Görlitz
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Junger Pfarrer bringt sorbische Kultur nach Görlitz

Tobias P. Jachmann hat wendische Wurzeln und betreut die Gemeinde in Forst. Beim Lausitz Kirchentag organisiert er das "Serbski Centrum".

Von Ines Eifler
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Pfarrer Tobias Pawoł Jachmann aus Forst betreut beim Lausitz Kirchentag das "Serbski Centrum".
Pfarrer Tobias Pawoł Jachmann aus Forst betreut beim Lausitz Kirchentag das "Serbski Centrum". © Christian Swiekatowski

Dem jungen Pfarrer im Entsendungsdienst Tobias Pawoł Jachmann ist es zu verdanken, dass unter dem Motto "Von Wegen" nicht nur "Lausitz Kirchentag" steht, sondern auch dessen obersorbische und niedersorbische Fassung. Alles recht kleingeschrieben, aber immerhin.

"Es war ein Kampf gegen Widerstände", sagt der 34-Jährige, "und ohne Generalsuperintendentin Theresa Rinecker, der die Sorben sehr am Herzen liegen, hätte ich es nicht geschafft."

"Serbski Centrum" – Einsatz für Originalsprache

Aber wenn man schon über das Leben der Menschen in der Lausitz spreche, gehöre das Wendische einfach dazu. "Und zwar nicht wie die polnische und tschechische Übersetzung, weil wir unsere Nachbarn im Dreiländereck ansprechen möchten, sondern weil Sorben und Wenden genau wie Deutsche, sogar noch länger, seit Jahrhunderten hier zu Hause sind."

Tobias P. Jachmann betreut zusammen mit seinem Partner, der auch Pfarrer ist, die evangelische Gemeinde der Region Forst, von wo er stammt. Wie so viele andere Engagierte ist er seit Monaten in die Vorbereitung des Lausitz Kirchentages involviert. Sein Thema ist das "Serbski Centrum" – ebenfalls ein Begriff in Originalsprache, der sich auf seine Initiative hin durchgesetzt hat.

"Das bedeutet mir auch persönlich sehr viel", sagt Jachmann. Durch seine Großmutter, die aus Trebendorf bei Schleife in der Oberlausitz stammte, hat er wendische Wurzeln. "Sie nutzte zwar die Sprache nicht mehr und lebte in der Stadt, kannte aber noch viele Traditionen und Geschichten von früher."

Von der Arbeit mit Straffälligen in den Spreewald

Nach seinem Studium in Berlin, Wien und Genf arbeitete Jachmann zwei Jahre bei der Berliner Stadtmission mit Straffälligen und half ihnen bei der Reintegration in die Gesellschaft. Dann stand er vor der Frage, ob er die Aufgabe eines Gemeindepfarrers angehen solle, und entschied sich dafür.

Sein Vikariat absolvierte er in Dissen im Spreewald. Damit kam er mit wendischen Muttersprachlern in Kontakt, begann sich bewusst seiner Herkunft zu widmen und begann Wendisch zu lernen. "Es war mir wichtig, in der Nähe dieses Sprachraumes zu bleiben", sagt er über seine Entsendung nach Forst und ist durchaus stolz, dass er den Abendmahlsgottesdienst am Reformationstag in seiner Gemeinde auf Wendisch zelebrieren konnte.

Im Kirchengesetz der EKBO ist der Schutz und die Ausgestaltung des Sorbischen und Wendischen verankert. "Dass dieses Gesetz auch angewendet wird, dafür setze ich mich ein", sagt Jachmann. Und so kann man am 25. Juni im Serbski Centrum auf dem Görlitzer Untermarkt erfahren, dass die Kultur dieser Volksgruppe mehr als nur Folklore ist.