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Görlitz: Gastronomie-Branche droht Personalmangel

Wegen Corona suchen sich viele Angestellte einen anderen Job. Die Gewerkschaft kennt den Hauptgrund dafür.

Von Matthias Klaus
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Halbvoll oder halbleer? Ein Großteil der Beschäftigten in
Restaurants, Cafés und Hotels im Kreis Görlitz arbeitet zu Niedriglöhnen und hat wegen Corona schlechte Job-Perspektiven.
Halbvoll oder halbleer? Ein Großteil der Beschäftigten in Restaurants, Cafés und Hotels im Kreis Görlitz arbeitet zu Niedriglöhnen und hat wegen Corona schlechte Job-Perspektiven. © NGG/Alireza Khalili

Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte verdienen im Landkreis Görlitz weit unterdurchschnittlich – und könnten aus Geldsorgen ihrer Branche immer häufiger den Rücken kehren. Davor warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Sie bezieht sich auf eine Analyse der Hans-Böckler-Stiftung, die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet hat.

Demnach kommen Vollzeitbeschäftigte aus dem Gastgewerbe im Kreis Görlitz auf ein mittleres Monatseinkommen von aktuell 1.729 Euro brutto. Zum Vergleich: Branchenübergreifend liegt der Schnitt bei Vollzeit im Landkreis bei 2.422 Euro. „Wenn Hotel- und Gastro-Beschäftigte 29 Prozent weniger verdienen als der Schnitt, dann darf sich keiner darüber wundern, dass sie sich in Zeiten der Corona-Krise einen neuen Job suchen", so Thomas Lißner, Geschäftsführer der NGG-Region Dresden/Chemnitz. Viele hätten monatelang mit Kurzarbeitergeld auskommen müssen, ein Teil der Beschäftigten sei noch immer darauf angewiesen. "Das sind harte Einbußen bei einem ohnehin niedrigen Einkommen“, sagt Thomas Lißner.

Obwohl die Wirte und Hoteliers ebenfalls stark von den Folgen der Corona-Pandemie getroffen seien, müsse nun alles dafür getan werden, Löhne und Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen. Gelinge das nicht, dürfte es in vielen Hotels, Gaststätten und Cafés schon bald nicht mehr genügend Personal geben, warnt der Gewerkschafter. Gefragt sei demnach der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Sachsen. Die Branche müsse tarifliche Standards zeitgemäß aufstellen. Die Gewerkschaft will mit den Arbeitgebern neu verhandeln und deswegen den derzeit gültigen Tarifvertrag zum Jahresende kündigen.

Die NGG werde in den nächsten Tarifverhandlungen eine armutsfeste untere Lohngrenze von 13 Euro für die Branche und eine entsprechende Erhöhung der übrigen Löhne fordern. Fachleute könnten mittelfristig nur gehalten werden, wenn sich die Unternehmen mit der Gewerkschaft zu einer besseren Bezahlung sowie attraktiveren Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen bekennen.