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Breslauer Zoo meldet erneut spektakulären Nachwuchs

Zwei Bärenkuskus sind dort geboren worden. Über diese gefährdete Art ist kaum etwas bekannt. Durch die Zucht ändert sich das allmählich.

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© PR / Zoo Breslau

Im Breslauer Zoo freut man sich erneut über ganz besonderen Nachwuchs. Nach dem seltenen Zuchterfolg bei Nashörnern Ende Januar sind dort nun zwei neue Bärenkuskus-Junge geboren worden, teilt Pressesprecherin Joanna Kij mit.

Warum ist diese Geburt nun so besonders? "Nur vier Zoos auf der ganzen Welt beherbergen diese Art und nur in Breslau wurde sie erfolgreich gezüchtet. In der Natur leben Bärenkuskus nur auf der Insel Celebes in Indonesien, und bald könnten sie ganz ausgestorben sein. Der Bärenkuskus ist eine der seltensten, am wenigsten bekannten und am meisten gefährdeten Tierarten der Erde", erklärt Kij.

Dieses Tier hat einen massiven Körper, wird bis zu 10 kg schwer und bis zu 60 cm lang. Sein bärenartiges Fell ist weich und dunkel. Es hat einen großen Kopf mit einer kurzen Schnauze, auffällig hervorstechenden Augen und eine rosa Nase, Pfoten mit scharfen Krallen und einen langen Greifschwanz. Es ähnelt tatsächlich einem kleinen Bären, ist aber ein Beuteltier und lebt in den Regenwäldern auf der Insel Celebes. Der Bärenkuskus ist ein baumbewohnendes Tier, bewegt sich aber langsam und erreicht vorsichtig die Äste. Er ernährt sich hauptsächlich von Blättern, mag aber auch Blüten, Knospen und unreife Früchte. Diese Tiere sind nicht sehr sozial, sie leben paarweise oder in kleinen Gruppen und kommunizieren über Gerüche und Lautäußerungen. Sie vermehren sich so, wie sie leben: langsam.

Obwohl nur wenig über diesen Prozess bekannt ist, hat man festgestellt, dass das Weibchen normalerweise ein unterentwickeltes Jungtier pro Jahr zur Welt bringt, das sechs bis sieben Monate lang in ihrem Beutel lebt. Der Bärenkuskus lebt bevorzugt in Gebieten, die vom Menschen unberührt sind. Seine Unfähigkeit, sich an veränderte Bedingungen anzupassen, macht alle offensichtlichen Probleme wie Klimawandel, Abholzung oder Wilderei noch bedrohlicher. Das erschwert auch die Forschungs- und Schutzbemühungen. Trotz solcher Komplikationen haben die Mitarbeiter des Zoos in Wrocław diese Art bereits zum vierten Mal erfolgreich gezüchtet. Das nennt die Zoo-Sprecherin einen "riesigen Erfolg auf globaler Ebene und eine Bestätigung dafür, dass der Bärenkuskus dank der Zuchtprogramme der Zoos vor dem Aussterben bewahrt werden kann."

Tiere brauchen viel Ruhe - auch vor Besuchern

Es sei ein "tolles Gefühl, an der Vermehrung einer solchen Art mitzuwirken und zu ihrem Schutz beizutragen." Von Anfang an habe man den Kuskus sorgfältig beobachtet und alles aufgezeichnet - individuelles Verhalten, Interaktionen, Aktivität, Essgewohnheiten und sogar Stuhlgang analysiert. Außerdem leben die Tiere in einer Einrichtung, in der sie viel Ruhe und keinen direkten Kontakt zu Besuchern haben. "Ich glaube, dass all das die Grundlage für unseren Erfolg ist", sagt Zoodirektor Radosław Ratajszczak.

Am 20. Juli 2020 entdeckten die Pfleger einen jungen Kuskus im Beutel seiner Mutter. Dann hielten alle den Atem an, denn dies ist ein sehr kritisches Stadium. Die Jungtiere sind unterentwickelt und können zu diesem Zeitpunkt noch nicht allein überleben. Im September begann das Baby aus dem Beutel zu gucken. Ende Dezember begann es, den Beutel zu verlassen und die Umgebung zu erkunden.

© PR / Zoo Breslau

Derzeit bewegt sich das Jungtier an den Ästen im Gehege entlang und versucht, seiner Mutter Futter zu stehlen. Es bleibt immer noch in ihrer Nähe und hüpft sofort zurück in den Beutel, wenn es sich unsicher fühlt. Im Moment besteht die Ernährung des kleinen Kuskus hauptsächlich aus der Milch der Mutter, aber es versucht bereits, an "erwachsenen" Snacks zu knabbern, also an Blättern. Die Pfleger vermuten, dass es sich bei dem Jungtier um ein Männchen handelt, aber wir werden das bestätigen können, wenn es unabhängiger wird und sich an uns gewöhnt - sagt der Leiter der Abteilung für kleine Säugetiere Andrzej Miozga.

Die Bärenkuskus kamen im Frühjahr 2016 aus einem indonesischen Tier-Rehabilitationszentrum nach Breslau. Sie wurden von Schmugglern beschlagnahmt und konnten nicht wieder ausgewildert werden.

Der erste Kuskus wurde im März 2017 im Zoo geboren. Der jüngste Nachwuchs wurde am 20. Juli 2020 von sechsjährigen Eltern geboren: Garetto und Duży. Wenn sein Geschlecht bestimmt ist und er die Reife erreicht, wird er in die Welt hinausgehen, in einen anderen Zoo, um seine Rolle in der Erhaltungszucht zu spielen. Derzeit leben nur 14 Bärenkuskus in vier Zoos auf der Welt: Batu Secret in Java (Indonesien), Pairi Daiza in Belgien, Ústí nad Labem in der Tschechischen Republik, Memphis Zoo & Aquarium in den USA und eben im Breslauer Zoo. Die meisten von ihnen sind nicht zur Besichtigung verfügbar.

Bärenkuskus muss geschützt werden

Laut den Pflegern ist der Bärenkuskus eine Tierart, über die fast nichts bekannt ist. Um sie in der Natur effektiv zu schützen, wären grundlegende Informationen über ihre Biologie erforderlich. Die gibt es aber nicht. Die liefert der Breslauer Zoo mit seiner Zucht. So wurde zum Beispiel etwas über die langsame Entwicklung der Jungtiere bekannt. Zudem hat der Zoo bei der EAZA beantragt, den Bärenkuskus in das EAZA-Ex-situ-Programm (EEP) aufzunehmen, die Tiere vor Wilderern zu schützen und Gehege für hilfsbedürftige Tiere aus dem Zuchtgebiet und solche, die von Schmugglern beschlagnahmt werden, zu bauen.

Der Zoo Wrocław ruft zur finanziellen Unterstützung von Wildtierschutzprojekten auf, die Tiere in ihrem Lebensraum retten. Besucher können das tun, indem Sie bei ihrem Besuch die Eintrittskarte Saving Wildlife wählen. Sie können auch direkt an die Dodo-Stiftung spenden - über die Website fundacjadodo.pl/

Auf der Roten Liste der gefährdeten Arten der IUCN ist der Bärenkuskus (Ailurops ursinus) als gefährdet eingestuft. Es wird geschätzt, dass die Population innerhalb von zehn Jahren um weitere 30 Prozent durch Lebensraumverlust und Wilderei abnehmen wird. Die Regenwälder, in denen er lebt, werden für Ackerland abgeholzt und durch Straßenbauwerke fragmentiert. Der Bärenkuskus wird auch wegen seines Fleisches und Fells gefangen, und immer häufiger für den Heimtierhandel, wo seine Überlebensrate vernachlässigbar ist. (SZ)

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