Altpapier im Landkreis Görlitz gefragt wie nie
Es werden offensichtlich weniger: Die Zahl der mit Altpapier beladenen Lkw, die bei den Papierfabriken vorfahren, sie sinkt. Das "alte" Papier, es ist inzwischen zu einem gefragten Rohstoff geworden. Das spiegelt sich entsprechend im Wert wider. Um 70 Prozent ist der Altpapierpreis seit Jahresbeginn gestiegen. Im August dieses Jahres beispielsweise kostete eine Tonne bereits 170 Euro.
Während des ersten Lockdowns fielen beispielsweise Zeitungsausgaben deutlich dünner aus, Unternehmen verzichteten etwa auf Werbeanzeigen. "Jetzt fehlt das grafische Altpapier", bestätigt Winfried Schaur, Präsident des Verbands der Papierindustrie gegenüber der Tagesschau. "Zum anderen werden viele grafische Altpapiere auch zur Herstellung von Verpackungspapieren und Wellpappe genutzt", sagt er.
Corona als Preistreiber
Die Nachfrage nach Verpackungspapier ist in den vergangene Jahren stark gestiegen, was am zunehmenden Onlinehandel liegt. "Umgekehrt ist die Nachfrage nach grafischen Papieren durch die Digitalisierung deutlich gesunken", sagt Winfried Schaur. Insofern verlagere sich die Produktion der Papierproduktion hin zu Verpackungspapier.
So oder so: Papierverwerter im Landkreis Görlitz bezahlen derzeit pro Kilo Altpapier deutlich mehr als noch vor Jahren. In Vor-Corona-Jahren gab es schon mal fünf Cent pro Kilo Altpapier, dann ging es auf vier Cent herunter. Nun steigen die Preise. "Altpapier ist gefragt", sagt Patrick Lukoschek, Chef des Recycling-Centers Görlitz.
Trotz, oder vielleicht auch gerade wegen Corona, laufe das Geschäft gut, sagt er. Bei ihm gibt es momentan sechs Cent pro Kilo Altpapier. Das werde sich demnächst aber wahrscheinlich ändern, schildert Patrick Lukoschek. Denn die Konkurrenz hat schon vorgelegt: Beim B & B Schrott Recycling Hof gibt es schon acht Cent pro Kilo. Das will auch Patrick Lukoschek künftig anbieten.
Das Geschäft mit dem Altpapier, es laufe gut, sagt Ronny Berger von B & B. Er ist Chef des gleichnamigen Firmenverbundes, Hauptsitz ist Obercunnersdorf.
Der Strukturwandel, er betrifft nicht nur die Braunkohle, sondern auch den Papiermarkt. Die Nachfrage nach dem sogenannten grafischen Papier ist seit 2012 um 15,3 Millionen Tonnen zurückgegangen. Dies entspricht einem Minus von 44 Prozent. Die Folge: ein starker Abbau von Produktionskapazitäten für grafische Papiere in ganz Europa. So sind laut Tagesschau allein seit 2016 Kapazitäten in Höhe von 8,2 Millionen Tonnen abgebaut worden. Die aktuell niedrigere Marktversorgung mit grafischen Papieren ist auf diesen Strukturwandel sowie einige pandemiebedingte Probleme in den Lieferketten zurückzuführen, heißt es.
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Für Pappe gibt's noch nichts
Papier ist für die hiesigen Aufkäufer die eine Seite, Pappe die andere. Wer beispielsweise bei Ronny Berger Wellpappe abgibt, bekommt derzeit nichts. Wobei das sich vielleicht in Zukunft ändern könnte, sagt der Chef der Firma. Die Nachfrage steige.
Die abgegebene Papiermenge bewege sich derweil momentan im Rahmen der vergangenen Jahre, so Ronny Berger. "Die Marge bleibt in etwa gleich", sagt er. In einer Stadt wie Görlitz sei die Sammlung immer noch besser als im ländlichen Bereich. "In Görlitz sind wir da besser aufgestellt", sagt Ronny Berger.
Vor allem im September habe es einen starken Anstieg des Altpapier-Preises gegeben, heißt es bei der Europäischen Wirtschaftsdienst GmbH (Euwid). Im Oktober seien die Preise wieder etwas gefallen. Die Preise auf dem deutschen Markt würden sich wieder denen der Nachbarländer angleichen, heißt es bei Euwid.
Altpapier, für Ronny Berger in Obercunnersdorf mit seiner Firma in Görlitz ist das so oder so ein gutes Geschäft. "Es lohnt sich für uns einfach", sagt er. Künftig vielleicht auch mit der Pappe.