Schneller Weg zum Krankenhaus-Chef

Not-, Übergangs- oder Dauerlösung? So richtig einschätzen kann das derzeit wohl noch keiner. Die Krankenhausgesellschaft des Landkreises Görlitz steht vor großen Herausforderungen. Denn der Chef, den der Kreistag eigentlich wollte, kommt nicht. Aber es gibt Ersatz - notgedrungen.
Ende Mai verlässt Andreas Grahlemann die Managementgesellschaft Gesundheitszentrum Görlitz (MGLG). Das war schon seit Längerem bekannt. Der Kreistag hatte auch schon einen Nachfolger auserkoren. Es gab im vergangenen Jahr Ausschreibungen, Bewerbungsverfahren, alles, was dazugehört. Am Ende stand fest: Paul Bomke wird der neue Chef der Krankenhausgesellschaft, zu der unter anderem das Kreiskrankenhaus Weißwasser und das Klinikum Oberlausitzer Bergland mit seinen Standorten in Ebersbach und Zittau gehört.
Aber Paul Bomke kommt nicht. Grund, so Thomas Gampe während der jüngsten Kreistagssitzung, ist eine schwere Erkrankung. Das stand seit Februar fest. Um welche Art Krankheit es sich handelt, wurde aus Rücksicht auf die Person nicht gesagt.
Unternehmen präsentierte schnell neuen Chef
Soweit, so schlecht. Der Kreis stand nun vor der Aufgabe, in kurzer Zeit einen neuen Geschäftsführer für seine Gesellschaft aufzutreiben. Hier kommt Jomec ins Spiel. Jomec ist eine Unternehmensberatung aus Berlin und arbeitet schon seit 15 Jahren für den Landkreis, gerade was das Management der Krankenhausgesellschaften betrifft. "Derzeit arbeiten wir unter anderem gemeinsam an der Erstellung eines Zukunftskonzeptes für das Kreiskrankenhaus Weißwasser", so Landratsamts-Sprecherin Julia Bjar. Das Konzept soll auch die "Entwicklung neuer Versorgungskonzepte" beinhalten.

Zukunftsmusik. In der Schnelle der Zeit jedenfalls präsentierte Jomec dem Landratsamt einen neuen potenziellen Geschäftsführer für seine MGLG. Der heißt Frank Horn, ist 55 Jahre alt, kommt aus Berlin, wie Jomec. Frank Horn kann auf eine beeindruckende Liste an Geschäftsführertätigkeiten im Gesundheitsbereich verweisen. Unter anderem steht Geschäftsführer der Nordbrandenburgischen Krankenhaus Service GmbH in seiner Liste, aber auch Chefstellen an Krankenhäusern in Gransee, Templin, Lichtenberg, an einer Klinik in München. Es sind sehr viele Stellen, die seinen beruflichen Werdegang kennzeichnen.
Klare Regelung für Start im Juni gefordert
"Ja", räumt, der Landrats-Beigeordnete Thomas Gampe ein, "es ist eine etwas ungewöhnliche Situation. Aber wir müssen sicherstellen, dass es ab Juni weitergeht. Wir brauchen eine klare Regelung." Frank Horn jedenfalls freue sich auf die Aufgabe, wie er wissen lässt. Er war während der Kreistagssitzung per Internet zugeschaltet.
Landrat Bernd Lange sagt, dass man sich "in schwierigem Fahrwasser" befinde - gerade was die Krankenhausgesellschaft betrifft, die größte Beteiligungsgesellschaft des Kreises. Aber es stehen auch Verhandlungen mit den Krankenkassen an. In die will der Landkreis dann auch mit kompletten Personal gehen.
Der Kreistag stimmte während seiner jüngsten Sitzung zwar der Personalie Horn zu. Aber so richtig glücklich sind die Kreisräte mit der Lösung offensichtlich nicht. Jörg Domsgen (AfD) aus Zittau sieht in der gesamten Angelegenheit nur "eine Notlösung".
Sieglinde Rüdiger (CDU/FDP-Fraktion) bemängelt, dass die Kreisverwaltung doch einen Nachfolger aus den eigenen Reihen entwickeln wollte und das schon im vergangenen Jahr. Das bestätigt Thomas Gampe, man arbeite daran. Im Gespräch sind demnach René Kießling, Prokurist bei der MGLG, und Steffen Thiele. Er soll ab Juni Geschäftsführer der Krankenhäuser des Kreises werden.
Kreisräte sehen Situation kritisch
Roland Höhne (CDU), Bürgermeister von Rosenbach und Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und Soziales im Kreistag, sieht die Situation ebenfalls kritisch. "Natürlich wäre es besser gewesen, wenn der vorgesehene Bewerber die Stelle angetreten hätte", sagt er. Die beiden potenziellen Kandidaten aus den eigenen Reihen, ja eine Möglichkeit. "Aber sie sind derzeit ja auch beruflich sehr stark eingebunden", sagt er.
Nichtsdestotrotz, Roland Höhne plädiert dafür, so schnell wie möglich einen Geschäftsführer "von hier" für die MGLG zu finden. "Daran müssen wir jetzt mit Hochdruck arbeiten", sagt er. Die Übernahme der Geschäfte durch Frank Horn, für Roland Höhne ist eine Übergangslösung.
Könnte unter diesen Umständen der alte Plan von Landrat Bernd Lange wieder auf den Tisch kommen, die Kliniken des Landkreises und das Klinikum in Görlitz in einer Holding zu vereinen? Zumal mit Ines Hofmann jüngst eine Frau zur Geschäftsführerin in Görlitz gewählt wurde, die mit dem Kreis als Chefin der gemeinsamen Krankenhaus-Akademie zur Ausbildung von Krankenschwestern und Pflegern gute Erfahrungen gesammelt hat? Die Antwort aus dem Landratsamt ist eher ausweichend: "Die Krankenhausstandorte Zittau, Weißwasser und Ebersbach arbeiten bereits über Kooperationsvereinbarungen mit dem Städtischen Klinikum Görlitz zusammen", lässt Kreissprecherin Julia Bjar wissen. Doch auch in Görlitz sind die Pläne Langes bereits seit Langem nicht populär.