Sport
Merken

Ein Handballfest zum Klassenerhalt

Die Görlitzer Handballerinnen bleiben nach einem schwer erkämpften Heimsieg über Rückmarsdorf in der Handball-Oberliga. Für Einen war es besonders emotional.

Von Frank Thümmler
 0 Min.
Teilen
Folgen
So bejubelte die Görlitzer Bank kurz vor Spielende jeden Treffer der Görls – Trainer Stefan Adam immer vorneweg.
So bejubelte die Görlitzer Bank kurz vor Spielende jeden Treffer der Görls – Trainer Stefan Adam immer vorneweg. © Hans-Ernst Friedrich

Görlitz. Wie riesengroß die Anspannung bei den Handballerinnen des Görlitzer HC beim vorentscheidenden Spiel um den Klassenerhalt am Sonnabend-Abend gegen die Leipzigerinnen von der HSG Rückmarsdorf war, konnte in den Schlussminuten der Partie und besonders nach Abpfiff jeder Zuschauer miterleben. Als sich nach einer wilden Schlussphase abzeichnete, dass der Sieg den Görls nicht mehr zu nehmen sein würde, wurde das Grinsen in den Gesichtern auf der Bank und beim Trainerteam immer breiter.

Die Görls auf der „Platte“ bejubelten jeden Treffer, als sei er der wichtigste des Jahres, und Trainer Jörg Adam riss die Arme nach oben. Als die Schlusssirene beim Stand von 36:32 ertönte, brach sich der Jubel seinen Bann. Die Spielerinnen feierten ausgelassen, das Trainerteam umarmte sich, Görls-Präsidentin Elisabeth Puschmann kam von der Tribüne und musste ein paar Tränen aus dem Gesicht wischen.

Einer zog sich etwas zurück, musste ganz tief atmen und die ganzen Emotionen aufsaugen. Für Trainer Jörg Adam war es das letzte Heimspiel mit seinen „Mädels“. Besser als mit diesem Sieg und dieser Befreiung von Abstiegsgedanken hätte das nicht enden können. „Ich hätte nie gedacht, dass mich das emotional so mitnimmt“, sagte er später – nach einem Händeschüttel- und Umarmungsmarathon.

Hochmann geht über die Schmerzgrenze

Dass dieses Spiel so endete, stand lange Zeit auf der Kippe. Bis zur 45. Minute konnte sich keine der beiden Mannschaften absetzen. Vor allem in der Abwehr inklusive der Torhüterposition hatten beide Mannschaften ihre Probleme. Trotz der vielen eigenen Treffer war in einigen Szenen auch die Anspannung zu sehen, zum Beispiel bei falschen Entscheidungen, mit hohem Risiko Tempogegenstöße einzuleiten.

Bei den Görlitzerinnen sorgten bis zur Pause vor allem Frieda Thiemann auf Rechtsaußen (sechs Feldtore in den ersten 30 Minuten) und Spielmacherin Marzena Hochman dafür, dass ihr Team dran blieb und schließlich mit einer kleinen Führung (18:17) in die Kabinen ging. Nach dem Seitenwechsel stellten die Görlitzerinnen von einer 5:1- auf eine 6:0-Abwehr um, was sich auszahlen sollte. Es wurde ein Abnutzungskampf, aus dem die Görlitzerinnen siegreich hervorgingen.

Die im gesamten Spiel überragende Marzena Hochman (14 Tore, davon fünf von fünf Siebenmetern) ging auch konditionell über ihre Grenze und erlöste die Mannschaft immer wieder mit wichtigen Treffern. Dabei hatte die 35-Jährige Verletzungsprobleme, gab in diesem Spiel aber alles und war auch in der Kabine extrem wichtig für das junge Team, wie Jörg Adam nach dem Spiel bestätigte.

Trainer übergibt "eine tolle Mannschaft"

Nach der 45. Minute konnten sich die Görlitzerinnen mit ihrem Tempo-Handball langsam absetzen. Dem Zug zum Tor, den jetzt zum Beispiel Anne Neumann zeigte, hatten die konditionell überforderten Gäste nicht mehr genug entgegenzusetzen. Und in der Abwehr gelangen den Görls jetzt die entscheidenden Ballgewinn. Dass es seine Frauen ab und zu verpassten, auch mal das Tempo rauszunehmen und das Risiko zu minimieren (Adam: „Andere Gegner bestrafen diese Ballverluste vielleicht.“), spielte am Ende keine Rolle mehr.

Der Klassenerhalt ist mit diesem Sieg sicher. Bei für jedes Team acht auszutragenden Spielen können drei hinter den Görls platzierte Teams auf maximal noch acht Punkte kommen. Der Görlitzer HC hat neun, wird also mindestens Gesamt-Siebter der Oberliga, und dieser Platz reicht sicher für den Klassenerhalt. Die zwei Auswärtsspiele der Görls in Jena und Altenberg sind aus Sicht der Görlitzerinnen also bedeutungslos, bieten deshalb vielleicht auch die Chance, den vielen jungen Spielerinnen noch mehr Einsatzzeit zu geben.

Wer Jörg Adam kennt, weiß, dass er auch für diese Spiele motiviert ist: „Ich übergebe eine tolle Mannschaft, mit der mir die Zusammenarbeit unheimlich viel Spaß gemacht hat“, sagte der Trainer – und ergänzte zu einem kleinen Mädchen, das gerade vorbeikam und bei den F-Juniorinnen spielt: „Und dann kann ich mich noch viel besser um dich kümmern.“

  • 6. Görlitzer HC 6 180:162 9:3
  • 7. SG Apolda/Großschwabhausen 6 187:169 9:3
  • 8. HSG Rückmarsdorf 7 207:211 6:8
  • 9. SV Aufbau Altenburg 6 151:163 4:8
  • 10. HBV Jena 90 5 128:148 2:8