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Rückschlag für die Handball-Görls

Gegen die verstärkte Reserve des HC Leipzig reicht es nicht zum Punkt. Und jetzt spüren die Görlitzerinnen auch noch Folgen des Ukraine-Krieges.

Von Frank Thümmler
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Marzena Hochman absolvierte ihr erstes Pflichtspiel für den HC Görlitz und traf viermal.
Marzena Hochman absolvierte ihr erstes Pflichtspiel für den HC Görlitz und traf viermal. © Archivfoto: Hans-Ernst Friedrich

Leipzig. Vor ihrem Spiel am Sonntag hatten die Oberliga-Handballerinnen des HC Görlitz noch leise Hoffnungen, trotz des Saisonstarts mit vier Niederlagen doch noch den Sprung in die Aufstiegsrunde zu schaffen. Schließlich hatte es diese Niederlagen ausschließlich gegen Top-Teams der Liga gesetzt. Nach dem 25:32 beim HC Leipzig II, der bislang auch nur ein Spiel gewonnen hatte, ist diese Hoffnung nun auf ein Minimum geschrumpft.

Görls-Trainer Jörg Adam hatte schon im Vorfeld der Partie von einer Leipziger Wundertüte gesprochen. Ein Blick ins Spielerprotokoll offenbarte dann, dass sich die Befürchtungen der Görlitzerinnen bewahrheiten sollten: Im Kader der Gastgeberinnen standen gleich sechs Spielerinnen, die am Vorabend beim Zweitliga-Spiel der Ersten Mannschaft des HC Leipzig in Waiblingen mitgewirkt hatten.

Die Leipzigerinnen zogen von Anfang an davon, führten nach zehn Minuten mit 5:2. „Uns wurden da zwei Treffer abgepfiffen und wir haben uns davon beeinflussen lassen, haben unsere Linie verlassen und hätten cooler bleiben müssen“, sagte Adam unzufrieden. Zwar kamen die Görls durch Drei Treffer in Folge wieder heran, aber dann zog die Zweitliga-Reserve aus Leipzig davon – bis zur Pause auf sechs Tore. Auch eine Görlitzer Auszeit konnte den Lauf der HCL-Damen nicht stoppen.

Über die linke Seite geht zu wenig

Hoffnungslos waren die Görlitzerinnen zur Pause trotzdem noch nicht, schließlich war jetzt vermehrt mit dem Einsatz der eigentlichen Leipziger Reservespielerinnen zu rechnen. Tatsächlich aber erhöhten die Gastgeberinnen den Vorsprung nach dem Seitenwechsel auf acht Treffer und hielten diesen bis zur 45. Minute.

Dann aber gelang den Görls ein 4:0-Lauf, der sie auf Schlagdistanz brachte. Doch nun kassierten die Gäste zwei Strafen in Folge, die den Trainer auch im Nachhinein noch sehr ärgerten, und Leipzig brachte wieder seine Top-Spielerinnen mit Zweitliga-Erfahrung aufs Feld. Die Görlitzerinnen hielten den Vier-Tore-Abstand bis zur 53. Minute, aber dann zogen die Gastgeberinnen unaufhaltsam davon.

Zufrieden war Trainer Jörg Adam nach dem Spiel nur mit Anne Neumann, die im rechten Rückraum spielte und mit sechs Treffern erfolgreichste Görlitzer Schützin war. „Ich habe mich für sie auf der Rückraumposition entschieden, weil wir dann spielerisch besser sind. Und Anne hat in Leipzig ihr ganzes Potenzial ausgeschöpft, war torgefährlich, hat aber auch immer wieder für Spielfluss gesorgt. Bei allen anderen ist eindeutig noch Potenzial nach oben“, sagte Adam. Besonders die linke Angriffsseite strahlte diesmal zu wenig Gefahr aus, was die HC-Görls insgesamt zu berechenbar machte.

Trainingsstätte wird derzeit für Flüchtlinge gebraucht

Dieses Defizit bis zum nächsten Spiel am kommenden Sonnabend (16 Uhr) zu beheben, wird schwierig. Denn es ist derzeit noch unklar, ob die Görls trainieren können: Ihre wichtigste Trainingsstätte im Beruflichen Schulzentrum wird von der Stadt für die Hilfe für die Ukraine-Flüchtlinge in Anspruch genommen. „Wir verstehen und unterstützen das selbstverständlich, hoffen jetzt aber auf die Solidarität der anderen Sportvereine der Stadt, damit die Last der ausfallenden Trainingseinheiten etwas gleichverteilt wird“, sagt HC-Vizepräsident Dirk Puschmann.

Betroffen von ausfallendem Training sind neben den Oberliga-Frauen auch sämtliche Nachwuchsmannschaften des HC Görlitz. „Wir würden uns freuen, wenn sich Vereine, die unter diesen Umständen bereit wären, Trainingszeiten abzugeben – uns helfen auch halbe Hallen – ganz unbürokratisch bei mir melden.“

Für die Görls soll am Sonnabend der Kampf um den Klassenerhalt beginnen. Die kommenden Spiele sind besonders wichtig, weil diese Punkte in die Abstiegsrunde mitgenommen werden. „Wir waren im Vergleich zu Thüringen und Sachsen-Anhalt wegen unterschiedlicher Corona-Regelungen schon einmal benachteiligt. Uns trifft die Hallensperrung jetzt doppelt, aber vielleicht finden wir ja eine Lösung“, sagt Jörg Adam.