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Bitteres Remis in der Schluss-Sekunde für Görlitzer Handballer

Die Koweg-Handballer verpassen den vorzeitigen Klassenverbleib. Aber es gibt Lichtblicke.

Von Frank Thümmler
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Der Görlitzer Kreisläufer Vit Sebek hatte gegen die hart zupackende Gästeabwehr einen schweren Stand, konnte letztlich aber doch einige Male entwischen.
Der Görlitzer Kreisläufer Vit Sebek hatte gegen die hart zupackende Gästeabwehr einen schweren Stand, konnte letztlich aber doch einige Male entwischen. © Hans-Ernst Friedrich

Görlitz. Welch eine Dramatik in der engen Rauschwalder Sporthalle: Die Koweg-Männer führten fünf Minuten vor Abpfiff im Duell mit Tabellenschlusslicht SV 04 Plauen-Oberlosa II noch mit vier Toren, wackelten dann aber mächtig. Die nie aufgebenden Gäste starteten eine Aufholjagd.

Als der Görlitzer Nincevic mit einem Heber von Rechtsaußen über den Torwart hinweg das 23:21 erzielte, jubelten einige Fans in der Halle schon. Aber weit gefehlt: Ein schnelles Gegentor, ein Stürmerfoul beim Koweg-Angriff, und die Plauener hatten noch einmal die Ausgleichschance. Ein letzter Freiwurf drei Sekunden vor Schluss, ein Sprungwurf aus zehn Metern, und der Ball schlug ein im Koweg-Tor – Remis.

Dieser Treffer tat den Gastgebern weh, weil die Görlitzer mit nun 9:9 Punkten den Klassenverbleib noch nicht hundertprozentig sicher haben. Immer noch könnten sie Drittletzter werden und unter Umständen absteigen. Wobei es gute Nachrichten aus der Oberliga gibt, wo sich Einheit Plauen und Aue II am letzten Spieltag noch auf den viert- und fünftletzten Platz gerettet haben und so aller Voraussicht nach nicht in die Sachsenliga absteigen.

Koweg-Trainer Michael Schuller machte nach dem Spiel gegen Oberlosa mehrere Schwachstellen aus. In der ersten Halbzeit kam Torgefahr aus dem Görlitzer Rückraum ausschließlich vom Tschechen Burda. Darauf konnten sich die Gäste natürlich einstellen, die Görlitzer Außen scheiterten immer wieder am starken Gästetorwart, Nincevic im linken Rückraum konnte sich nicht durchsetzen, und Mautsch in der Rückraum-Mitte verteilte zwar die Bälle, nahm sich selbst aber keinen Wurf. So waren auch Anspiele auf Kreisläufer Sebek schwierig.

Koweg-Problem: das Überzahlspiel

Die größte Baustelle aber war das Überzahlspiel: Die hart verteidigenden Gäste erhielten insgesamt 13 Zeitstrafen, doch die Görlitzer konnten damit nichts anfangen – selbst dann nicht, als die Plauener nur noch drei Feldspielern auf dem Parkett hatten. Dass es zur Pause Unentschieden 8:8 stand, war dem starken Görlitzer Torwart Erik Michel zu verdanken – und der insgesamt starken Abwehrarbeit von Koweg.

Nach der Pause zog Trainer Schuller einen Trumpf aus dem Ärmel: Den 17-jährigen Jacob Czarnowsky, der im Angriff auf der Spielmacherposition agierte und das Spiel der Görlitzer sofort positiv beeinflusste. Er nahm sich gleich beim ersten Angriff den Wurf – und traf ins Tor. Zwar wurde das Leichtgewicht dabei gefoult und landete auf dem Rücken (der Gegenspieler sah sofort Rot), aber der A-Jugendspieler kam zurück und glänzte neben einem weiteren Feldtor auch mehrfach mit geschickten Anspielen.

Neben ihm im rechten Rückraum spielte jetzt mit Bjarne Hinz ein weiterer A-Jugendlicher, der seine Sache ebenfalls gut machte. Nincevic konnte so auf die angestammte Rechtsaußenposition rücken und setzte sich sofort mit mehreren Torerfolgen in Szene. Mit dem verbesserten Angriffsspiel zogen die Görlitzer davon, legten bis zu vier Tore zwischen sich und die Gäste.

Aber: Den sprichwörtlichen Sack zu machten sie nicht. Statt einer Fünf-Tore-Führung waren es wenig später nur drei Treffer Vorsprung. Burda vergab einen Konter allein aufs Tor zulaufend, Nincevic verwarf einen Siebenmeter – einen von drei in diesem Spiel.

Zuversicht dank talentierte Nachwuchsspieler

Und so kam es zu dieser dramatischen Schlussphase, in der Burda, der die kompletten 60 Minuten auf dem Feld stand, offensichtlich die Kraft fehlte. Dazu kamen taktische Fehler gegen die jetzt offensiv deckenden Gäste – es wurde zu früh abgeschlossen, statt im Eins-gegen-Eins auch mal einen Freiwurf herauszuholen.

Trotz des bitteren Punktverlustes am Spielende: Die Görlitzer haben selbst dann, wenn tatsächlich noch drei Mannschaften absteigen sollten, alles selbst in der Hand: Nach Ostern fahren sie zum LVB Leipzig, der zwei Punkte weniger auf dem Konto hat. Und am letzten Spieltag kommt Chemnitz-Rotluff nach Görlitz, dann hoffentlich wieder in der Jahnsporthalle. Und die Chemnitzer können sich mit aktuell drei Punkten nicht mehr retten.

Was am Ende aber nach diesem so verkrampften und bitter endenden Spiel gegen Plauen-Oberlosa II besonders hängenbleibt: Da stand in einem so schwierigen Spiel mit Czarnowsky und Hinz Görlitzer Handballzukunft auf dem Parkett, die allen Grund zur Hoffnung bietet.