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Gerichtsurteil im Görlitzer Fußball-Streit ist da

Der Vorstand um den Präsidenten Carsten Liebig vom NFV Gelb-Weiß wird bestätigt. Gegenspieler Harald Twupack wartet noch ab.

Von Frank Thümmler
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Packenden Fußball im Stadion „Junge Welt“ statt Berichte aus dem Gerichtssaal – das wünschen sich die NFV-Anhänger.
Packenden Fußball im Stadion „Junge Welt“ statt Berichte aus dem Gerichtssaal – das wünschen sich die NFV-Anhänger. © Archiv: H.-E, Friedrich

Görlitz. Der unsägliche Streit um die „Macht“ beim einst größten Görlitzer Fußballverein NFV Gelb-Weiß Görlitz neigt sich dem Ende entgegen. Am vergangenen Freitag hat das Amtsgericht Görlitz das wohl wichtigste Urteil im Streit um die Vorherrschaft beim NFV verkündet – zugunsten des Vorstandes um den Präsidenten Carsten Liebig.

Ein Rückblick: Harald Twupack hatte 2016 den Vorstandsvorsitz beim NFV übernommen, in einer schwierigen Zeit für den Verein, nach einer Trennung vom damaligen Vorsitzenden und Sponsor Hagen Grothe, die viele Scherben hinterlassen hatte. Später war wegen des Umgangs mit ausländischen Spielern eine Razzia auf der NFV-Geschäftsstelle und bei maßgeblichen Vereinsfunktionären gefolgt.

Den Verein lähmende staatsanwaltliche Ermittlungen (Verfahren wurde mittlerweile eingestellt) schlossen sich an. Und nicht zuletzt wurde die erste Männermannschaft, das Aushängeschild, zurückgezogen. In dieser Situation übernahm Twupack also das Steuer - und nimmt für sich in Anspruch, den Verein inklusive Nachwuchs mit ganz viel Engagement überhaupt am Leben gehalten zu haben.

Urteil noch nicht rechtskräftig

Zum Streit kam es schließlich, weil viele Mitstreiter um den Präsidenten Carsten Liebig und auch ehemalige Mitstreiter der Meinung waren, dass es sich immer mehr um einen Alleingang Twupacks handelte, und dass nicht immer alles ganz sauber lief, auch finanziell nicht. Der damals amtierende Vorstandsvorsitzende weist diese Vorwürfe bis heute weit von sich. Dieser Streit eskalierte immer mehr.

Er landete sogar vor Gericht. Beide Seiten einigten sich in einem Vergleich darauf, dass Twupack eine Mitgliederversammlung einberufen würde, um einen neuen Vereinsvorstand zu wählen. Am Ende gab es zwei solche Mitgliederversammlungen – eine von der Liebig-Seite, die einberufen wurde, weil aus deren Sicht Twupack die gerichtliche Frist dafür hatte verstreichen lassen, und wenig später eine, die Harald Twupack einberufen hatte. Auf beiden Versammlungen wurden neue Vorstände gewählt.

Prompt landete die Sache erneut vor Gericht. Das Amtsgericht entschied jetzt zugunsten der Liebig-Seite, dessen Vorstand führt demnach den Verein. Das Urteil, Verkündigung war am vergangenen Freitag, ist noch nicht rechtskräftig. Es gab auch noch keine Begründung. „Die Urteilsverkündung hat gerade einmal 100 Sekunden gedauert“, sagt Harald Twupack, der jetzt die schriftliche Urteilsbegründung abwarten und dann entscheiden will, ob er weitere rechtliche Schritte gegen den Liebig-Vorstand unternimmt oder die Sache auf sich beruhen lässt. „Wir sind nach wie vor der Auffassung, im Recht zu sein. Aber die Richterin ist unseren Aspekten nicht gefolgt. Mal sehen, wie sie das begründet“, erklärt er.

Neuer Vorstand blickt nach vorn

Carsten Liebig ist erst einmal erleichtert und hofft, dass „der Spuk jetzt ein Ende hat.“ Seinen Verein sieht er nach den Querelen auf dem richtigen Weg. Der neue Trainer der ersten Mannschaft, Mario Späthe, mache eine hervorragende Arbeit und verlange den Spielern viel ab. Allerdings sei auch klar, dass es erst einmal nur um den Klassenerhalt in der Kreisoberliga gehen kann, eine leistungsstärkere Mannschaft behutsam aufgebaut werden muss.

Im Nachwuchsbereich setzt der neue Vorstand darauf, alte Stärke wieder zu erlangen. In allen Altersklassen von den D- bis A-Junioren spielen die Görlitzer in der Landesklasse Ost und sind damit nach wie vor die Görlitzer Nummer eins. „Da ist ganz viel unserem Nachwuchsleiter Clemens Simon zu verdanken. Auch mit Übungsleitern sind wir in allen Altersklassen gut besetzt“, sagt Liebig.

Er betont zudem, dass inzwischen eine ordentliche Zusammenarbeit mit anderen Vereinen wieder möglich sei. So seien mehrere Spieler an die Leistungszentren in Dresden, aber auch Bautzen und Neugersdorf gewechselt. Besonders gefreut habe er sich über das gelungene Nachwuchs-Trainingscamp in der letzten Woche der Sommerferien. Mit dieser Basis, vor allem mit dem Nachwuchskonzept, könne man jetzt auch wieder auf Sponsoren zugehen, erste recht, nachdem das Gericht nun entschieden hat. Es gelte, neues Vertrauen aufzubauen.

Dass der Streit noch nicht ganz beendet ist, weiß auch Carsten Liebig. Er will Ruhe im Verein. Die Vereinsausschlussverfahren gegen Harald Twupack und einige seiner Mitstreiter hat er erst einmal zurückgezogen: „Das machen wir noch einmal ganz in Ruhe, Schritt für Schritt nach Satzung, wenn alles andere rechtskräftig ist“.