Theaterbienen produzieren Görlitzer Stadthonig

Auf einem schattigen, windgeschützten Seitendach des Görlitzer Theaters, wo nur morgens die Sonne wärmt, summt es seit Ende April. Von hier aus sind in den vergangenen Monaten täglich Tausende Bienen ausgeschwärmt, um Pollen und Nektar in und um Görlitz zu sammeln.
Vor einigen Tagen hat der Imker Andreas Baumert aus Ober-Neundorf zum zweiten und letzten Mal in diesem Jahr die gut gefüllten Honigwaben der beiden Bienenvölker abgeholt und den Honig geschleudert. Über 30 Kilo Theaterhonig hat jedes Volk hergestellt, ab September wird er in Gläsern mit eigenem Label an der Theaterkasse verkauft.
Honig von Kastanienbäumen der Elisabethstraße
Zwei verschiedene Sorten wird es geben: den Frühhonig vom Mai, für den die Bienen zu den Rapsfeldern außerhalb der Stadt und zu blühenden Obstbäumen ausschwärmten; zum anderen den Sommerhonig, für den sie sich an den blühenden Kastanien auf der Elisabethstraße bedienten, den Robinien und anderen Bäumen, den vielen Görlitzer Blumen und Sträuchern und zuletzt den Linden im ganzen Stadtgebiet.

Die Idee, Bienenbeuten aufzustellen, hatte Chefdramaturg Martin Stefke. "Wir haben überlegt, welche Produkte wir im Marketing anbieten möchten, für die wir mit regionalen Partnern zusammenarbeiten und auch noch etwas für Umwelt und Artenvielfalt tun können", sagt er.
"Da erschien uns ein theatereigener Honig als gute Idee." Es sei erst gar nicht so leicht gewesen, dafür einen Imker zu finden, doch eine Kollegin kannte Andreas Baumert und knüpfte den Kontakt.
Imker bietet "Bienenpatenschaften" an
Um die Bienen zu betreuen, stieg der Imker bisher einmal pro Woche die Treppen zum Theaterdach hinauf. "Jetzt bereiten sich die Bienen schon auf den Winter vor", sagt der 39-Jährige, "da reicht es, wenn ich nur alle 14 Tage herkomme, um sie mit Zuckerrübensirup zu füttern." Waren es im April etwa 30.000 Bienen, dezimiert sich ihre Zahl bis zum Herbst auf etwa 5.000 Tiere pro Volk, die schon die nächste Generation aufziehen und sich über den Winter auf das nächste Frühjahr vorbereiten.
Andreas Baumert betreut mehrere Völker in "Bienenpatenschaften". Er ist hauptberuflich Tischler und imkert nebenbei. 20 Völker hat er, davon zwölf in Patenschaft. "Manche Paten haben die Bienen bei sich auf ihren Grundstücken", sagt er, "andere lassen sie bei mir und bekommen später nur den Honig."
Wieder andere ließen sich anstecken und fänden über eine Patenschaft selbst zum Imkern. Da die Bienen bis zu fünf Kilometer weit ausschwärmen, brauche der Standort kein reich blühender Garten zu sein. Wie man am Theater sieht, kommen Bienen auch mit einem Balkon in der Innenstadt klar.