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Krippenspiel mit Schneeflocken

Zwar sagte der MDR Dreharbeiten in Markersdorf wegen der Geiselnahme in Dresden kurzfristig ab. Das Publikum erlebte jedoch ein besonderes Schauspiel unter freiem Himmel.

Von Constanze Junghanß
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Auch diese drei Engel mussten sich gegen den einsetzenden Schneefall beim Krippenspiel in Markersdorf schützen.
Auch diese drei Engel mussten sich gegen den einsetzenden Schneefall beim Krippenspiel in Markersdorf schützen. © Foto: Constanze Junghanß

Krippenspiel unter freiem Himmel. Dazu Schneefall. Eine Herausforderung, wie Beatrix Rudolph sagt. Und geschuldet der Corona-Pandemie der letzten beiden Jahre. Denn da fiel das Deutsch Paulsdorfer Krippenspiel im Markersdorfer Dorfmuseum flach. Zuerst, weil Veranstaltungen mit Publikumsverkehr aufgrund der möglichen Infektionsgefahr nicht stattfinden konnten. 2021 waren die Regeln streng: Mit Hygienekonzept und Kontrollen. Das konnte das ehrenamtliche Krippenspielerteam nicht leisten. Zu viel Aufwand.

Schneefall bei der Aufführung: Kommenden Sonntag bringen die Krippenspieler Decken für ihr Publikum mit.
Schneefall bei der Aufführung: Kommenden Sonntag bringen die Krippenspieler Decken für ihr Publikum mit. © Foto Constanze Junghanß

Umso größer die Freude der Laiendarsteller, dass es nun endlich wieder klappte. Unter freiem Himmel deshalb, weil zum Zeitpunkt des Probenbeginns vor einigen Monaten noch niemand genau sagen konnte, ob es auch in diesem Jahr erneut strengere Regeln gibt. Vom Schneegriesel jedenfalls ließen sich die Zuschauer der Premierenvorstellung am Sonntag nicht abbringen. Etwa 150 Gäste kamen.

Enttäuschung über Absage des MDR

Nur fehlte das im Vorfeld angekündigte Fernsehen. Ein Kamerateam vom MDR wollte das beliebte Schauspiel mit der Kamera einfangen und Interviews machen. Eigentlich. „Wir bekamen kurzfristig eine Absage“, erzählt Hans-Ullrich Hinner, der ebenso wie Beatrix Rudolph einen Nachtwächter mimt. Grund dafür war die Geiselnahme am Sonnabendvormittag in der Dresdner Altmarkt-Galerie. Die Geiseln blieben unverletzt, der Geiselnehmer starb nach Zugriff der Polizei. „Das Fernsehen sagte uns, dass sie einen Beitrag dazu aufarbeiten und deshalb nicht nach Markersdorf kommen können“, sagt Hans-Ullrich Hinner.

Auch Bürgermeister Silvio Renger hatte sich auf den MDR und eine sachsenweite Ausstrahlung über das Krippenspiel in seiner Gemeinde gefreut. Vielleicht, so hofft der Bürgermeister, kommt das Fernsehen ein anderes Mal. So oder so seien die Aufführungen eine von vielen schönen Vereinsaktionen in der Großgemeinde, „die das Dorfleben bereichern“, wie der Bürgermeister sagt.

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Denn das Krippenspiel ist über die Grenzen des Ortes hinaus bekannt, hat eine langjährige Tradition. Die Darsteller standen im 18. Jahr auf der Bühne - zwischen tanzenden Schneeflocken. Eine Premiere im Museumshof. „Sonst spielten wir überdacht in der Scheune“, sagt Mitorganisatorin Beatrix Rudolph. Da kamen vor Corona auch mehr Besucher. Bis 2019 waren das in sechs Veranstaltungen um die 1.000 Zuschauer gewesen.

In dieser Saison gibt es insgesamt vier Aufführungen. Nun hoffen die Krippenspieler auf großen Zulauf am kommenden Sonntag. Denn die Veranstaltung verfolgt einen guten Zweck. Alle eingenommenen Spenden bekommt die Caritas Familienhilfe Görlitz, um das Geld an bedürftige Familien in der Region zu verteilen. Kassensturz wird nach der letzten Veranstaltung gemacht.

Das Konzept begeistert auch Familie Gabriel aus Holtendorf. Seit vielen Jahren ist das Ehepaar mit dabei. Eine schöne Tradition, wie sie einschätzen, die mittlerweile ihre Enkelkinder zu den Aufführungen mitnehmen. „Für uns gehört das Deutsch Paulsdorfer Krippenspiel zur Adventszeit dazu“, sagt die Holtendorferin. Gegen die Kälte haben sie Decken mitgebracht und umgehängt. Eine gute Idee, um nicht zu frieren. Beatrix Rudolph organisiert für die nächsten Vorstellungen ebenfalls Decken für die Zuschauer.

Schon jetzt klar: 2023 gibt es wieder ein Krippenspiel

Dick eingemummt waren auch die Schauspieler. Ohne Winterjacke unter den zum Großteil selbst geschneiderten Kostümen wäre es zu kalt geworden. Izabela Brandys-Werner und ihr Mann Reno sind zum ersten Mal dabei. Die Görlitzer schlüpfen in die Rollen von Maria und Josef, suchen im Museumshof die Herberge, wo das Jesuskind geboren wird, werden von Nachtwächtern und Engeln begleitet.

Warum sie mitmachen? „Wir wurden angesprochen, und da wir selber Pädagogen sind und uns christliche Werte am Herzen liegen, sagten wir sehr gern zu“, erzählt Izabela Brandys-Werner. Spaß gemacht habe das auf jeden Fall. Es wird viel gesungen, geflachst und die Geschichte der Heiligen Nacht nach Deutsch Paulsdorfer Krippenspielerart professionell und gewürzt mit einer Prise Humor erzählt.

Weil das so gut ankommt, soll es auch im nächsten Jahr erneut Aufführungen geben, wie Beatrix Rudolph bestätigt. Was allerdings noch nicht feststeht, ist der Veranstaltungsort. Nur so viel: 2023 soll das Krippenspiel wieder in einem Innenbereich stattfinden.

Hinweis: Die beiden letzten Aufführungen in diesem Jahr finden im Museumshof Markersdorf am 18. Dezember um 16 Uhr und 17.30 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.