30 Jahre als Retter unterwegs

Uwe Halfpap ist einer der "Gründungsväter". Der 51-Jährige ist einer von fünf Männern, die vor 30 Jahren schon bei der Gründung des Ortsverbandes Görlitz des Technischen Hilfswerkes (THW) dabei waren und es bis heute noch sind.
Seit 2017 ist Uwe Halfpap der Ortsbeauftragte des THW. Das heißt, er ist hier der Chef und trägt die Verantwortung.
Ziemlich viel Verantwortung
Und die sei ganz schön groß, sagt er. Doch er nimmt sie auf sich, er kann nicht anders. Zu viel Herzblut steckt er seit drei Jahrzehnten in das Mittun beim THW. Er ist mit Leidenschaft und Interesse dabei, genießt den Rückhalt der Familie. Wenn die nicht akzeptieren würde, dass er drei, vier Stunden alle zwei Tage in Sachen THW tätig ist, sei ein intaktes Familienleben schwierig. Halfpaps Ehefrau Elgard gibt ihm den nötigen Rückhalt, mahnt aber auch mal etwas mehr Zeit für die Familie an, erzählt der 51-Jährige.
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"Das geht auch nur so", sagt er. Denn die Mitarbeit beim THW ist ein Ehrenamt, es gibt kein Geld dafür. Reich werden könne man trotzdem - an Erfahrung. Und die sammelte Uwe Halfpap in den 30 Jahren auf vielfältige Weise. Obwohl er selbst handwerklich begabt sei, habe er noch vieles im Laufe der Jahrzehnte auf diesem Gebiet und auch in Organisationsfragen lernen können. "Das kam mir sowohl zu Hause als auch fürs Berufsleben zugute", betont er.
Angefangen hatte es vor drei Jahrzehnten, als der gebürtige Görlitzer, der jetzt in Krauscha lebt, seinen Wehrersatzdienst beim THW leistete. "Damals war das noch möglich", erklärt er, später sei das geändert worden. Während der Zeit des Dienstes fand Uwe Halfpap Gefallen an der Mitarbeit beim THW und er blieb dabei - im Ehrenamt.
Schicksale lassen THW-Kameraden nicht kalt
Was Uwe Halfpap besonders schätzt, sind die Kameradschaft und der Zusammenhalt der Mitstreiter beim THW. Viele Freundschaften seien über das THW entstanden. "Es macht mich einfach glücklich, wenn ich mit meinen Möglichkeiten anderen Menschen in Notsituationen helfen kann", sagt er und erklärt, dass das den anderen Kameraden beim Görlitzer THW ganz ähnlich geht.
Allerdings, manchmal sei es nicht einfach am Einsatzort, vor allem wenn das THW zu Unfallorten mit Schwerverletzten oder gar Toten gerufen wird. Oder zu sehen, wie beispielsweise ein Unwetter das Hab und Gut von Menschen zerstörte, lasse die Kameraden keinesfalls kalt. Was sie da oft zu sehen bekommen, müsse man erst einmal verkraften. Nicht jeder sei so hart im Nehmen wie er, sagt Uwe Halfpap und überspielt damit, dass ihm trotzdem die Schicksale der betroffenen Menschen nicht gleichgültig sind.
Der Ortsbeauftragte denkt zurück an die letzten 30 Jahre und erinnert sich an viele Einsätze. Beispielsweise, als 2010 Görlitz und das Umland durch den Bruch des Staudammes an der Witka in Polen so hoch wie nie unter Wasser stand. "Das war der erste Einsatz in diesem Ausmaß, den unsere Ortsgruppe zu bewältigen hatte", erinnert er sich. In jüngster Zeit sei es im Jahr 2020 der Einsatz beim Rekordstau auf der Bundesautobahn 4 gewesen, an den er zurückdenkt. Damals stauten sich Lkw wegen der Grenzkontrollen in Polen bis zu 60 Kilometer lang, und die Kraftfahrer saßen tagelang auf der A 4 fest. Das THW war bei der Versorgung der Menschen auf der Autobahn dabei und half, das Chaos zu ordnen.
Zwei Wochen Hilfe in NRW
Den Kameraden des Ortsverbandes Görlitz kommt zugute, dass sie sich - wie beim THW üblich - auf bestimmte Fachgebiete spezialisierten. Uwe Halfpap erklärt: Seit etwa zwei Jahren gibt es die Fachgruppe Notinstandsetzung. Die Kameraden sorgen hier für die Beleuchtung, wenn sie zum Beispiel bei einem nächtlichen Unfall benötigt wird. Oder sie setzen die Infrastruktur instand, sorgen für Wasser und Strom zum Beispiel. Es gibt einen Zugtrupp, der Einsätze vor Ort leitet, es gibt die Fachgruppe Bergung und die Fachgruppe Räumen. Die hat in diesen Tagen einen erneuten Einsatz: Mit Lkw und Radlader helfen vier THW-Kameraden in Nordrhein-Westfalen in von der Juli-Flut betroffenen Orten bei der Wiederherstellung der Infrastruktur. An diesem Sonntag geht es los für eine Woche. Ein zweiter Einsatz erfolgt Anfang Oktober.
Uwe Halfpap ist froh, dass die meisten Arbeitgeber der Kameraden Verständnis haben, wenn sie wegen Notfällen im Einsatz für das THW sind und der Arbeit fernbleiben. Es seien aber nicht alle, denn vor allem in kleineren Firmen fällt der plötzliche Ausfall eines Mitarbeiters besonders ins Gewicht. Uwe Halfpap hat mit seinem Chef kein Problem, er ist es selbst. Als gelernter Zimmermann ist er mittlerweile selbstständig und hat eine Firma für den Vertrieb von Kaminholz.
Zukunft beim THW sicher, aber in welcher Funktion?
So ist die Übernahme von Verantwortung für den Ortsbeauftragten nichts Neues. Beim THW kommt noch hinzu, dass der Chef erster Ansprechpartner für Kritik und Hinweise ist. "Kritik ist ja nicht immer nur negativ, man kann daraus auch lernen und Schlussfolgerungen ziehen." Das sei schon oft so gewesen.
Uwe Halfpap bleibt definitiv dem Görlitzer THW erhalten, auch wenn er heute noch nicht sagen möchte, ob er sich im November der Wiederwahl zum Ortsbeauftragten stellt. Der Ortsbeauftragte wird jeweils für fünf Jahre in einer Vorschlagswahl ermittelt. Die Entscheidung trifft der Landesverband des THW.