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Ein Raunen am letzten Hindernis

Der Rothenburger Philipp Schober ist im Stechen beim Großen Preis von Görlitz als Schnellster fehlerlos unterwegs. Dann passiert es doch.

Von Marcel Pochanke
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Philipp Schober freute sich riesig über die Leistung seines Pferdes Guesssina vor heimischem Publikum.
Philipp Schober freute sich riesig über die Leistung seines Pferdes Guesssina vor heimischem Publikum. © Hans-Ernst Friedrich

Görlitz. Am allerletzten Hindernis musste der Rothenburger Philipp Schober für seinen riskanten Ritt doch noch bezahlen. Im Stechen des Großen Preises von Görlitz war er mit der schnellsten Zeit unterwegs. Das Ziel vor Augen, fiel die Stange. Der fehlerlos gebliebene Ulf Ebel aus Mecklenburg gewann den Großen Preis, Schober belegte am Ende Platz sechs.

Der Ärger über den so knapp verpassten Sieg währte nicht lange: „Mehr als zufrieden“ sei er mit dem Resultat. Schließlich war er zunächst nicht sicher, ob er mit Guesssina überhaupt beim Drei-Sterne-Springen am Sonntag antreten würde. Zwar hatte sie schon ähnlich herausfordernde Wettkämpfe gemeistert, dann aber eine, wie Schober es nennt, „Durststrecke“ durchgemacht. „Sie hat super gekämpft. Ich freue mich riesig, dass es so gut geklappt hat. Vor allem hier in der Heimat“, lobte Schober sein Pferd.

Ebenso positiv überrascht war der Sieger selbst. Ulf Ebel hat als Reiter zwar schon oft bewiesen, welche Klasse er hat. Nicht aber seine mit zehn Jahren vergleichsweise junge Stute Chaccolina 7, die erstmals ein so schweres Turnier bestritt. „In keinster Weise“ habe er damit gerechnet, freute er sich hinterher über den Triumph und 2.500 Euro Preisgeld.

Gebrauchtes Wochenende für Benjamin Wulschner

Der hoch gehandelte Benjamin Wulschner hatte bis Sonntag schon ein gebrauchtes Wochenende verlebt und kam auch beim Großen Preis mit seinen Pferden nicht über einen vierten und siebenten Platz hinaus. Für den aktuell erfolgreichsten ostdeutschen Springreiter nicht der Anspruch, an den er gewöhnt ist.

Knapp nicht ins Stechen beim Großen Preis schaffte es Marvin Jüngel. Der junge Reiter vom RSV Rothenburg machte bereits im ersten Durchgang einen für ihn ärgerlichen Fehler, wurde am Ende Elfter und damit der beste Reiter, der nicht in den Entscheidungsdurchgang kam. Dennoch fiel seine Bilanz des Springreit-Wochenendes am Görlitzer Rosenhof durchweg positiv aus.

Auch der Görlitzer Karneval- und Tanszsportverein durfte auf den Parcours und heizte dem ohnehin begeisterungsfähigen Publikum ein.
Auch der Görlitzer Karneval- und Tanszsportverein durfte auf den Parcours und heizte dem ohnehin begeisterungsfähigen Publikum ein. © Hans-Ernst Friedrich

Dazu trugen auch die Ergebnisse der anderen Wettkämpfe und Prüfungen bei, in denen Jüngel mehrere meist jüngere Pferde einsetzte, testete und Erfahrungen sammeln ließ. Besonders Cornet‘s Edition tat sich dabei hervor. Bei der Springpferdeprüfung der Kategorie M (Mittel) am Sonnabend gewann der sechs Jahre alte Hannoveraner mit einer Traumwertung von 9,0. Einen Tag zuvor hatte er bei der leichteren Prüfung sogar 9.2 Punkte erreicht. „Das ist außergewöhnlich und zeigt, was für ein vielversprechendes Pferd Cornet‘s Edition ist“, bemerkte Jüngel.

Schon am Sonnabend beim Championat von Görlitz, dem zweitschwierigsten Wettkampf des Wochenendes, bekamen die zahlreichen Zuschauer Atemberaubendes geboten. Drei Zehntel schneller als der nächste Verfolger war der Luxemburger Basile Bettendorf auf der neunjährigen Stute Kyoto du Gibet im Finaldurchgang. Als einen „Top-Reiter, stilistisch vom Feinsten“ bezeichnete ihn Turnier-Organisator Mario Hentschel, der Bettendorf nach dessen langer Anreise den Erfolg auch sichtlich gönnte: „Er ist den weiten Weg nicht umsonst gekommen“, betonte er.

"Das Pferd fühlte sich überragend an"

Bettendorf sei auch menschlich ein sehr sympathischer Typ und wolle unbedingt wiederkommen nach Görlitz. Dort ging er im zweiten Durchgang volles Risiko, ritt eine enorm rasante Linie, blieb dennoch fehlerfrei und verwies knapp den Sachsen Michael Kölz vom PSV Leisnig und den Polen Adam Nicpon, der fast zwei Sekunden länger als der Sieger unterwegs war, auf die Plätze. Mehr als sechs Sekunden mehr brauchte Marvin Jüngel auf Balous Erbin für den Parcours und wurde 13.

Philipp Schober kam mit Guesssina zwar nicht fehlerfrei durch die erste Runde: Gleich beim ersten Hindernis fiel die Stange. „Das passiert“, so der Kommentar von Schober, der aufgrund des Rittes aber seine Zweifel, am Sonntag beim Großen Preis anzutreten, ablegte. „Das Pferd fühlte sich überragend an“, sagte er über Guesssina. Und der Fehler hatte auch sein Gutes: Durch das Verpassen des zweiten Durchgangs am Sonnabend konnte Guesssina Kraft sparen für den Höhepunkt des Wochenendes einen Tag später.

Keine Kraft sparen können indes die Veranstalter der Summer Weeks am Rosenhof: Für das Dressurturnier am kommenden Wochenende wird die Reitfläche umgestaltet, die fünf Kampfrichterhäuschen müssen aufgebaut werden. Die großen Zuschauertribünen, auf denen am Wochenende eine fantastische Stimmung herrschte, bleiben aber stehen.