Die Pandemie macht auch vielen Museen zu schaffen. Die Besucher dürfen nicht kommen, die Türen bleiben geschlossen. Die Krise trifft weltweit Einrichtungen. Beim Blick über den großen Teich nach Amerika zeigt sich eine erschreckende Bilanz: Jedes dritte Museum ist laut dem Monopol-Magazin in den USA von Schließung bedroht.
Wie viel schwerer haben es da vielleicht die kleinen Häuser mit ihrer Museumsarbeit? Sven Mimus, Geschäftsführer vom Museumsverbund Oberlausitz, gibt Entwarnung: Weder müsse Anlagevermögen verkauft werden noch stünde in irgendeiner Form ein Aus der Häuser zur Debatte. Die Einrichtungen, die der Verbund betreibt, sind das Dorfmuseum Markersdorf, das Königshainer Granitabbaumuseum, Schloss Krobnitz und das Ackerbürgermuseum Reichenbach. Seit vergangenem Jahr ist auch Schloss Königshain wieder im Verbund aufgenommen, nachdem die Einrichtung von 2006 bis 2019 unter Eigenregie von Gemeinde und Heimatverein betrieben wurde.
Optimismus trotz Besucherstopp
Während der Deutsche Museumsbund die Situation im Allgemeinen mit Sorge betrachtet und Unterstützung für die Häuser wegen ausbleibender Einnahmen fordert, ist das beim Oberlausitzer Verbund offenbar kein Thema. Zusätzliche finanzielle Mittel aus Corona-Hilfsprogrammen habe der Verbund nicht beantragen müssen. „Vielen Künstlern geht es schlechter als uns“, sagt Sven Mimus. Für die sollten diese Mittel auch sein. Der Museumsverbund dagegen sei durch die Gesellschafter – Reichenbach, Markersdorf, Königshain und den Kreis – sowie den Kulturraum finanziell abgesichert.
„Wir sind auf jeden Fall optimistisch, dass Kultur und Museen als existenzwichtig anerkannt werden“, sagt Sven Mimus. Kurzarbeit für die vier Mitarbeiter und die beiden Hausmeister musste nicht beantragt werden – trotz des weiter anhaltenden Besucherstopps. Vielmehr würden Aufgaben vorgezogen, die ansonsten erst später dran gewesen wären. Dazu zählen die Vorbereitungen der Ausstellungen, die in diesem Jahr stattfinden sollen und die Erstellung von Konzepten. Außerdem arbeitet der Museumsverbund an einer neuen Internetseite mit bewegten Bildern, die im kommenden Monat an den Start gehen wird.
Nichtsdestotrotz gehe der Verbund sehr sparsam „durch die anstrengende Zeit“, so der Geschäftsführer. Die Anschaffung von Materialien bleibt vorerst auf Eis liegen, Wünsche nach Verschönerungen und kleinen Instandsetzungen von Museumsgut müssten hintenangestellt werden. „Weh tut natürlich, dass die Museumspädagogik auf der Strecke bleibt, da Angebote nicht stattfinden können“, sagt Sven Mimus. Dafür wird jetzt das Archiv aufgearbeitet und der Bestand dokumentiert. Rund 60.000 Gegenstände verwahrt der Verbund in mehreren kleinen Depots in Markersdorf und Krobnitz. Ein zentrales Depot für ganz Ostsachsen sei zwar wünschenswert. Im Moment ist das aber nur ein Gedanke, wie Sven Mimus sagt. Konkrete Ideen gebe es nicht.
Konkret dagegen sind die Pläne, die 2021 verwirklicht werden sollen. In jedem der Häuser sind neue Ausstellungen angedacht. Reichenbachs Museum soll in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein das „Alte Handwerk“ beleuchten, die kleine Schauwerkstatt der Glasdrückerei wieder in Betrieb nehmen und die Geschichte des ehemaligen Krankenhauses – das ist heute ein Altenpflegeheim – aufarbeiten. Für den Granitabbau in Königshain sind die Projekte „Steinreiches Erbe – Begegnungen mit der Vergangenheit“ inklusive Exkursionen nach Polen und Deutschland sowie „Der steinige Weg“ geplant. In Markersdorf wird am traditionellen Flegeldruschwettbewerb und dem Erntedankfest festgehalten und es gibt neue Ausstellungen.
Sonderausstellungen stehen in den Startlöchern
Die beliebten Veranstaltungen brachen coronabedingt weg. Auf Schloss Krobnitz sollen wieder Kammerkonzerte, Gartenfest und Vorträge stattfinden sowie im Juni ein großes Kinderfest mit dem ASB Löbau. Sonderausstellungen wie „Der kleine Lord“ oder „Gebrauchskeramik aus der Oberlausitz und Niederschlesien“ stehen in den Startlöchern. Im Schloss Königshain sind unter anderem gleich fünf Ausstellungen, ein „Kommen-und-Gehen-Festival“ und der Ausbau der museumspädagogischen Angebote geplant. Sven Mimus hofft, dass im April die ersten Ausstellungen an den Start gehen und die Museen wieder ihre Pforten für die Besucher öffnen können. Aktuell ist in den meisten Häusern sowieso reguläre Winterpause.