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Alstom-Chef besucht Werke in Görlitz und Bautzen

Alstom-Konzernchef Henri Poupart-Lafarge besucht am Donnerstag die Waggonbau-Werke in Bautzen und Görlitz. Dafür nahm er sich viel Zeit. Bei der Belegschaft nährt das Hoffnung.

Von Sebastian Beutler
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Der Auftrag über Doppelstock-Expresszüge für die Schweiz ist in Görlitz fertiggestellt worden.
Der Auftrag über Doppelstock-Expresszüge für die Schweiz ist in Görlitz fertiggestellt worden. © Nikolai Schmidt

Sein Besuch war angekündigt worden, doch dann kam er schneller als gedacht: Alstom-Konzernchef Henri Poupart-Lafarge besuchte am Donnerstag die Oberlausitzer Waggonbau-Werke in Bautzen und Görlitz, die seit 15 Monaten zum Alstom-Konzern gehören.

Poupart-Lafarge war das erste Mal in den beiden Werken. Er nahm sich für dieses Kennenlernen mehr Zeit als zunächst eingeplant, allein in Görlitz wurden es rund drei Stunden. Begleitet wurde er auch vom Deutschland-Chef von Alstom, Müslüm Yakisan.

Im Mittelpunkt seines Aufenthalts, vor dem rechtzeitig noch das Bombardier-Schild vor dem Werkseingang durch eins mit dem Schriftzug "Alstom" ausgetauscht wurde, stand die Neuausrichtung der Standorte. Sie ist verbunden mit der Ankündigung eines Stellenabbaus, der in Görlitz 400 von derzeit 850 Mitarbeitern den Job kosten soll, in Bautzen könnte es 150 Mitarbeiter treffen.

Rechtzeitig vor dem Besuch von Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge ist das Bombardier-Schild vor dem Werkseingang in Görlitz verschwunden und das von Alstom installiert worden.
Rechtzeitig vor dem Besuch von Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge ist das Bombardier-Schild vor dem Werkseingang in Görlitz verschwunden und das von Alstom installiert worden. © Martin Schneider

Hält Alstom am Stellenabbau in Görlitz und Bautzen fest?

Während das Unternehmen auf eine Nachfrage von Sächsische.de zu Poupart-Lafarges Besuch am Freitag nicht reagierte, erklärte der Görlitzer Betriebsratsvorsitzende René Straube nach dem Treffen mit dem Konzernchef, er hoffe, dass die Görlitzer Poupart-Lafarge zeigen konnten, welche Kompetenzen sie besitzen und dass das Werk in der Lage ist, auch schwierige Aufträge zu meistern.

Straube zeigte sich vorsichtig zuversichtlich, dass Poupart-Lafarge unter dem Eindruck des Besuchs die Alstom-Pläne verändern könnte. Auch der Görlitzer Alstom-Standortleiter Jens Koep habe das Werk mit seinen Möglichkeiten gut präsentiert, hob der Betriebsratsvorsitzende vor.

Beobachter der Branche rechnen damit, dass sich Strategien durch den Ukraine-Krieg ändern könnten. Manche Unternehmen wie das Schweizer Unternehmen Stadler fertigten in Belarus vor dem Krieg. Andere wie Alstom bauten Standorte in Osteuropa, beispielsweise in Kattowice aus. Ob diese Pläne aber Bestand haben, ist derzeit nicht klar. Zumal Alstom bislang den Stellenabbau in Görlitz, wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, noch nicht begonnen hat.

Die Auslastung des Görlitzer Werkes ist gegenwärtig schwierig. Die Mitarbeiter sind derzeit vor allem mit dem Bau von Wagenkästen für Straßenbauprojekte in Dresden, Zürich und Göteborg beschäftigt, die anschließend in Bautzen und Ceska Lipa fertiggestellt werden.