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Streit um Hallenzeiten im Neißebad

Die Triathleten des Europamarathonvereins beklagen mangelnde Unterstützung durch die Stadt.

Von Frank Thümmler
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Schwimmen in einer Schwimmhalle – ohne dieses Training ist es nicht möglich, ein guter Triathlet zu werden. Aber die Kapazität in Görlitz reicht dafür nicht aus. Das Neißebad ist komplett ausgebucht.
Schwimmen in einer Schwimmhalle – ohne dieses Training ist es nicht möglich, ein guter Triathlet zu werden. Aber die Kapazität in Görlitz reicht dafür nicht aus. Das Neißebad ist komplett ausgebucht. © Archiv: Hans-Ernst Friedrich

Görlitz. Viele sportliche Aushängeschilder hat die Stadt Görlitz nicht. Die Triathleten vom EGZ Görlitz-Zgorzelec gehören definitiv dazu. Sie haben Medaillengewinner bei Welt- und Europameisterschaften in ihren Reihen, starten mit einer Mannschaft immerhin bereits in der Regionalliga und tragen mit ihrer Veranstaltung – in knapp zwei Wochen finden wieder die Triathlon-Wettkämpfe am Berzdorfer See statt – zu einer positiven Ausstrahlung der Stadt weit über die Region hinaus bei. Eine bessere Werbung für die Stadt und den Berzdorfer See als einen solchen Wettkampf kann es eigentlich kaum geben.

Auf der anderen Seite fühlen sich die Triathleten von der Stadt alleingelassen, wenn es um die Trainingsbedingungen geht. Insbesondere geht es um die Triathlon-Teildisziplin Schwimmen – für das Rad- und Lauftraining sind ja in der Regel keine extra Sportstätten notwendig. Abteilungsleiter Philipp-Johannes Müller schildert das so: „Wir sind ja noch ein junger Verein. Als wir vor vier Jahren mit dem aktiven Training auch für das Schwimmen begonnen haben, war es schon damals schwierig, weil die Kapazitätsgrenze des Neißebads schon damals komplett ausgeschöpft war. Wir bekamen dann mit Unterstützung des Oberbürgermeisters Herrn Ursu wenigstens eine Trainingszeit am Freitagabend 20 Uhr, was aber weder ausreichend noch für den Nachwuchs geeignet ist.“

Nutzung der Zgorzelecer Hallen nicht mehr möglich

Tatsächlich ist das Neißebad an allen Nachmittagen und Abenden durch die Görlitzer „Wasservereine“ (Lok, Post und DLRG) nahezu vollständig belegt. Auch vereinslose Schwimmer haben es da schwer, freie Bahnen zu finden.

Mit Corona ergab sich dann eine Möglichkeit, die Schwimmhalle in Zgorzelec mit zu nutzen. Die Stadt erteilte eine Ausnahmegenehmigung zur Sportförderung für die Nutzung der Zgorzelecer Sporthalle. Der Zuschuss beträgt (für alle Vereine) laut Müller über 80 Prozent der anfallenden Sportstättenkosten. Ohne diese Förderung sei die Nutzung dieser Sportstätten zumindest mit den aktuellen Mitgliedsbeiträgen einfach nicht leistbar.

Was in den vergangenen anderthalb Jahren gut funktionierte, wurde jetzt aber wieder gestrichen. Den Triathleten brechen damit die drei Zgorzelecer Schwimm-Trainingseinheiten weg, es verbleibt die Freitagabendzeit im Neißebad.

Die Stadt bestätigt auf Nachfrage diese Situation: „Die Abteilung Triathlon des Europamarathonvereins bekommt eine Förderung laut Sportförderrichtlinie im Rahmen des zur Verfügung stehenden Budgets. Dass die Hallenzeiten im Neißebad nicht für alle Nutzerwünsche ausreichen, ist bekannt. Sowohl bei den Hallenzeiten für die Triathlonabteilung als auch bei der Höhe der Förderung ergibt sich momentan keine Änderung zu Vor-Corona-Zeiten“, schreibt Pressesprecherin Annegret Oberndorfer.

Berzdorfer See keine Alternative

Der Verein kann die Finanzlücke von etwa 5.000 Euro nicht schließen, und auch ein Ausweichen im Sommer auf den Berzdorfer See ist keine wirkliche Alternative. Philipp-Johannes Müller begründet das so: „Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens findet bei vielen Wettkämpfe das Schwimmen in der Halle oder im Freibad statt. Im Freiwasser kann man ein Training nur in den Sommermonaten anbieten, aber auch das mit Problemen.“

Technische Hinweise könne der Trainer eben nur vom Beckenrand aus geben, von wo aus er seine Athleten gut beobachten kann. Und dann ist es auch eine Sicherheitsfrage: Schließlich wird auch mal bis zur Erschöpfung trainiert. Außerdem wäre letztlich auch ein Neoprenanzug für jeden Sportler erforderlich – wieder hohe Kosten.

Eine Kontaktaufnahme mit den drei großen Nutzern des Neißebads – Lok, Post und DLRG Görlitz – blieb ergebnislos. Eigentlich beklagen sich alle über zu wenig Kapazitäten und Möglichkeiten – und gerade jetzt sind zudem die Wartezeiten für die Erstschwimmer lang.

Fest steht: Der Mangel bleibt

Ringolf Herzog, Chef bei Lok Görlitz, bestätigt das: „Uns reichen die Zeiten ja auch schon nicht aus“. Zumal die Triathleten auch die begehrten Zeiten am Nachmittag nach der Schule haben wollen. Müller sieht seinen jungen Triathlon-Verein benachteiligt, weil die Zeiten irgendwann vor Jahren festgelegt wurden und nun nicht mehr verändert werden.

Egal, welche Lösung gefunden wird, der Mangel bleibt. Eine Schwimmhalle in der Region Görlitz (die nächsten stehen in Rothenburg, Zittau und Bautzen) ist einfach zu wenig. Also müsste eine weitere Schwimmhalle her – oder die Sportförderung dauerhaft auf die Zgorzelecer Schwimmhalle erweitert werden.

Verbitterung bei den Triathleten

Die Stadt sagt dazu: „Dem Verein wurde signalisiert, dass über eine Nachförderung entschieden werden könnte, falls am Jahresende geplante Förderungen nicht in Anspruch genommen wurden. Momentan sind allerdings sämtliche Mittel der Sportförderung ausgeschöpft.“ Darüber kann Philipp Johannes Müller nur bitter lachen: „Was soll ich mit dieser Information machen? Drauflos trainieren und am Jahresende, wenn die Förderung ausbleibt, als Verein pleite sein? Das wäre völlig unverantwortlich.“

Ob sich unter diesen Vorzeichen ein hochrangiger Vertreter der Stadt beim Triathlonfest am Berzdorfer See zeigt, und ob er dann vielleicht einen Lösungsansatz im Gepäck hat, dürften die Triathleten der Stadt jetzt mit Spannung erwarten.