Görlitz
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Wer gewinnt den Großen Preis von Görlitz?

Für das äußerst hochklassige Turnier haben Spitzenreiter gemeldet. Einer war sogar für Olympia in Tokio qualifiziert.

Von Frank Thümmler
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Der für Rothenburg startende Marvin Jüngel vor zwei Jahren auf dem Rosenhof.
Der für Rothenburg startende Marvin Jüngel vor zwei Jahren auf dem Rosenhof. © Hans-Ernst Friedrich

Wer Springreiten auf Profi-Niveau sehen will, wer erleben will, wie Reiter-Pferd-Paare über 1,50 Meter hohe Hindernisse fliegen und wer Spannung bis zum letzten Ritt spüren will – für den ist der Besuch des Görlitzer Rosenhofes an diesem Wochenende Pflicht. Der Reit- und Fahrverein Rosenhof Görlitz hat es geschafft, das Turnier, das schon seit Donnerstag läuft und am Sonntagnachmittag mit dem Großen Preis von Görlitz endet, noch weiter wachsen zu lassen.

Angeboten werden gleich acht schwere Prüfungen. Die Hindernisse sind bei S*-Springen 1,40 Meter hoch, hat das S drei Sterne, sind es 1,50 Meter. Die Preisgelder sind entsprechend hoch, es gibt Mindestanforderungen für solche S-Springen. Allein das S***-Springen mit Stechen, der Große Preis am Sonntag, ist mit einem Preisgeld von 10.000 Euro dotiert, plus einem 3.500 Euro teuren Sattel für den oder die Siegerin. Das hohe Preisgeld, aber auch der gute Ruf des Turniers aus den vergangenen Jahren, lockt hochklassige Reiter an. Das räumt André Schröder offen ein.

Für das Nationalteam der Ukraine am Start

Kenner der Szene horchen bei diesem Namen auf. Denn André Schröder, unter anderem Junioren-Europameister des Jahres 2007, hatte sich für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert. Mit der Mannschaft der Ukraine. Letztlich musste der Norddeutsche bei den auf dieses Jahr verschobenen Spielen auf einen Start verzichten, sein bestes Pferd hatte sich verletzt. Der 32-Jährige nutzte das zu einer schöpferischen Pause, gab vor allem anderen Internationalen Springreitern Reitunterricht und kurierte seinen Körper aus. Nach einem schweren Autounfall 2011 hat Boris Schröder immer wieder Probleme. Aber vor ein paar Monaten kam das Angebot von Amke Stroman aus Eitersfeld, mit seinen Pferden doch in ihren Stall zu kommen. Und jetzt, da auch sein bestes Pferd wieder fit ist, will Schröder den Großen Preis von Görlitz gewinnen. „Man sagt mir zwar immer, ich soll den Mund nicht zu voll nehmen. Aber klar, ich will das Ding hier rocken“, erklärt er lachend.

Dafür muss er allerdings erst Amke Stroman bezwingen. Die Springreiterin vom hessischen RFV Richelsdorf hat die wichtigste Prüfung des Görlitzer Springturniers bereits zweimal gewonnen, 2019 und 2020. Und sie und ihre Pferde befinden sich in Superform: Bei ihrem letzten Turnierstart in Landenhausen gewann sie den Großen Preis und vier weitere Prüfungen. Nach Görlitz, so sagt sie, „komme ich immer gerne wieder. Die Qualität dieses Turniers hat sich weit herumgesprochen. Und die Bedingungen sind erstklassig. Erst recht, nachdem nun auch der Boden völlig neu gemacht ist und wirklich optimal für die Pferde federt.“

Nur wenige Springreiter aus der Oberlausitz

Wenn man das Teilnehmerfeld des Turniers nach Springreitern aus der Oberlausitz durchforstet, findet man nicht viele. Das ist ein Niveau, das für die meisten breitensportlichen Reiter aus der Region zu hoch ist. Für sie gibt es zwar auch einige mittelschwere und leichte Prüfungen, aber auch die werden ja mit den sowieso anwesenden Elite-Springreitern besetzt, die das zum Teil beruflich machen. Oft werden dabei junge Pferde eingesetzt, die Erfahrungen sammeln sollen, aber für hiesige Reiter eine kaum zu schlagende Konkurrenz darstellen. Und die Teilnehmerfelder sind übervoll. Das Turnier gehört zu den nach Corona nicht so zahlreichen hochklassigen Turnierangeboten. Die Nachfrage ist entsprechend groß. Die Teilnehmerlisten sollen schnell ausgebucht gewesen sein.

Neben dem Rothenburger Philipp Schober ist der ebenfalls für Rothenburg startende Marvin Jüngel dabei, der auf diesem Niveau absolut mithalten kann und das bei einigen Reitturnieren auch in diesem Jahr schon beweisen konnte. So gewann er (wegen seines Alters bei seiner letzten Chance) den Partner-Pferd-Cup, wurde bei einem internationalen CSI-Turnier in Tschechien gegen starke Konkurrenz Zweiter und war bei vielen Turnieren im Vorderfeld zu finden. „Nach Görlitz werde ich mit voraussichtlich zehn Pferden kommen, zwischen den Tagen auch wechseln. Da sind viele junge Pferde darunter. Zwei der besten Pferde sind verletzt. Da wird es mit den schweren Prüfungen noch schwieriger, vorn dabei zu sein, aber mal sehen“, sagt Marvin Jüngel.

Ob der Sieger des Großen Preises aus dem Kreis dieser drei Top-Springreiter kommt, kann gerade im Reitsport niemand sagen. Garantiert bleibt es spannend bis zum letzten Reiter, denn der Große Preis entscheidet sich am Sonntag im Stechen. Kommen lohnt sich.

Zeitplan:

Freitag: 8 Uhr Springprüfung Kl. L, 9.15 Uhr Springpferdeprüfung. Kl. L, 11 Uhr 2-Phasen-Springprüfung. Kl. M*, 14.15 Uhr Springprüfung Kl. S*, 17 Uhr Springprüfung Kl. S**,

Sonnabend: 9 Uhr Springprüfung Kl. M**, 12.15 Uhr Punktespringprüfung Kl. S*, 14.30 Uhr Championat von Görlitz – 2 Phasen Springprüfung Kl. S**, 17 Uhr Springprüfung Kl. S*

Sonntag: 8 Uhr Punktespringprüfung. Kl. M*, 10 Uhr Springpferdeprüfung Kl. M*, 12 Uhr Springprüfung Kl. S*, 15 Uhr Großer Preis von Görlitz, Springprüfung Kl. S*** mit Stechen

Am Donnerstag beginnt dann ein Dressurturnier.