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Oberlausitzer halten zur evangelischen Kirche

Zwar verliert die Kirche auch zwischen Görlitz und Hoyerswerda Mitglieder durch Austritt und Tod. Aber sie schlägt sich hier besser als andernorts.

Von Sebastian Beutler
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Von Wegen - so lautete das Motto des ersten Lausitz-Kirchentages im vergangenen Jahr. Vielleicht steht das Motto auch für die (Kirchen-)Entwicklung in der schlesischen Oberlausitz, die etwas anders verläuft.
Von Wegen - so lautete das Motto des ersten Lausitz-Kirchentages im vergangenen Jahr. Vielleicht steht das Motto auch für die (Kirchen-)Entwicklung in der schlesischen Oberlausitz, die etwas anders verläuft. © Nikolai Schmidt

Zwischen Görlitz und Hoyerswerda geht die Zahl der evangelischen Christen weiter zurück - aber langsamer als in anderen Teilen Deutschlands, langsamer als in der gesamten Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (Ekbo) und auch langsamer als im Vorjahr. Das geht aus neuesten, vorläufigen Zahlen der Berliner Kirche hervor, die jetzt veröffentlicht wurden.

Demnach lebten 2022 noch 29.878 Protestanten im Kirchenkreis schlesische Oberlausitz, der das Gebiet der früheren Görlitzer Landeskirche umfasst. Das waren 2,5 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor, der Rückgang im Jahr 2021 zum Jahr 2020 betrug 2,9 Prozent. In der gesamten Landeskirche sank die Mitgliederzahl um 3,4 Prozent, im Berliner Großraum um 3,9 Prozent und selbst in Brandenburg um 2,8 Prozent.

Zwar traten auch in der Oberlausitz viel mehr Menschen aus der Kirche aus als noch 2021. Waren es damals 185, so zählte die Kirche 2022 bereits 305 Austritte. Aber mit rund ein Prozent ist das Niveau niedrig, in Berlin sind es 2,4 Prozent aller Kirchenmitglieder, die ihren Austritt erklärten.

Deswegen verläuft die Entwicklung in der Görlitzer Region auch günstiger, gleichwohl ist der Anteil der evangelischen Christen an der Bevölkerung in Berlin viel höher, das hat aber vor allem historische Gründe und ist mit Westberlin zu erklären. Im Görlitzer Gebiet bekennen sich im Schnitt 15 Prozent der Einwohner zum evangelischen Glauben.

Bischof Stäblein: Jeder Austritt schmerzt

Bischof Christian Stäblein erklärte, dass jeder Austritt schmerze. "Wir gehen nach und fragen, wie wir die Menschen als Kirche besser erreichen können", erklärt er. "Die Zeiten der Mehrheitskirche sind schon länger vorbei. Das gehört zu dem dazu, wie sich die Gesellschaft umstellt und auch wir uns umstellen." So habe die Bindung an Institutionen gesamtgesellschaftlich abgenommen. Nicht aber die Suche der Menschen nach spirituellem und geistigem Beistand in den Krisen der Zeit. "Die Frage nach Sinn treibt die Menschen um, die Suche nach Frieden nicht weniger", sagt Stäblein. "Christsein ist eine Zuversicht und eine Haltung, ein Vertrauen, das gerade in Umbrüchen zu tragen vermag. Dafür steht die Kirche: dass sie diese Zuversicht und diesen Trost zu allen Menschen bringt, die sich davon ansprechen lassen."

Während bei der Katholischen Kirche vor allem die Missbrauchsfälle und die ausbleibenden Reformen die Zahl der Austritte in die Höhe treibt, wie erste Zahlen aus Berlin, Köln und München zeigen, sind die Austritte aus der evangelischen Kirche eher in gesamtgesellschaftlichen Trends begründet.

Als Gründe für Austritte sieht die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, dass Religion für viele Menschen keine Rolle spiele. Genannt werden zudem fehlende Bindung an Institutionen, finanzielle Engpässe durch Krisen wie Ukrainekrieg, Klimafragen und Inflation oder auch komplizierte Verwaltungsakte bei kirchlichen Angelegenheiten.

Mehr Taufen und Konfirmationen

Neben den Austritten sind die Differenz aus Todesfällen und Taufen der zweite Hauptfaktor für schrumpfende Mitgliederzahlen. Während die gesamte Ekbo 30.000 Mitglieder binnen eines Jahres verlor, waren es durch Austritte 17.000. Mindestens ebenso viele Christen verlor die Kirche durch Tod. In dem Gebiet zwischen Görlitz und Hoyerswerda wiegen die Austritte geringer. 305 Austritten stehen etwa 650 Sterbefälle gegenüber.

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Es gibt aber auch erfreuliche Entwicklungen. So stiegen die Taufen nach der Corona-Zeit wieder an, um 44 Prozent auf 4.237 Ekbo-weit, in der schlesischen Oberlausitz waren es 184 Taufen statt 122 im Jahr zuvor. Zudem ließen sich mehr Menschen im jugendlichen Alter konfirmieren. Hier stieg die Zahl um 2 Prozent auf 4.430, zwischen Görlitz und Hoyerswerda waren es 184 (2021: 157).

Mit alternativen Gottesdienstformen reagiert die Ekbo auf veränderte Einstellungen gerade unter jungen Menschen. Pop-up-Hochzeiten, Segnungszeremonien oder alternative Tauffeste gehören dazu. (mit dpa)