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Wie kommt der Fallapfel in die Flasche?

Sachsen und der Kreis Görlitz fördern ein Projekt, in dem Kinder das Ernten und die Verarbeitung von Obst erlernen. Mit im Boot ist eine Gärtnerei aus dem Görlitzer Umland.

Von Constanze Junghanß
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Regionales Gemüse wie Kartoffeln und Tomaten von der Gärtnerei Jung aus Hilbersdorf werden verarbeitet.
Regionales Gemüse wie Kartoffeln und Tomaten von der Gärtnerei Jung aus Hilbersdorf werden verarbeitet. © Constanze Junghanß

In einigen Äpfeln ist der Wurm drin. Und manche sind beim Herunterfallen vom Baum zerplatzt, liegen schon länger und mit braunen Faulstellen versehen auf der Wiese. So ist das in der Natur, wenn niemand zum Ernten vorbeikommt.

Doch einige Äpfel erhalten eine Chance auf eine sinnvolle Verwertung. Kinder aus Reichenbach sammeln diese in einen großen Sack. Schöne Äpfel sollen es sein. Denn daraus wird eine Stunde später in Hilbersdorf am „Alten Bahnhof“ der Apfelsaft mit der alten Handpresse frisch gepresst.

Und natürlich gibt es anschließend als Belohnung gleich eine Verkostung. Der frische Saft sieht anders aus als im Supermarkt. Nämlich eher braun, was die Kinder verwundert. „Aber das schmeckt gut“, findet eine Zehnjährige und holt gleich noch einen zweiten Becher Nachschlag. Mädchen und Jungen lernen in den kommenden Wochen bis Dezember, wie regionales Obst und Gemüse verarbeitet werden kann.

Das vom Freistaat und dem Landkreis geförderte Projekt ist vor wenigen Tagen gestartet und gehört zu den Angeboten der offenen Kinder-, Jugend- und Familienarbeit des Jugendringes Reichenbach. In dieser Form ist das eine Premiere – durchgeführt in Zusammenarbeit mit der Gärtnerei Jung aus Hilbersdorf und dem Verein Sohland lebt. Etwa 15 Kinder machen mit.

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Ein Rundgang durch die Gärtnerei, schauen, wie Mohrrüben und Kartoffeln in der Erde wachsen, selber ernten, schnippeln und kochen: Das alles gehört dazu. Das Wissen um den Kräuteranbau wird den kleinen Teilnehmern ebenso vermittelt, wie naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Nachhaltigkeit und Regionalität spielten eine Rolle, sagt Sandra Neumann, die das Projekt leitet. Und eben auch, dass es Zeit und Kraft braucht, bis aus einem winzigen Samenkorn eine Paprikapflanze mit zahlreichen Früchten wird.

Für die Kinder eine spannende Sache. „Wir kochen selber Marmelade und Apfelkompott, stellen eine Suppengrundlage aus frischem Gemüse her und verarbeiten die frisch geernteten Produkte“, sagt die Projektleiterin. Ein bisschen wie zu Großmutters Zeiten? Was vor Jahrzehnten in vielen Haushalten Usus war, erlebt eine Renaissance. Einkochgruppen mit dem Austausch zu Rezepten für die Haltbarmachung und Vorratshaltung über das Internet boomen. Die Kinder, die am Projekt teilnehmen, brauchen kein Internet dazu. Sie sind an der frischen Luft unterwegs, sehen, fühlen und schmecken, was sie da in Hilbersdorf bei der Gärtnerei Jung ernten.