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Taxifahren im Kreis Görlitz wird teurer

Gründe sind die hohen Kosten für die Werkstatt, neue Autos und der neue Mindestlohn. Künftig wird es wohl öfter Erhöhungen der Taxipreise geben.

Von Matthias Klaus
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Taxis am Marienplatz in Görlitz: Fahrgäste müssen für eine Tour künftig tiefer in die Tasche greifen.
Taxis am Marienplatz in Görlitz: Fahrgäste müssen für eine Tour künftig tiefer in die Tasche greifen. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Taxifahren im Landkreis Görlitz wird teurer. Einen entsprechenden Beschluss hat der Kreistag am Mittwoch gefasst. Die Taxi-Innung Görlitz hatte die Erhöhung beantragt. Gemeinsam mit den Taxigenossenschaften Zittau, Löbau und Bautzen wurde zunächst darüber beraten, dann an das Landratsamt der Antrag gestellt. Die Initiative, das Thema in den Kreistag zu holen, ging auf den Zittauer Kreisrat Jens Hentschel-Thöricht (Linke) zurück. So erklärt er in einer Pressemitteilung: "Es wird dringend Zeit, auf die aktuellen Herausforderungen im Taxi-Gewerbe zu reagieren. Endlich ist Bewegung in der Angelegenheit, lange genug hat es gedauert."

Gründe für die Preiserhöhung gibt es mehrere, sagen die Taxifahrer. "Die Werkstattpreise haben sich erhöht. Das gleiche trifft auf die Anschaffung von Fahrzeugen zu", schildert Andreas Gritzner, stellvertretender Chef der Taxi-Innung Görlitz. Außerdem steht ab Oktober eine Erhöhung des Mindestlohnes an. Die hohen Dieselpreise kommen noch hinzu. Denn die Taxen tanken nicht in Polen. "Wir bekommen in Deutschland die Mehrwertsteuer zurück", sagt Andreas Gritzner. Dennoch sind bekanntermaßen die Spritpreise weiterhin - Tankrabatt hin oder her - sehr hoch.

Neue Taxipreise im Kreis Görlitz ab Oktober

Ab Oktober gelten die neuen Taxi-Preise. Das bedeutet: Der Grundpreis steigt von drei Euro auf 4,50 Euro. Das gilt werktags von 5 bis 21 Uhr. In diesem Zeitraum steigt auch der Kilometerpreis: Bei kurzen Fahrten bis zu zwei Kilometer beispielsweise von 3,20 auf 3,50 Euro, bei längeren ab elf Kilometern von 1,70 auf 2,10 Euro.

Ähnlich sieht es nachts an Werktagen von 21 bis 5 Uhr und an Sonn- und Feiertagen aus. Der Grundpreis erhöht sich hier von vier Euro auf 5,50 Euro, kurze Fahrten bis zwei Kilometer werden pro Kilometer um 30 Cent teurer, von 3,30 auf 3,60 Euro. Längere Touren ab elf Kilometer verteuern sich von 1,80 auf 2,20 Euro pro Kilometer.

Teurer werden auch Zuschläge, zum Beispiel für Großraumfahrzeuge ab fünf Personen. Statt wie bisher sechs muss man künftig neun Euro zahlen. Und auch für die Wartezeit des Taxifahrers müssen die Fahrgäste tiefer in die Tasche greifen. Bisher kostete eine Stunde 25 Euro, ab Oktober sind es 35.

Kritik von den Linken

Immer noch zu wenig, findet Jens Hentschel-Thöricht. Er könnte sich auch 40 oder 45 Euro vorstellen, sagte er jetzt im Kreistag. Außerdem bemängelt er, dass der Kilometerpreis nicht wie bei den Nachbarn im Landkreis Bautzen zwischen sechs und 22 Uhr gilt. "Das würde zum Beispiel Theaterbesuchern entgegenkommen", sagt er.

Kreis Bautzen fasste Beschluss schon vor Wochen

Der Kreistag Bautzen beschloss eine Preiserhöhung ab 1. August schon Anfang des Monats. Demnach steigen dort ebenfalls die Kilometerpreise für die Anfahrt und die Personenbeförderung sowie der Grundpreis. Dieser beträgt bisher 3,70 Euro und ab 1. August dann 4,50 Euro. Die Anfahrt kostet dann pro Kilometer 1,30 Euro und damit 20 Cent mehr als jetzt. Der Kilometerpreis für die Beförderung steigt um jeweils 50 Cent, er liegt dann werktags zwischen 6 und 22 Uhr bei 2,50 Euro, nachts sowie an Sonn- und Feiertagen bei 2,70 Euro. Der Zuschlag für Fahrten ab fünf Personen kostet dann sieben statt bisher fünf Euro.

Die Taxiunternehmen im Kreis Bautzen hatten den Wunsch nach Erhöhung laut Kreisverwaltung mit der steigenden Inflationsrate "und insbesondere mit der weiteren Steigerung des Mindestlohnes im Jahr 2022 sowie den stark gestiegenen Dieselpreisen" begründet. Allerdings: "Die Vorschläge dazu sind vor dem massiven Anstieg der Energiekosten und Spritpreise entstanden. Somit dürfte sich der Kreistag bald wieder mit dem Thema beschäftigen", erwartet Landrat Michael Harig (CDU).

Sein Amtskollege Bernd Lange (CDU) in Görlitz sieht das ähnlich. Aber er warnt auch davor, die Taxipreise jetzt extrem anzuheben. "Es ist ein Vabanquespiel. Auf der einen Seite haben wir die Taxifahrer, die mit hohen Ausgaben leben müssen. Auf der anderen Seite die Kunden. Wenn wir die Preise zu stark erhöhen, wer soll denn dann noch Taxi fahren?", gibt er zu bedenken.

Der Kreistag Görlitz jedenfalls werde sich in Zukunft wohl mindestens einmal im Jahr mit dem Thema beschäftigen müssen. "Wahrscheinlich sogar mehrmals im Jahr", so Bernd Lange. Die letzte Preiserhöhung gab es 2019. Die Kreisräte jedenfalls stimmten dem neuen Beschluss zu - einstimmig. "Wir müssen sehen, wie es weitergeht", sagt Taxifahrer Andreas Gritzner.