Gewalt unter Partygästen nimmt zu

Die Oberlausitzer Polizei hat sie schon, nun will auch der Sicherheitsdienst GRS, die Görlitzer Service GmbH welche: Bodycams. Das sind Kameras, die an die Bekleidung geheftet werden und im Fall einer Auseinandersetzung Bilder und Videos aufnehmen können. "Wir müssen einfach unsere Mitarbeiter schützen", sagt Andreas Otte, neben Marko Broda einer der beiden GRS-Prokuristen. "Was wir derzeit manchmal bei Veranstaltungen erleben - so etwas gab es früher einfach nicht", schildert er.
Manche Besucher haben einfach keine Hemmungen mehr, sagt Andreas Otte. "Es gibt Gewaltausbrüche gegenüber unseren Mitarbeitern, die wir so noch nicht kannten. Die Gewalt ist eine andere geworden, als noch vor Jahren", erzählt er. Woran es liegt, Andreas Otte kann nur mutmaßen. "Vielleicht ist es jetzt die Nach-Corona-Zeit, die Leute wollen einfach die Sau rauslassen", sagt er. Vor allem seien es auch Gäste von Veranstaltungen, bei denen es man nicht erwarten könnte. "Früher war es beispielsweise in der Disko so: Am Anfang relativ ruhig, ab eins ,Happy hour' und am Ende ein paar Betrunkene, die diskutieren wollen. Heute müssen wir manchmal schon nach einer Viertelstunde den Ersten nach draußen bringen", so Andreas Otte.
Rätsel um plötzliche Gewaltausbrüche
Nicht nachvollziehbar sei es zudem, warum es zu manchen Gewaltausbrüchen kommt. "Ein Beispiel: Auf einer Veranstaltung schlagen sich zwei. Wir gehen dazwischen. Und sie sagen uns: Wir sind Kumpels, wir machen das immer so. Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln", so Andreas Otte. Zudem gebe es Debatten um Dinge, die es bisher nicht in dem Maße gab. "Besucher wollen mit einem Getränk nach draußen gehen, obwohl das klar verboten ist. Dann wird diskutiert. Ein Mitarbeiter bekam einen vollen Becher ins Gesicht, zum Glück war es ein Pappbecher", sagt der Prokurist.

Aus diesen Gründen will GRS nun Bodycams anschaffen, vor allem für den Eingangsbereich bei Veranstaltungen. "Innen ist das Filmen mit Hinweis auf Videoüberwachung kein Problem. Für den Außenbereich bin ich gerade in Gesprächen", sagt Andreas Otte. Denn datenschutzrechtlich muss alles sauber abgeklärt sein.
Polizeidirektion Görlitz hat Bodycams seit April
Probleme, die man auch in der Polizeidirektion Görlitz kennt. Michael Kummer ist Leiter des Polizeireviers Kamenz und verantwortlich dafür, dass die Bodycams in der Polizeidirektion eingeführt wurden. „Es gibt einen deutlichen Anstieg der Angriffe gegen Polizisten“, sagte er, als die Technik im April in Görlitz vorgestellt wurde. Für den Einsatz der „Körperkameras“ gebe es vor allem zwei Gründe. Zum einen ist das der Schutz der Polizisten selbst. Eine Bodycam könne mögliche Angreifer abhalten. Zum anderen dient die Kamera beziehungsweise das aufgenommene Videomaterial als Beweismittel. „Wir wollen ein Stückchen mehr Transparenz schaffen“, sagte Michael Kummer.
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Das will auch Andreas Otte. Er kennt die Bedingungen, unter denen die Polizei die Kameras einsetzt. Kommt bei den Polizisten eine Kamera zum Einsatz, muss ein konkreter Angriff auf einen Beamten zu erkennen sein. Rein theoretisch muss der Kameraträger dann auch noch darauf hinweisen, dass er nun filmt. In der Realität wird das wohl eher im Gemenge untergehen. Die Kamera jedenfalls gibt zu Beginn des Einsatzes einen durchdringenden Ton von sich und eine Lampe blinkt rot, während sie aufnimmt.
Datenschutz muss noch geklärt werden
"Ich bin optimistisch, dass wir auch eine Zusage bekommen", sagt er. Pro Veranstaltung, so sein Plan, soll dann wenigstens ein Mitarbeiter mit einer Bodycam ausgerüstet sein. Gegen die zunehmende Gewalt haben sich einige seiner Kollegen bereits Schutzwesten zugelegt. "Wir haben mal eine Kontrolle auf Stichwaffen gemacht und sind erschrocken, was alles so zu einer Veranstaltung mitgenommen wird, von der Schere bis zum Taschenmesser. Einer hatte ein Tauchermesser am Bein befestigt, seine Begründung: Apfel schälen", erzählt Andreas Otte.
Pfefferspray ist für den Sicherheitsdienst tabu, nur Tierabwehrspray dürfen die Kollegen dabeihaben - tatsächlich nur zur Abwehr von Tieren. Rund 30 Mitarbeiter sind bei GRS beschäftigt, IHK-geprüft.
"Ein neues Phänomen ist auch, dass Personen, die einer Veranstaltung verwiesen wurden, kurz darauf wiederkommen. Wir müssen immer öfter die Polizei holen, um sie dann wirklich herauszubekommen", schildert Andreas Otte. Am Ende, so könne es passieren, kassiert dann der Sicherheitsdienst von den Störern dann selbst noch eine Anzeige.