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Görlitz: Preise für die schönsten Stimmen

Darja Linkevica und Anna Dribas holten Auszeichnungen beim Bundeswettbewerb Jugend Musiziert. Das schaffen nur wenige.

Von Ines Eifler
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Die Görlitzer Musikschülerin Darja Linkevica wurde beim Bundeswettbewerb Jugend Musiziert mit einem dritten Preis ausgezeichnet.
Die Görlitzer Musikschülerin Darja Linkevica wurde beim Bundeswettbewerb Jugend Musiziert mit einem dritten Preis ausgezeichnet. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Mit ihrer hellen, strahlenden Stimme hat Darja Linkevica schon manchen Gottesdienstbesucher zu Tränen gerührt. In der Evangelischen Christuskirche, wo ihre Gesangslehrerin und Stimmbildnerin Anke-Elisabeth Bertram Kantorin ist, hat sie oft gesungen, als die Gemeinden in der Coronazeit schweigen mussten. Und auch in der St.-Jakobus-Kathedrale, wo ihre Familie in die Kirche geht, sang sie schon viele Male vor der Gemeinde.

Jetzt hat die 13-Jährige am Wettbewerb Jugend Musiziert teilgenommen, es – wie insgesamt acht junge Görlitzerinnen – bis zur höchsten Stufe, dem Bundeswettbewerb, geschafft und dort einen dritten Preis errungen. Mit Liedern aus vier Jahrhunderten, darunter von Buxtehude, Mozart und Chopin, bezauberte sie am Pfingstwochenende, begleitet von der Pianistin Olga Dribas, die Jury in Zwickau. Ein Lied von Tschaikowski sang sie auf Russisch, in ihrer Muttersprache.

"Ich singe, seit ich laufen kann"

Darja Linkevica wurde in Lettland geboren. Ihre Familie, in der alle Deutsch, Polnisch und Russisch, teilweise auch Lettisch und Englisch sprechen, lebt aber seit vielen Jahren in Görlitz, sodass sie Deutsch ohne Akzent spricht und man ihr in Zwickau nicht abnehmen wollte, dass sie den Text ihres Tschaikowskiliedes auch verstand.

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"Ich singe schon, seit ich laufen kann", erzählt das Mädchen, "aber Gesangsunterricht nehme ich, seit ich sieben bin." Schon in der zweiten Klasse kam sie zu Anke-Elisabeth Bertram. Ganz in der Nähe der Christuskirche in Rauschwalde ging sie zur Grundschule und kam dann mit dem Wechsel aufs Gymnasium in den Augustum-Annen-Kinder- und Jugendchor, später auch den Kammerchor. Parallel zu ihrer Gesangsausbildung an der Musikschule Johann Adam Hiller am Fischmarkt lernt sie an der Musikschule in Zgorzelec Klarinette.

"Lange war ich auch noch Schwimmen, aber das wurde mir irgendwann zu viel und ich habe ich mich komplett für die Musik entschieden", sagt Darja, "sie ist wirklich mein Leben. Ich singe oder höre die ganze Zeit Musik, 24/7." Und nicht nur solche Lieder, die sie für den Wettbewerb einstudiert hat, sondern querbeet alles von Klassik bis Pop.

Am musischen Spezialgymnasium

Eine mindestens ebenso große Rolle spielt Musik für Anna Dribas, sie füllt deren Alltag sogar noch mehr als den von Darja. Die 16-jährige Tochter der Görlitzer Pianistin Olga Dribas lernt seit zwei Jahren auf dem Sächsischen Landesgymnasium Carl Maria von Weber in Dresden und ist dort eine der wenigen Schülerinnen, die schon als Kind mit ihrer Gesangsausbildung begonnen haben.

Die 16-jährige Görlitzerin Anna Dribas lernt am Sächsischen Landesgymnasium für Musik Carla Maria von Weber in Dresden und bekam beim Bundeswettwerb Jugend Musiziert 2023 einen zweiten Preis.
Die 16-jährige Görlitzerin Anna Dribas lernt am Sächsischen Landesgymnasium für Musik Carla Maria von Weber in Dresden und bekam beim Bundeswettwerb Jugend Musiziert 2023 einen zweiten Preis. © Martin Schneider
2020 nahm Anna Dribas (r.) schon einmal am Bundeswettbewerb Jugend Musiziert teil. damals zusammen mit Hannes Max Ludwig (2. v. r.), genau wie das Duo Valentin Melzer (l.) und Matilda Nedo.
2020 nahm Anna Dribas (r.) schon einmal am Bundeswettbewerb Jugend Musiziert teil. damals zusammen mit Hannes Max Ludwig (2. v. r.), genau wie das Duo Valentin Melzer (l.) und Matilda Nedo. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Genau wie Darja hatte Anna mehrere Jahre Unterricht bei Anke-Elisabeth Bertram. Bis heute singt sie in deren Augustum-Kammerchor. Im Bundeswettbewerb Jugend Musiziert am Pfingstmontag bekam sie einen zweiten Preis für ihr Programm mit Liedern von Bach, Haydn, Schubert, Janáček und Grieg und gehört damit zu den 30 besten jungen klassischen Sängerinnen ihrer Altersklasse in ganz Deutschland.

Anders als vor zwei Jahren, als sie sich schon einmal für den Bundeswettbewerb qualifiziert hatte, war Jugend Musiziert in den vergangenen Monaten jedoch nur eine von mehreren Herausforderungen, denen sie sich stellte. Anna Dribas hat nun auch in ihrem Schulalltag überwiegend mit Musik zu tun. Was früher Freizeit war, ist heute Pflicht, und das Einstudieren von Konzertprogrammen gehört zum Unterricht. Dafür ist sie von anderen Jugendlichen umgeben, mit denen sie sich jederzeit über ihre Konzert- und Wettbewerbsvorhaben austauschen kann.

Sopranistin in Mozarts "Waisenhausmesse"

Dass es Vor- und Nachteile hat, Alltag und Freizeit im Internat miteinander zu teilen, hat Anna Dribas schnell erfahren. "Ich habe inzwischen schon oft erlebt, in welche sozialen Konflikte man geraten kann, wenn man nicht nur miteinander lernt, sondern auch zusammen wohnt."

Aber dann gebe es die wunderbaren Momente, in denen sie sich daran erinnere, warum sie unbedingt an einer Spezialschule aufgenommen werden wollte. So trat Anna Dribas kurz nach Ostern mit der Singakademie Dresden unter dem Titel "Wunderkinder" als Solistin auf und sang den Sopran in Mozarts "Waisenhausmesse". Die Vorbereitung darauf habe sie sehr in Anspruch genommen, erzählt sie, aber nach ihrem Auftritt, bei dem ihr selbst schwierige Koloraturpassagen gelangen, die sie sich vorher nicht zugetraut hatte, war sie sehr glücklich und fühlte sich bestärkt in ihrem Wunsch, später einmal beruflich zu singen.