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Wie der Sensationssieger von Hamburg beim Heimatturnier abschneidet

Beim Reit- und Springturnier in Horka gibt es zwar weniger Starts als vor Corona. Aber die Leistungen sind spitze. Der Große Preis geht nach Nordsachsen. Und Marvin Jüngel erhält den nächsten Preis.

Von Frank Thümmler
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Derbysieger Marvin Jüngel ritt nicht nur stark in Horka. Sein „Karodina“, ein neunjähriges deutsches Sportpferd, mit dem er in Hamburg das Speedderby gewonnen hatte, wurde obendrein vom sächsischen Pferdezuchtverband ausgezeichnet.
Derbysieger Marvin Jüngel ritt nicht nur stark in Horka. Sein „Karodina“, ein neunjähriges deutsches Sportpferd, mit dem er in Hamburg das Speedderby gewonnen hatte, wurde obendrein vom sächsischen Pferdezuchtverband ausgezeichnet. © Britt Platzeck

Horka. Besser konnte es für die Horkaer Macher des 29. Pfingstturniers nicht laufen. Bei idealem Wetter wurde der jedes Jahr aus dem Boden gestampfte Turnierplatz auf einer Wiese zwischen Niesky und Horka in diesem Jahr regelrecht gestürmt. Der riesige Parkplatz war gerade mal Sonntagnachmittag beizeiten voll, ein erstmals extra eingerichteter zweiter Parkplatz ebenso. Und an den Fahrradständern fühlte man sich an Amsterdam erinnert.

„Wir hatten allein am Sonntagnachmittag 5.500 zahlende Zuschauer auf der Anlage. Das dürfte ein neuer Rekord sein. Wir sind den Leuten unheimlich dankbar, dass sie uns Jahr für Jahr die Treue halten, und es zeigt uns, dass unser Konzept, auf hochwertigen Sport, aber auch Breitensport und dazu allerhand Angebote im Umfeld zu setzen, genau der Richtige ist“, freute sich Vereinschef Matthias Barth am Montagnachmittag.

Philipp Schober freute sich in Horka über gute Ritte auch mit jungen Pferden.
Philipp Schober freute sich in Horka über gute Ritte auch mit jungen Pferden. © Britt Placzek

Das mit der Treue galt auch für die vielen Sponsoren, die so ein Riesenturnier über drei tage erst möglich machen, und auch für die Reiter. „Alle Veranstalter haben ganz schön zu knabbern. Die Zahl der Starts geht überall zurück, ganz einfach, weil die so sprunghaft gestiegenen Kosten es auch für die Reiter schwieriger gemacht haben, die Pferde zu halten und zu Turnieren zu reisen. Wir hatten wie im vergangenen Jahr 950 Starts und sind besonders froh, nach wie vor tollen Niveau bieten zu können, weil uns auch einige Spitzenreiter aus Sachsen und Brandenburg die Treue gehalten haben“, erklärt Barth.

Vom tollen Niveau überzeugen konnten sich die Besucher an allen drei Turniertagen, insbesondere aber am Montag, als die hochwertigsten Prüfungen anstanden. Auf dem Springparcours holte sich der amtierende Sachsenmeister im Springreiten, Manuel Prause aus dem nordsächsischen Löbnitz zum wiederholten Mal den Großen Preis von Horka. Bei der S**-Prüfung mit Siegerrunde mit beeindruckenden Hindernissen blieb er als erster Starter überhaupt reitend mit Cadillac strafpunktfrei.

Sekundenentscheidung am Montag

Das schaffte nach ihm kein anderes Reiter-Pferd-Paar. Ihm am nächsten kam noch André Stude vom Landgestüt Moritzburg, der ohne Abwurf blieb, aber sich etwas zu viel Zeit ließ und auf „Landskron“ einen Strafpunkt wegen Zeitüberschreitung kassierte. Alle anderen hatten mindestens einen Fehler, auch die beiden Lokalmatadoren Philipp Schober und Marvin Jüngel.

Schober, der bei der S*-Prüfung am Sonnabend auf den Plätzen zwei und drei gelandet war, hatte am Montag jeweils einen ärgerlichen Fehler bei der Dreierkombination, Marvin Jüngel bei Hindernissen gleich zu Beginn der Runde. Für alle, auch andere betroffene Reiter, begann nach dem Abwurf das Rennen um die beste Zeit, um noch in die Siegerrunde oder zu einer guten Platzierung zu kommen. Das wurde eine Sekundenentscheidung.

Am Ende zogen Schober auf Guessima und Hardy Heckel aus den vogtländischen Lengenfeld in die Siegerrunde ein. Dort verzichtete“ Schober auf einen Start: „Ich hatte die beiden vor mir platzierten Reiter gesehen und wusste, dass sie beide ohne Zeitdruck auf fehlerfrei reiten werden und das auch schaffen werden. Ich sah also keine Siegchance. Außerdem geht es für mich am Mittwoch mit meinen Spitzenpferden schon wieder weiter zu einem Weltcup-Turnier nach Tschechien“, erklärte der Horkaer Publikumsliebling, der mit seinem Abschneiden in Horka zufrieden war.

Neben den Platzierungen seiner beiden Spitzenpferde hatte er auch ganz junge Pferde am Start, die ihre Prüfungen gewannen. In der Siegerrunde behielt Schober dann recht. Es gab keine Abwürfe. Und es blieb bei der Reihenfolge Prause vor Stude und Heckel.

Die Görlitzerin Tina Kage räumte einige Siege beim Dressurreiten ab, auch den wichtigsten am Montag.
Die Görlitzerin Tina Kage räumte einige Siege beim Dressurreiten ab, auch den wichtigsten am Montag. © Britt Platzeck

Marvin Jüngel, der sich auch in dieser Prüfung platzierte und sich bereits mit einem Sieg am Sonntag in der S*-Prüfung schadlos gehalten hatte, war nur eine Woche nach seinem Derbysieg in Hamburg natürlich das „Hauptzugpferd“ dieser Auflage des Horkaer Pfingstturniers.

Nach seinem Sieg am Sonntag sagte er schon, dass er gern nach Horka komme, weil hier seine sportliche Karriere Fahrt aufgenommen hatte, er hier, damals noch unter den Fittichen von Philipp Schober, auch einen erheblichen Teil seiner ersten sportlichen Erfolge gefeiert hatte. In Horka war er verständlicherweise mit anderen Pferden als in Hamburg am Start, aber auch die konnten vorn mitspringen.

Der nach wie vor für den PSV Rothenburg startende Hausdorfer bekam in der Woche nach dem Derby natürlich mit, was dieser Sensationserfolg so bewirkte. Das MDR-Fernsehen war extra gekommen, zahlreiche Mädchen hatten Selfie-Wünsche …

Im Dressurviereck überzeugte besonders die Görlitzerin Tina Kage, die sich auf ihrem Quickstep in der Hauptprüfung des Dressurturniers – eine S**-Prüfung Intermédiaire – gegen die starke Konkurrenz der Brandenburger Spitzenreiterinnen Patricia Munz und Kerstin Fiedler durchsetzen. „Die beiden hatten mit 69-Prozent-Wertungen schon mächtig vorgelegt und ich wusste als letzte Starterin, dass nichts schiefgehen darf. Dann hatte ich doch einen kleinen Fehler und ich dachte schon, dass der Sieg weg ist. Aber alles andere hat super geklappt und hat die Wertungsrichter offensichtlich überzeugt“, sagt Tina Kage. Es gab mit 71 Prozent einen echten Spitzenwert.

Vorbereitung auf Görlitzer Summerweeks läuft

Die Görlitzerin freute sich in Horka nicht nur über diesen Sieg: „Ich war mit meinen drei Pferden hier, und alle sind mit einer goldenen Siegerschleife zurückgekehrt. Das Turnier in Horka ist für uns praktisch ein Muss, weil es vor der Haustür liegt, weil die Bedingungen gut sind und wir ein tollens Verhältnis zum Veranstalter haben, sagt die junge Görlitzerin, die am Ende noch ein Problem hatte: Wie den Schrank abtransportieren, den es neben der Siegprämie als Sachpreis gab. Auch das wurde selbstverständlich gelöst (eine Pferdebox war noch frei). Jetzt gilt die Vorbereitung den Görlitzer Summerweeks im August, wo es auch ein extra Dressurturnier der Extraklasse geben wird.

Für die Horkaer Organisatoren endete das Turnier ebenso mit einem Blick voraus: Im kommenden Jahr steht das Jubiläumsturnier an – 30 Auflagen haben die Macher um Matthias Barth schon gemanagt, von ganz klein in den 90er Jahren bis zu diesem Riesenturnier, das weit über den Landkreis ausstrahlt, wie Landrat Stephan Mayer als Schirmherr des Turniers betonte. Und gefeiert wurde natürlich auch, am Sonntagabend mit über 2.200 Gästen im riesigen Festzelt und drumherum.