraumer Zeit von der Fläche trennen, weil alle seine Vorstellungen an dieser Stelle bislang gescheitert waren. Auch stadtplanerische Projekte gerieten in eine Sackgasse, weil es keine Investoren gab.
Als dann die Stadt erwog, ein Zivilschutzzentrum auf dem Gelände ansiedeln zu wollen, wehrte sich der Nostromo-Club gegen die Baupläne, weil er darin keinen Platz mehr fand. Daraufhin setzte dann Eigentümer Gausepohl im Februar 2021 der Stadt ein Ultimatum, kündigte dem Nostromo-Club die Räume und reichte anschließend eine Räumungsklage ein. Vollstreckt wurde sie nie, doch trafen sich die Beteiligten vor Gericht.
Parallel dazu stieg die Stadt in Verkaufsverhandlungen ein. Zunächst moderierte sie Gespräche mit einem möglichen privaten Zwischenkäufer, angesichts der Summen stieg sie schließlich selbst ein. Die notariellen Vereinbarungen sollen, so hieß es am Freitag aus der Stadtverwaltung, so bald wie möglich unter Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Gremien abgeschlossen werden.