Markersdorf bekommt schnelles Internet

Mathias Klose hat zu Hause weder Internet noch Festnetztelefon. Will der Pfaffendorfer surfen, fährt er nach Kunnerwitz zu Angehörigen. Nun ist es keinesfalls so, dass der Markersdorfer Ortsteil völlig hinter dem Mond liegt. Richtfunk gibt es – eine Art „Schüssel“ am Ortseingang, durch die eine Verbindung möglich ist. Dadurch ist Pfaffendorf nicht von der Internetwelt abgeschnitten. Mathias Klose will das nicht unterstützen, nennt unter anderem gesundheitliche Bedenken „wegen der Wellen“ als Grund.
Glasfaser für das Dorf – das ist sein großer Wunsch. Dem vertraut er, und das würde Herr Klose sehr begrüßen. Sein Wunsch ist nicht von der Hand zu weisen. Im Oktober vergangenen Jahres beschloss der Kreistag nach der Vorlage der Fördermittelbescheide von Bund und Land, die Zuschläge für den sogenannten Cluster 10 an diejenigen Unternehmen zu erteilen, die sich für den Ausbau beworben haben.

Der Bereich betrifft zwölf Gemeinden. In Markersdorf und Rietschen bekam die Görlitzer Netcommunity GmbH den Zuschlag für die Ausbauarbeiten. 14,5 Millionen Euro Zuschuss erhält die Firma. Insgesamt sollen im Cluster 10 rund 1.500 „weiße Flecken“ von der Landkarte verschwinden, wo die Internetversorgung bisher schlecht ist. Davon entfallen auf Markersdorf und Rietschen 490 Adresspunkte. Dafür wurden vom Kreis Kabeldaten ausgewertet.
Schwierige Planung der Glasfaser-Trasse
Doch ob das Haus von Mathias Klose tatsächlich mit Glasfaseranschluss versorgt wird, steht nicht genau fest. Das ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Über das Geoportal im Internet sind die Anschlusspunkte der aktuellen Breitbandförderung zu finden. Die Grundstücke, die für einen kostenfreien Glasfaseranschluss vorgesehen sind, sind da grün markiert. Mathias Kloses Haus und auch die Häuser vieler anderen Pfaffendorfer dagegen sind grau eingezeichnet.
Oft liegen diese Punkte dicht beieinander. Theoretisch bedeutet die graue Markierung: Diese Hausbesitzer müssten – wenn sie das schnelle Datenkabel haben wollen – für den Anschluss selbst tief in die Tasche greifen. Denn der ist teuer. Je nach Grundstück und Lage belaufen sich die Kosten auf etwa zwischen 1.000 und 10.000 Euro, erklärt Netcommunity-Geschäftsführer Peter Himmstedt.
Allerdings gibt es vielleicht eine Möglichkeit, diese Kosten zu sparen. Das betrifft in seinem Gebiet rund 860 mögliche Adressen. „Es kommt darauf an, wo letztendlich die Trasse entlang führt“, sagt Himmstedt. Seine Firma habe eine Sondergenehmigung, dass alle Adressen in der ersten Reihe einer als Trasse geführten Straße ebenfalls mit Glasfaser versorgt werden dürfen – auch wenn die kein Anschlusspunkt der Breitbandförderung sind. Wer sich dafür entscheidet, muss ebenfalls keine Anschlusskosten zahlen.
Um auszuloten, wer das nutzen möchte und vor allem um die Trassenführung planen zu können, hat Netcommunity eine Postwurfsendung an die Haushalte verteilt. Denn da das Unternehmen diese zusätzlichen Anschlüsse auf eigene finanzielle Kappe baut, will die Firma aus wirtschaftlichen Gründen dann auch der Anbieter des schnellen Internets sein.
Markersdorf plant Einwohnerversammlung
Führt die künftige Trasse allerdings nicht an den von Bund und Freistaat geförderten Häusern vorbei, besteht diese Option nicht. Dann müsste der gewünschte Glasfaseranschluss tatsächlich vom Kunden bezahlt werden.
Beim geförderten und damit kostenlosen Anschluss dagegen haben mögliche Kunden die freie Wahl. Da muss nicht der Anbieter genommen werden, der den Ausbau gemacht hat. Kreissprecherin Julia Bjar erklärt, dass „der Betreiber der Infrastruktur verpflichtet ist, im geförderten Netz einen offenen und diskriminierungsfreien Zugang weiteren Anbietern zu gewähren.“
Gerade für die ältere Generation ist das nicht so einfach zu verstehen. Letztendlich gehe es um den Ausbau der Infrastruktur, fasst Peter Himmstedt zusammen. So oder so bereitet die Gemeinde Markersdorf auch Einwohnerversammlungen zum Thema vor. Die Ortschaftsräte werden in die Organisation eingebunden. Die Trassenverläufe sollen optimal geplant werden, informiert Bürgermeister Thomas Knack im Amtsblatt. Vielleicht bekommt Mathias Klose also doch noch die Chance auf einen kostenlosen Glasfaseranschluss.