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Warum dieser Görlitzer immer schneller wird

Der Görlitzer Läufer Patrick König bricht mit 33 Jahren Kreisrekorde. Was ihn antreibt und wie ihm eine junge Niedercunnersdorferin Beine macht.

Von Frank Thümmler
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Bricht Rekord um Rekord: Der Görlitzer Läufer Patrick König.
Bricht Rekord um Rekord: Der Görlitzer Läufer Patrick König. © Verein

Görlitz. Am 31. Oktober war es wieder so weit: Der Görlitzer Patrick König, inzwischen 33 Jahre alt, hat einen Kreisrekord „pulverisiert“. Der Laufspezialist für Strecken zwischen 3.000 Meter und Halbmarathon (21,1 km) kam beim Leipziger Halbmarathon mit 1.500 Startern als Zweiter ins Ziel, in bemerkenswerten 1:08:58 Stunden. Das war fast eine Minute (genau 57 Sekunden) besser als der alte Kreisrekord, den Patrick König selbst hielt.

Diese Zeit erscheint noch wertvoller, wenn man beachtet, dass bei dem Rennen böiger Wind herrschte, es also nicht die optimalen Bedingungen gab. Für den Görlitzer Siemens-Mitarbeiter spielte das aber eine untergeordnete Rolle. „Ich konnte zum ersten Mal in einer Spitzengruppe mitlaufen und damit etwas Kräfte sparen“, sagt er.

Bei seinen bisherigen schnellen Läufen war er entweder einsamer Spitzenreiter oder allein hinter einer Gruppe Profiläufer unterwegs. Diesmal hatte er lange Zeit drei Begleiter. Bis Kilometer 13, da verschärfte der spätere Sieger Felix Rüger (26-jähriger DHfK-Läufer in seinem letzten Wettkampf als Leistungssportler) das Tempo und entfloh der Spitzengruppe.

Patrick König konnte zwar nicht ganz mithalten und verlor pro Kilometer ein paar Sekunden, aber er löste sich von den beiden anderen Läufern der Spitzengruppe. Die zweite Runde des Halbmarathonkurses absolvierte er sogar über eine Minute schneller als die erste. „Ich hatte noch nie so viel Spaß bei einem Rennen, weil ich noch Kraftreserven hatte und mir deshalb auch die Konzentration auf die Strecke viel leichter fiel als sonst“, sagt er.

25-jährige Trainerin gibt Pläne vor

Der Görlitzer Familienvater zweier Kinder (zwei und fünf Jahre) wird im fortgeschrittenen Läuferalter von 33 Jahren immer schneller, hat in diesem Jahr unter anderem die Kreisrekorde über zehn Kilometer auf der Straße (31:30 min) und auf der Bahn (31:02 min) verbessert. Wie macht er das in einer Zeit, in der Corona so vieles auch verhindert?

„Erstens waren wir Läufer durch Corona, zumindest was das Training betrifft, ja gar nicht eingeschränkt. Laufen war ja fast das Einzige, was man machen konnte. Ich konnte uneingeschränkt trainieren, habe dazu ein super Laufband zu Hause, von dem ich sehr profitiere. Ganz wichtig für den Leistungssprung aber war meine neue Trainerin“, sagt er und erzählt, dass die Niedercunnersdorferin Tabea Belger (Schwester der bekannten Skilangläuferin Julia Preußger) jetzt seine Trainingspläne schreibt.

Die 25-Jährige hat alle Trainerscheine, läuft selbst (lange für den OSC Löbau, jetzt für die Görlitzer Falken) und studiert Sportwissenschaften. „An ihre Vorgaben halte ich mich genau. Ich trainiere dadurch spezieller und intensiver, aber nicht länger, was ich mit Familie und Beruf auch gar nicht könnte“, sagt Patrick König.

Das moderne Laufband kann er so programmieren, dass er die geforderte Geschwindigkeit wirklich genau hält. „Das hilft natürlich auch bei der Motivation im Training, weil man ja auf dem Laufband bleiben muss, man praktisch einen imaginären Gegner hat. Und wenn dann die Ergebnisse auch im Wettkampf kommen, ist das eine tolle Bestätigung.“

Bald bei den Senioren am Start?

Das Ende der Fahnenstange sieht der Görlitzer noch nicht erreicht. Da sei noch mehr in ihm drin, ist er überzeugt, auch wenn er den Laufsport neben Beruf, Familie und Haus betreibt. 3.400 Kilometer spult der Görlitzer pro Jahr ab. „Meine Philosophie heißt, mich Jahr für Jahr ein Stück zu verbessern, nicht auf Teufel komm raus in einem Jahr zu viel zu wollen. Das führt nur zu Verletzungen“, erklärt er.

Seit rund zehn Jahren verfahre er so, nachdem er als Kind schon Laufsportler war, dann aber entnervt aufgegeben hatte, weil er als im Jahr Spätgeborener immer der Jüngste seiner Altersklasse und als Spätentwickler auch der deutlich Kleinste und damit chancenlos war. Als er dann ein paar Jahre später zurückkam, nach einem Wachstumsschub, war er plötzlich fast ohne Training vorn mit dabei, der Ehrgeiz war geweckt. Wer weiß, was ohne diese Pause drin gewesen wäre?

So hat Patrick König ein ganz anderes Ziel vor Augen. Er rückt im neuen Jahr in Deutschland in die Altersklasse M35 auf, profitiert jetzt von seinem späten Geburtstag im Jahr. Mindestens die Kreisrekorde dieser Altersklasse dürften bald Geschichte sein. Sein Fernziel aber sind die internationalen Seniorenmeisterschaften ab 2023 (international zählt das tatsächliche Alter zum Wettkampf).

„Ich kann mir gut vorstellen, bei solchen Meisterschaften zu starten und den Start dort mit unserem Urlaub zu verbinden“, sagt er. Es klingt, als könnten sich die Konkurrenten schon mal warm anziehen. Denn ein paar Jahre lang, so hofft es Patrick König, kann er immer noch etwas schneller werden, als er beim letzten Lauf schon war.