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Das hat das Juniorteam der Görls schon drauf

Die Talenteschmiede der Oberliga-Handballerinnen des Görlitzer HC hat alle Saisonspiele gewonnen – und jetzt auch im Pokal. Ist sogar der Aufstieg möglich?

Von Frank Thümmler
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Gina Hamann überzeugte als Spielmacherin, Torschützin und in der Abwehr.
Gina Hamann überzeugte als Spielmacherin, Torschützin und in der Abwehr. © Hans-Ernst Friedrich

Görlitz. Wer am Sonnabend-Nachmittag die Erstrundenpartie im Sachsenpokal zwischen Görlitzer HC II und SF 01 Dresden in der Görlitzer Jahnsporthalle besuchte, konnte ganz gut erkennen, was die Görlitzer mit ihrem Juniorteam vorhaben und welches Potenzial in mancher Spielerin steckt. Die „Junior-Görls“ gewannen gegen den Ligakonkurrenten mit 38:32 (19:13). Der Sieg hätte sicher auch höher ausfallen können, aber darum ging es den HC-Verantwortlichen um die Trainer Dirk Puschmann und Jürgen Bräuniger gar nicht.

Die Görlitzerinnen waren nach den ersten drei Verbandsligaspielen, die sie allesamt gewonnen hatten, favorisiert. Zumal sie gegen diesen Dresdener Gegner ein Ligaspiel vor drei Wochen bereits gewonnen hatten, wenn auch knapp mit 31:29, aber mit einem Minikader und ohne Unterstützung der zeitgleich spielenden ersten Mannschaft. Jene hatte dieses Mal frei, und so konnten Wiktoria Blaszczyk und Katarina Raspudic aus dem Oberligateam eingesetzt werden. „Wiktoria hat unsere Frieda Thiemann ersetzt. Und Katarina sollte nach ihrer Verletzung Spielpraxis bekommen, auch um sich weiter an den deutschen Handball zu gewöhnen, der doch ein wenig anders ist als der in ihrer Heimat Kroatien. Aber auch das ist ja Sinn unseres Juniorteams“, sagt Dirk Puschmann dazu.

Schnell wurde sichtbar, dass das Tempo der Görlitzerinnen zu viel war für die Gäste. Im Angriff fanden die Görls immer wieder Lösungen, ob es nun Tempogegenstöße waren, freigespielte Außen, Kreisanspiele oder Distanzwürfe. Letzteres war eine Spezialaufgabe des Trainerduos: „Wir wollen auch im Oberligateam unsere Gefahr aus dem Rückraum erhöhen. Deshalb hieß eine Aufgabe auch, in diesem Spiel mindestens 35 Mal aus der Distanz zu werfen“, erklärt Puschmann.

Seine Görls haben das erfüllt, wobei besonders die Spielmacherin Gina Hamann mit überraschenden Schlagwürfen überzeugte. Die Görlitzerinnen zogen auf 19:11 davon, mussten kurz vor der Pause aber noch zwei Treffer hinnehmen. Trotz der klaren Führung unterliefen den Görls noch ein paar Fehler zu viel.

Nach dem Seitenwechsel folgte eine Görlitzer Schwächephase, vor allem bedingt durch zahlreiche Wechsel. Offensichtlich sollte jede Spielerin eine gewisse Einsatzzeit bekommen. „Außerdem soll jede Spielerin in der Lage sein, zwei Positionen auszufüllen, weshalb wir auch viel gewechselt haben. Und Spielerinnen, die in der ersten Halbzeit ihre taktische Aufgabe nicht erfüllt haben, müssen eben erstmal auf der Bank schmoren“, sagt Puschmann.

Ist sogar der Aufstieg möglich?

Beim 26:24 zog er die Reißleine, drehte erneut an ein paar Stellschrauben, und sein Team zog wieder davon. „Wir wussten, dass wir uns das Spiel jederzeit wieder zurückholen können“, sagt er und beschreibt damit ein wenig, wie überlegen seine Mannschaft wirklich war.

So überlegen, dass womöglich sogar der Aufstieg in die Sachsenliga drin ist? „Das ist nicht unser Plan. Da sind andere Favoriten, zum Beispiel der MSV Dresden mit Jenny Kolewa und Anne Naumann, die beide mal in Görlitz gespielt haben. Wenn wir am Ende vorn wären, würden wir das schon mitnehmen. Im Moment scheint der Kader für zwei starke Mannschaften in der Oberliga und der Sachsenliga noch zu klein.“

Es komme mehr auf die Ausbildung der Spielerinnen an. Und was da zu sehen ist, macht Hoffnung: Gina Hamann zeigt sich in der Verbandsliga als schnelle, torgefährliche und mutige Spielmacherin, Anna-Maria Glatz als schnelle Linksaußen, Leonie Dahm (diesmal ohne Sahnetag) als abschlussstarke Rückraumspielerin, Felicitas Puschmann als Abwehrchefin, Torhüterin Marie Luisa Ressel als starker Rückhalt – die Reihe ließe sich fortsetzen.

Diese Spielerinnen haben schon Einsatzzeiten im Oberligateam erhalten. „Bei uns sollen sie sich auch das nötige Selbstbewusstsein für die höhere Liga holen“, sagt Puschmann. Jörg Adam, dem Trainer des Oberligateams, kann er berichten, dass diese Aufgabe am Sonnabend gut erfüllt wurde, und auch die „ausgeborgten“ Blaszczyk und Rasputic gut drauf sind.