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Bundeswehr-Abschied mit Sternen

Die Helfer in Uniform wurden Mittwoch offiziell in Görlitz verabschiedet. Ein Grund: Die weiter sinkende Zahl der Corona-Fälle im Kreis.

Von Matthias Klaus
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Martina Weber, zweite Beigeordnete des Landkreises Görlitz, übergibt Herrnhuter Sterne als Dankeschön an die Soldaten beim Zapfenstreich im Landratsamt.
Martina Weber, zweite Beigeordnete des Landkreises Görlitz, übergibt Herrnhuter Sterne als Dankeschön an die Soldaten beim Zapfenstreich im Landratsamt. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Ein letztes Mal hallt das "Stillgestanden!" über den Innenhof des Landratsamtes in Görlitz. Die Bundeswehr rückt ab - nach dreimonatigem Dienst im Kampf gegen das Corona-Virus. "Am 11. 11. startete unser Einsatz und endet Aschermittwoch. Aber eine närrische Zeit war es wirklich nicht, ganz im Gegenteil", sagt Generalarzt Bruno Most.

Es war einer der größten Einsätze der Bundewehr gegen die Pandemie in Sachsen und für die beteiligten Sanitäter der größte deutschlandweit. "Alle sprechen vom Einsatz in Portugal, anderen Corona-Krisen-Regionen. Aber die Zeit im Kreis Görlitz war für alle eine große Herausforderung, für Sanitäter, Pioniere, Aufklärer, die Reserve", sagt Bruno Most.

Bundeswehr kam genau zur rechten Zeit

Die Bundeswehr kam in einer Zeit, als die Inzidenz innerhalb von acht Wochen von 50 auf über 700 schnellte. 260 Patienten hatten die Kliniken des Kreises plötzlich in den Betten, es gab 40 Verlegungen in andere Regionen. "Ohne die Bundeswehr hätten wir es nicht geschafft. Sie kam zum richtigen Zeitpunkt", sagt Dezernentin Martina Weber und bedankt sich bei Regen bei den Uniformierten im Landratsamt-Innenhof. Der Hilfeleistungsantrag läuft offiziell noch bis Freitag. Im Anschluss wird nur noch nicht-medizinisches Personal, "helfende Hände", in den Krankenhäusern in Weißwasser, Zittau und Ebersbach-Neugersdorf im Einsatz sein.

Dass ausgerechnet jetzt die Bundeswehr abrückt, natürlich kein Zufall. Die Zahl der Neuinfektionen ist seit Mitte September drastisch zurückgegangen. Über das vergangene Wochenende sank die Zahl der stationären Covid-19-Patienten um 24 auf 100.

Landratsamt fährt Aufwand für Nachverfolgung zurück

Auch das Landratsamt kann angesichts der rückläufigen Zahlen den Aufwand für die Nachverfolgung der Infektionsketten im Gesundheitsamt zurückfahren. Nach Angaben des Landratsamtes unterstützen seit dieser Woche täglich rund 90 Personen das Gesundheitsamt mit seinen knapp 70 Mitarbeitern. In der Spitze halfen rund 300 Personen aus, da auch in Schichten gearbeitet wurde, griff das Landratsamt auf 700 Mitarbeiter zurück – also jeden zweiten im Landratsamt.

Die Krankenhäuser würden jetzt laut Martina Weber langsam wieder zum Regelbetrieb übergehen, aber Betten für Corona-Patienten bereithalten. In den kreiseigenen Krankenhäusern Zittau und Ebersbach sind es insgesamt 25 Betten, in Weißwasser 15.

Im nördlichen Teil des Kreises werden noch Corona-Patienten stationär betreut. "Es sind aber deutlich weniger geworden", sagt Susanne Dunger, Pflegedienstleiterin im Krankenhaus Emmaus in Niesky. Und natürlich werden Betten weiter vorgehalten. Im Orthopädischen Zentrum Martin-Ulbrich-Haus gibt es ebenfalls noch Corona-Patienten - auf einer Station.

Krankenhäuser halten weiter Betten frei

Generalarzt Bruno Most lobt das Zusammenspiel der zivilen Kräfte mit den Soldatinnen und Soldaten. "Wir haben zusammengestanden, waren Teil eines Teams", sagt er am Ende des Einsatzes.

Bruno Most ist seit 40 Jahren Soldat, hat vier Auslandseinsätze hinter sich, unter anderem auf dem Balkan und in Afghanistan. "Aber in all den Jahren habe ich noch nie das Motto ,Wir dienen Deutschland' so deutlich gespürt, war es nie greifbarer als hier bei diesem Einsatz im Kreis Görlitz", sagt er. Schweres liegt hinter uns, wir haben Großartiges geleistet, sagt er seinen Soldatinnen und Soldaten. Rund 100 waren es, die auf fünf Krankenhäuser im Landkreis verteilt wurden.

Generalarzt kritisiert Corona-Leugner

Ein deutliches Wort richtet der Generalarzt an all jene, die Corona, die Auswirkungen des Virus leugnen. "Diese hätten mal einen Tag an dieser Front mit uns kämpfen sollen um zu sehen, was diese Krankheit auslösen kann", sagt er. Die Einsatzkräfte haben das Sterben hautnah mitbekommen, so Bruno Most.

Der Landkreis Görlitz bedankt sich bei der Bundeswehr auf seine eigene Art: mit Herrnhuter Sternen. Für die Soldaten gibt es jetzt erst einmal keinen Marschbefehl in eine andere Corona-Krisen-Region. "Sie kehren jetzt erst einmal zurück in ihre Einheiten", sagt Bruno Most. Einige werden vielleicht Urlaub nehmen dürfen. "Immerhin war es für die Meisten ein dreimonatiger Dauereinsatz", so der Generalarzt. Manche Krankenhäuser hätten aber auch freie Tage für die Helfer in Uniform ermöglicht, mit entsprechend geschnittenen Schichtplänen.

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