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Der Mann, der den Football nach Görlitz brachte

Daniel Kislicyn wollte unbedingt American Football spielen, nur gab es in Görlitz kein Team. Also gründete er eins. Jetzt steht das erste Spiel an.

Von Frank Thümmler
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Daniel Kislicyn hat eine Mammutaufgabe: Quarterback (Spielmacher), Headcoach (Cheftrainer) und Präsident (Abteilungsleiter) der Görlitz Grizzlies. Am 3. Juni hofft er auf eine gelungene Premiere.
Daniel Kislicyn hat eine Mammutaufgabe: Quarterback (Spielmacher), Headcoach (Cheftrainer) und Präsident (Abteilungsleiter) der Görlitz Grizzlies. Am 3. Juni hofft er auf eine gelungene Premiere. © H.-E.Friedrich

Görlitz. An den Fernsehgeräten erlebt diese in den USA wohl populärste Sportart in den vergangenen Jahren einen Boom, aber selbst spielen? Ganz schwierig, in Ostsachsen war das lange nicht möglich – bis Daniel Kislicyn kam. Und jetzt bestreitet eine Görlitzer American-Football-Mannschaft, die „Görlitz Grizzlies“, ihr erstes offizielles Spiel – gegen die Lauchhammer Miners. Was vor zwei Jahren noch kaum vorstellbar erschien, wird am 3. Juni ab 15 Uhr im Stadion der Freundschaft wahr.

Der heute 24-jährige Daniel Kislicyn war 2018 nach Görlitz gezogen – für sein Studium „Soziale Arbeit“, das inzwischen beendet ist. Kislicyn arbeitet seit Anfang des Jahres als Sozialpädagoge in Rothenburg.

American Football war schon immer die Leidenschaft des jungen Mannes. Mit 14 Jahren begann er mit dem Sport in Chemnitz, hatte dort erste Erfahrungen gesammelt und sogar schon erste Trainer Erfahrungen gesammelt. Später spielte er in Dresden bei der zweiten Mannschaft der Dresden Monarchs, auch noch als er schon in Görlitz spielte. Aber das wurde auf Dauer einfach zu teuer und zeitaufwendig.

Eine riesige Aufgabe

Aufzuhören kam aber nicht infrage. „Ich wollte es irgendwie hier etablieren, weil es hier so etwas nicht gab. Ich hatte damals aber das Gefühl, der einzige Football-affine in der ganzen Stadt zu sein“, erzählt Kislicyn. Auch ein Versuch bei der Hochschule scheiterte letztlich am mangelnden Interesse der Studenten. Viele Studiengänge sind auch weiblich dominiert. „Also habe ich gedacht, ich versuche es eben allein, mit einem Verein“, sagt der „Football-Verrückte“, der daraufhin mit dem Kreissportbund redete, ein Konzept schrieb.

Es begann dann alles schleppend, so dass Daniel Kislicyn schon zweifelte. „Aber dann kam das Glück mit dem SV Energie Görlitz, der Interesse zeigte. Ich konnte sie dann mit meinem Konzept überzeugen, eine extra Football-Abteilung wurde gegründet“. Natürlich ist der junge Mann Abteilungsleiter und stolz darauf, dass sich seine Footballer allein finanzieren, von Anfang an. Über eine Instagram-Seite gab es die ersten Kontakte zu potenziellen Mitspielern. „Ich hatte noch nicht mal Inhalt, da hatte diese Seite schon 100 Follower“, blickt er zurück. Ein Anfang war gemacht.

Aber: Die Aufgabe, eine Footballmannschaft aus dem Boden zu stampfen ist riesig: American Footballer brauchen eine im Vergleich zu anderen Sportarten riesige Mannschaft, 35 Spielerpässe müssen zum Saisonstart vorliegen. Die Ausrüstung ist umfangreich, Helme, Schutzmaterialien, Trikots – alles muss 35 Mal vorliegen.

Daniel Kislicyn beim Wurftraining.
Daniel Kislicyn beim Wurftraining. © H.-E.Friedrich

Dazu die Ausrüstung für die Spiele. Zum Beispiel die neun Meter hohen Stangen, die angeschafft werden mussten und nächste Woche an die Fußballtore angebunden werden. Oder das Kreiden der vielen Linien im Zehn-Yard-Abstand auf das Spielfeld – die Stadt veranschlagt dafür satte vier Stunden.

Das wohl schwierigste aber – nicht nur Mitspieler finden, sondern sie zu den vielen verschiedenen Positionen und Aufgaben im Team zuordnen, ihnen das komplizierte Regelwerk beibringen und sie positionsgetreu auszubilden, letztlich sogar eine ganze Reihe von Spielzügen einzustudieren. Klar, dass diese Aufgabenflut Daniel Kislicyn, der sich so ganz nebenbei ja auch fitmachen wollte, um als Quarterback aufzulaufen, schlaflose Nächte bereitet hat.

Gelernt, Aufgaben zu delegieren

Jetzt, eine Woche vor dem ersten Spiel, hat alles irgendwie geklappt. Kislicyn hat Mitstreiter gefunden, hat gelernt, Aufgaben zu delegieren. Es gibt inzwischen mehrere Trainer für spezielle Aufgabenbereiche und Helfer in allen Bereichen. Die Grizzlies sind ein Team geworden, spielen auch im Stadtbild schon eine Rolle. Und die Mannschaft, bestehend aus Spielern aus dem gesamten Landkreis, ist heiß auf das allererste Spiel.

Das soll ein besonderes Event werden, mit Stadion-DJ, Einlauf und Sonderaktionen. Wie das Spiel ausgehen könnte, wie stark der Gegner ist – alles unklar. Aber Sportfans sollten sich den Termin in den Kalender eintragen.