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Ein Torwart steht für das Koweg-Gefühl

Lukas Rohne hat sich über Jahre ins Sachsenliga-Team gekämpft. Sein Konkurrent im Tor ist gleichzeitig sein Freund.

Von Frank Thümmler
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Lukas Rohne pariert hier am vergangenen Sonntag einen Siebenmeter der Zwenkauer. Der junge Torwart bildet inzwischen gemeinsam mit Erik Michel eines der stärksten Torwartduos der Sachsenliga.
Lukas Rohne pariert hier am vergangenen Sonntag einen Siebenmeter der Zwenkauer. Der junge Torwart bildet inzwischen gemeinsam mit Erik Michel eines der stärksten Torwartduos der Sachsenliga. © Hans-Ernst Friedrich

Görlitz. Es war wieder eines dieser Spiele am vergangenen Sonntagabend in der Görlitzer Jahnsporthalle. Gegen Germania Zwenkau hatten sich die Görlitzer als Außenseiter gefühlt, zumal kurz vor dem Spiel auch noch mehrere Spieler krank absagen mussten und die Wechselbank äußerst knapp besetzt war. Aber dann hielten die Koweg-Männer mit viel Einsatz mit, lagen zur Pause nur knapp mit 11:12 hinten. Und auch nach der Pause wechselte die Führung ständig. Nur einmal gelang es den Görlitzern, auf zwei Tore davonzuziehen (19:17), aber drei Tore in Folge für die Zwenkauer kippten das Spiel erneut. Es kam also auf die Schlussphase an.

„Und da hat uns Lukas Rohne gerettet. Er hat vier freie Würfe weggenommen, uns so im Spiel gehalten und für Ballgewinne gesorgt“, sagt Koweg-Trainer Michale Schuller. Trotzdem: 37 Sekunden vor Schluss gelang den Gästen der Ausgleich. 30 Sekunden vor dem Ende nahm Schuller eine Auszeit, um den letzten Angriff abzusprechen. Der einstudierte Spielzug funktionierte: Außen Curd Mautsch traf vier Sekunden vor Schluss zum 25:24 – Schlusspfiff, Riesenjubel. Koweg Görlitz ist jetzt mit 8:4 Punkten relativ sicher und dürfte mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben, zumal in dieser erneuten „Corona-Saison“ nur eine einfache Runde mit insgesamt elf Spieltagen ausgetragen wird.

„Ja, wir sind jetzt, glaube ich, in sicherem Fahrwasser. Der Druck, in den wenigen Spielen genug Punkte zu holen, wird jetzt etwas weniger, aber ganz durch sind wir noch nicht“, sagt auch Lukas Rohne. Der 23-jährige Industriemechaniker bei Siemens bildet gemeinsam mit dem acht Jahre älteren Erik Michel ein starkes Torwartgespann. Das Ungewöhnliche: Die beiden Torhüter verstehen sich so prächtig, dass sie während eines Spieles selbst entscheiden, ob und wann sie wechseln.

„Erik hat mir extrem geholfen, er hat ja viel mehr Erfahrung. Wir pushen uns gegenseitig, freuen uns ehrlich über jede Parade des anderen. Auch wenn sie bedeutet, dass man vielleicht erst mal nicht selbst ins Spiel darf“, erzählt Lukas Rohne. Der Mannschaftserfolg steht im Vordergrund, und die Erfahrung zeigt, dass am Ende beide Torhüter zu ihren Spielanteilen kommen. Und so sei es ein Leichtes, dem anderen zu signalisieren, dass er sich für einen Wechsel bereitmachen soll, wenn es bei einem selbst gerade nicht so läuft.

Der Optimismus bricht sich langsam wieder Bahn

Diesen Zusammenhalt gebe es inzwischen im gesamten Team, sagt Lukas Rohne. Für ihn selbst ist das Bekenntnis zu diesem Verein nach vielen Jahren kaum zu erschüttern. Seit 2006, bei den Bambinis, spielt der Görlitzer bei Koweg. Im Tor landete er schnell, „weil ich relativ groß war und keine Angst vor den Bällen hatte“. Der Ehrgeiz war später, im jugendlichen Alter, groß, es mal bis zu den Männern in der Sachsenliga zu schaffen.

„Das ist ihm mit viel Ehrgeiz, Trainingsfleiß und auch Geduld absolut gelungen“, sagt Michael Schuller, der Lukas Rohne auch in der Kabine für einen ganz wichtigen Bestandteil der Mannschaft hält. „Nach den Rückschlägen der vergangenen Jahre mit dem mehrfachen Umbau des Teams haben wir jetzt wieder eine eingeschworene Truppe, in der Jeder Jedem hilft“, sagt der Torhüter, der sich besonders darüber freut, wie die Fans in den auch schwierigen Zeiten zur Mannschaft gehalten haben.

„Wie die Fans immer hinter uns stehen, immer alles geben, was sie auf sich nehmen, um uns anzufeuern – davor ziehe ich meinen Hut. Und auch das war ein Grund, weshalb für mich nie ein Wechsel zu einem anderen Verein infrage kam.“ Und jetzt, mit dem wahrscheinlichen Verbleib in der Sachsenliga, blickt Lukas Rohne wie viele im Verein wieder deutlich optimistischer in die Zukunft.

Ganz sicher ist der Klassenerhalt noch nicht. „Wir konzentrieren uns zwar auf die Spiele gegen die direkten Kontrahenten, aber zum LVB nach Leipzig fahren wir trotzdem, um dort alles zu geben und am Ende zu schauen, was rauskommt“, sagt Michael Schuller. Wenn denn die Görlitzer fahren: Darüber wird erst beim Abendtraining am Freitag entschieden, wenn klar ist, ob Corona weitere Löcher in das Aufgebot reißt. Die Leipziger jedenfalls, so ist sich Schuller sicher, werden eine ganz schwierige Aufgabe, trotz ihrer 4:8 Punkte. Allein das Ergebnis der Vorwoche zeigt das: Beim Ligadominator Zwickau unterlagen die Leipziger mit 28:30, wobei es in der 57. Minute noch unentschieden stand.