Sport
Merken

Görlitzer Football-Premiere lockt 800 Zuschauer an

Das erste American-Football-Spiel der Stadt endet mit einem Kantersieg für die Görlitz Grizzlies. Noch gibt es viel zu tun.

Von Frank Thümmler
 5 Min.
Teilen
Folgen
Kapitän und Runningback Titus Seeliger (links) war mit seiner Athletik von den Gästen kaum zu stoppen -  bis er aus speziellem Grund das Feld verlassen musste.
Kapitän und Runningback Titus Seeliger (links) war mit seiner Athletik von den Gästen kaum zu stoppen - bis er aus speziellem Grund das Feld verlassen musste. © Hans-Ernst Friedrich

Görlitz. Wenn sich Daniel Kislicyn das erste Spiel „seiner“ Görlitz Grizzlies hätte malen können, dann in etwa so, wie es am Sonnabendnachmittag tatsächlich passiert ist: strahlender Sonnenschein, ein super gefülltes Stadion der Freundschaft und ein klarer Sieg im ersten Spiel der Görlitzer Footballgeschichte – 58:2 gegen die Lauchhammer Miners.

Kislicyn – Abteilungsleiter, Head Coach (Cheftrainer) und Quarterback (Spielmacher) des Teams –, der mit seinen Mitstreitern binnen anderthalb Jahren dieses Team mit all dem Drumherum auf die Beine gestellt hat, sagt: „Wir sind super zufrieden, sind überwältigt, wie viele Leute gekommen sind, wie das Spiel gelaufen ist. Ungefähr 800 Zuschauer waren da. Für uns war das alles ja auch neu, und wir wissen jetzt schon etwas besser, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen.“

Viel mehr Zuschauer als erwartet

Dass nicht gleich alles perfekt laufen kann, war zu erwarten, zumal die Footballer kaum einschätzen konnten, wie viele Zuschauer kommen würden, ob 100 oder 500. Dass es 800 wurden, veranlasste kundige Zuschauer, auf der Tribüne zu sagen: „Das ist Wahnsinn, hier ist ja mehr los als bei den Dresden Monarchs. Und die spielen erste Liga, Görlitz steigt gerade in der fünften Liga ein.“ So war die Schlange am Einlass noch beim Kick-off lang, war der Ausschank für diese Zuschauerzahl nicht gedacht, die Akustik des Stadionsprechers nur auf die Tribünenseite gegenüber des Eingangs ausgelegt ...

„Das sind alles Dinge, die wir verbessern wollen. Wir denken auch darüber nach, wie wir über den Stadionsprecher besser über das aufklären können, was auf dem Platz passiert, wie die Regeln sind. Wir denken auch über die Einbeziehung der Anzeigetafel nach. Aber wir bitten da um Verständnis. Wir stehen ja noch ganz am Anfang, brauchen für all das definitiv noch mehr Helfer. Wer mitmachen will, kann sich gern bei uns melden“, sagt Kislicyn.

Das Stadion in eine Footballarena verwandelt

Aber auch so: Das Erlebnis American Football haben die Grizzlies den Zuschauern, unter denen viele zum ersten Mal ein Spiel dieser Sportart live gesehen haben, toll rübergebracht. Das Stadion der Freundschaft war in eine Footballarena verwandelt worden: Die Neun-Meter-Stangen für die Field Goals waren erst am Freitag gekommen und wurden an die Fußballtore angebracht. Auch das Spielfeld war super vorbereitet mit all den Linien, so dass die Offiziellen nur Lob übrig hatten. Sogar für die Halbzeitpause hatten die Grizzlies etwas Besonderes organisiert: Die Mädchen des Instanz-Studios aus Görlitz legten einen tollen Auftritt im Grizzlies-Trikot hin.

Und als es losging, war von Nervosität bei den Görlitzer Spielern – für die meisten war es ja auch das allererste Spiel, und das gleich vor einer Riesenkulisse – nichts zu spüren. Der erste Touchdown der Görlitzer Football-Geschichte ging auf das Konto von jemandem, der wohl am allerwenigsten mit dieser Ehre gerechnet hatte: Niklas Mimz, der bei einem Field-Goal-Versuch als Holder eingeteilt war. Das ist der Spieler, der den zurückgeworfenen Ball fängt und für den Kicker aufstellt. Dabei ging aber etwas schief. Mimz reagierte kurzentschlossen, schnappte sich den Ball, lief nach Außen weg und in die Endzone.

Der Kapitän muss noch vor der Halbzeitpause zur Arbeit

Den zweiten Touchdown wenig später erlief Team-Kapitän Titus Seeliger, der mit seiner überragenden Athletik als Runningback von der Lauchhammer Defense einfach nicht zu stoppen war. Der Polizist musste übrigens kurz vor der Halbzeitpause (nach seinem zweiten Touchdown) vorzeitig das Spiel verlassen – Dienst.

Im ersten Viertel erzielte die Görlitzer Defense einen dritten Touchdown, inklusive der zwei Zusatzpunkte und einer Two-Point-Conversion stand es da schon 22:0, zur Halbzeit nach weiteren drei Touchdowns 40:0. Es war schade, dass der Spannungsgehalt der Partie so gering war. Lauchhammer war einfach zu unterlegen und hatte unter anderem keinen Punter im Aufgebot, der den Football bei einem vierten Versuch nahe der eigenen Endzone mit einem weiten Schlag in das Feld befördert. So kamen die Görlitzer immer wieder nah an der Endzone in Ballbesitz, musste eigentlich nie das gesamte Feld überwinden.

"Wir haben noch viel Verbesserungspotenzial"

Die Gäste erzielten die einzigen zwei Punkte, als ein Snap (Rückpass) zum Görlitzer Punter zu hoch ausfiel und sie den Grizzlie-Spieler in der dessen Endzone zu Fall bringen konnten. Das war aber nur ein Schönheitsfehler, den die Grizzlies umgehend mit einem weiteren Touchdown beantworteten. Am Ende stand ein ungefährdeter 58:2-Erfolg.

Trainer und Spielmacher Daniel Kislicyn schätzte das so ein: „Für unser allererstes Spiel war das schon gut. Aber wir haben noch viel Verbesserungspotenzial, in der Offense und in der Defense. Das konnten sicher auch die Zuschauer sehen. Aber ein Anfang ist gemacht. Wir können dieses erste Spiel auswerten und weiter daran arbeiten, unsere Spielzüge noch besser hinzubekommen“.

Der nächste Gegner kommt aus Aue

Eine Videoanalyse würde helfen, aber auch dies müssen die Grizzlies erst aufbauen (Helfer willkommen). Wobei, ganz so ernst sehen das auch die Grizzlies bei allem sportlichen Ehrgeiz nicht: Nach dem Spiel wurde dieser erste, historische Sieg erst einmal kräftig gefeiert. Die nächste Partie ist bereits in Sichtweite. Am 25 Juni empfangen die Grizzlies die Erzgebirge Miners aus Aue. „Das wird ein ganz anderes Kaliber, das sind die eigentlichen Favoriten dieser Liga. Wir würden uns freuen, wenn uns wieder viele Fans unterstützen. Bis dahin haben wir im Training und in der Organisation jede Menge zu tun“, sagt Daniel Kislicyn.

Wer den Grizzlies helfen oder gar mitspielen möchte, kann sich per E-Mail melden: [email protected]