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Nun doch Verkauf der Malteser-Krankenhäuser Görlitz und Kamenz

Vor einem Jahr war der Verkauf vom Tisch, nun ist alles anders. Die GGS übernimmt beide Standorte, verspricht für die nächsten zweieinhalb Jahre, niemanden zu kündigen.

Von Marc Hörcher & Daniela Pfeiffer
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Operation im St. Carolus Görlitz. Für die Mitarbeiter soll sich durch den Verkauf nichts ändern.
Operation im St. Carolus Görlitz. Für die Mitarbeiter soll sich durch den Verkauf nichts ändern. © Archivfoto: Malteser

Die Gesellschaft für Gesundheit und Versorgung Sachsen (GGS) mit Sitz in Hamburg übernimmt die Akutkrankenhäuser Kamenz und das St. Carolus in Görlitz von den Maltesern Sachsen-Brandenburg. Das Unternehmen kauft alle Anteile der Betriebsgesellschaft, die bislang Betreiberin beider Häuser ist. Darüber informieren beide Unternehmen am Donnerstag in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Eine Nachricht, die doch etwas überrascht. Zwar war lange über Zukunft und Verkauf bei den Maltesern gesprochen worden. Doch im Oktober 2020 hatte Klinikgeschäftsführer Sven Heise noch verkündet: Der Verkauf ist vom Tisch.

Nun sagt er: "Die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen sind nicht einfach und verlangen ein großes Engagement der Träger." Durch die GGS sollen die beiden Krankenhäuser laut Heise besser mit anderen Häusern vernetzt und somit zukunftssicherer und wettbewerbsfähiger werden.

Christliche Ausrichtung bleibt

„Wir freuen uns, dass die Verhandlungen zu einem guten Ergebnis gelangt sind und die Malteser uns das Vertrauen entgegenbringen, die beiden Häuser in eine stabile Zukunft zu führen“, kommentiert Prof. Dr. med. Wieland Sommer als einer der zukünftigen Gesellschafter.

Das St.-Carolus-Krankenhaus in Görlitz.
Das St.-Carolus-Krankenhaus in Görlitz. © André Schulze

Beide Häuser werden mit ihren jeweiligen Schwerpunkten übernommen, sodass die medizinische Versorgung vor Ort weiter gewährleistet und ausgebaut werden kann, heißt es. Das St. Carolus in Görlitz hat 120 Betten und versorgt mit 270 Mitarbeitern jährlich rund 4.800 stationäre Patienten. Das St.-Johannes-Krankenhaus in Kamenz hat 160 Betten und versorgt mit 330 Mitarbeitern jährlich rund 7.600 stationäre Patienten.

In zwei medizinischen Versorgungszentren, einem Schlaflabor und zwei Notaufnahmen werden zusätzlich jährlich rund 20.000 ambulante Patienten versorgt. Die Krankenhäuser St. Johannes in Kamenz und St. Carolus in Görlitz wurden als konfessionelle Krankenhäuser gegründet und bis heute in christlicher Prägung geführt. Diese christliche Prägung soll auch nach dem Trägerwechsel erhalten bleiben.

Für die Mitarbeiter, die in den vergangenen Jahren durch turbulente und sorgenvolle Zeiten gegangen sind, heißt es nun: betriebsbedingte Kündigungen werde es in den nächsten zweieinhalb Jahren nicht geben. Der neue Träger will alle 600 Mitarbeiter weiter beschäftigen. Man wolle "ambulant-stationäre Versorgungsmodelle vorantreiben" und dabei insbesondere auf Digitalisierung setzen. Um den Betrieb zu modernisieren, soll ordentlich Geld ausgegeben werden - von einem "mittelfristig mehrstelligen Millionenbetrag" ist die Rede. Auch eine Renovierung der Häuser sei denkbar.

Auch St. Johannes in Kamenz gehört nun nicht mehr zu den Maltesern.
Auch St. Johannes in Kamenz gehört nun nicht mehr zu den Maltesern. © Unternehmen

Sven Heise bleibt auch nach dem Trägerwechsel Geschäftsführer. Unterstützt wird er zukünftig von Lutz Möller, der als weiterer Geschäftsführer hinzutritt. „Die Substanz der beiden Standorte ist sehr gut. Sie verfügen darüber hinaus jeweils über hervorragende Mitarbeiter. Mit ihren stationären und ambulanten Versorgungsstrukturen bieten beide Standorte große Chancen, die aktuell bestehende, gute medizinische Versorgungsqualität weiterzuentwickeln,“ sagt Möller, der seit 15 Jahren Führungspositionen im Gesundheitswesen inne hat.

Alle Malteser-Krankenhäuser nun verkauft

Verena Hölken, Geschäftsführerin der Malteser Deutschland, sagt: "Unser vorrangiges Ziel ist es, die medizinische Versorgung für die Menschen vor Ort an beiden Standorten sicherzustellen und den Mitarbeitenden eine langfristige sowie sichere Perspektive zu bieten. Dies ist durch eine Übertragung an die GGS geglückt." Man werde natürlich auch in der jetzigen Corona-Situation alles tun, um die Konzentration der Mitarbeiter allein auf ihre lebenswichtige Hilfe für die Patienten zu ermöglichen. Der Trägerwechsel soll sie nicht belasten, sondern ihnen Sicherheit geben.

Die Malteser hatten bereits 2019 sechs ihrer insgesamt acht Akutkrankenhäuser an neue Träger verkauft, um sie zu erhalten. Grund waren steigende Kosten und sinkende Löhne. Die Zukunft der Krankenhäuser im Landkreis stand damals auf der Kippe.

Auch wenn sich die Malteser aus den sächsischen Krankenhausstandorten zurückziehen, wollen sie sich mit allen ihren weiteren ehren- und hauptamtlichen Diensten in der Region, wie beispielsweise der Altenhilfe und Pflege, weiterhin für die Menschen engagieren. Der Vertrag zwischen den Maltesern und der GGS wurde am Mittwoch unterzeichnet, derzeit warten beide Seiten noch auf die üblichen Zustimmungen der Behörden.