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Alstom hält am Stellenabbau in der Oberlausitz fest

Bis zu 550 Waggonbauer in Görlitz und Bautzen sollen ihren Job verlieren. Alstom-Deutschlandchef Müslüm Yakisan will Klarheit bis Ende des Jahres.

Von Sebastian Beutler
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Ende vergangenen Jahres kam es bereits zu ersten Aktionen der IG Metall gegen den geplanten Stellenabbau in den Alstom-Werken Görlitz und Bautzen.
Ende vergangenen Jahres kam es bereits zu ersten Aktionen der IG Metall gegen den geplanten Stellenabbau in den Alstom-Werken Görlitz und Bautzen. © IG Metall

Zugbauer Alstom hält an seinem geplanten Stellenabbau fest und will ihn bis zum Jahresende mit den Sozialpartnern regeln. Das kündigte der Chef der deutschen Alstom-Werke Müslüm Yakisan in der Montagausgabe der Berliner Tageszeitung "Tagesspiegel" an. Yakisan hatte in den vergangenen Wochen teilweise zusammen mit Alstom-Chef Henri-Poupart-Lafarge die Alstom-Standorte besucht, so waren sie auch in Görlitz und Bautzen.

Am Ziel des Jobabbaus lässt Yakisan keine Zweifel. "Wir halten es für notwendig, dass wir 900 bis 1.300 Arbeitsplätze anders gestalten", sagte er gegenüber dem "Tagesspiegel". Darüber werde mit den Sozialpartnern verhandelt. "Wir brechen das aber nicht übers Knie, weil es immer um Menschen geht. Bis zum Ende des Jahres möchten wir eine Lösung haben, die auch sozialverträglich ist und fair."

Der Deutschlandchef von Alstom, Müslüm Yakisan, hält am Stellenabbau fest.
Der Deutschlandchef von Alstom, Müslüm Yakisan, hält am Stellenabbau fest. © Alstom/Arnaud Février

Alstom hatte im vergangenen Jahr die Zugsparte des Bombardier-Konzerns übernommen. Zeitgleich zum Stellenabbau sollen bis zu 700 neue Stellen in neuen Arbeitsbereichen wie Software und Digitalisierung geschaffen werden. In den vergangenen Jahren sei nicht auf Marktveränderungen reagiert worden, sagte Yakisan. "Das müssen wir jetzt machen."

Ausweichende Reaktion auf Werkschließungen

Allein in den Oberlausitzer Werken Bautzen und Görlitz stehen 550 Arbeitsplätze auf der Kippe, für Görlitz kündigte Alstom die Streichung von bis zu 400 Stellen an. Gegenwärtig hat das Unternehmen noch rund 850 Mitarbeiter am Görlitzer Standort. In Görlitz gebe es Fertigungskapazitäten, die in den nächsten Jahren nicht gebraucht würden, sagte der Alstom-Manager. "Es gibt aber Know-how in Görlitz, das für die Gruppe wertvoll ist."

Zur Frage nach Werksschließungen sagte Yakisan: "Wir sind keine Heuschrecke, die Sachsen oder sonst ein Bundesland überfällt, sondern wir suchen Lösungen gemeinsam mit unseren Sozialpartnern."

In Görlitz wird zugleich an Alternativplänen für den Erhalt des traditionsreichen Waggonbau-Standorts gearbeitet. Dabei sind unter der Leitung der Grantiro-Initiative Fachleute aus der Branche sowie frühere Mitarbeiter des Waggonbaus beteiligt.

Görlitzer Betriebsratschef auch Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates

Der Görlitzer Betriebsratsvorsitzende René Straube wurde vor wenigen Tagen einstimmig zum Vorsitzenden des deutschen Alstom-Gesamtbetriebsrates wieder gewählt.
Der Görlitzer Betriebsratsvorsitzende René Straube wurde vor wenigen Tagen einstimmig zum Vorsitzenden des deutschen Alstom-Gesamtbetriebsrates wieder gewählt. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Die Stellenstreichungen hatte Alstom bereits Ende vergangenen Jahres angekündigt. Dass Yakisan sich nun erstmals öffentlich äußert, kommt nicht überraschend. Die Alstom-Mitarbeiter haben in den vergangenen Wochen turnusmäßig die Betriebsräte neu gewählt.

Auch bildete sich der neue Gesamtbetriebsrat, an dessen Spitze der Görlitzer Betriebsratsvorsitzende René Straube einstimmig wieder gewählt wurde. Somit hat Alstom nun auch einen legitimierten Ansprechpartner aufseiten der Belegschaft. Straube kündigte in einer ersten Reaktion nach seiner Wahl an, dass er anstrebe, keinen einzigen Mitarbeiter abzubauen. Straube hatte auch Wirtschaftsminister Robert Habeck in dem Konflikt eingeschaltet, der noch vor Weihnachten seinen Parlamentarischen Staatssekretär Michael Kellner an die Neiße schickte.

Unter Druck steht auch das Werk Hennigsdorf, wo nach der langfristigen Planung 400 Arbeitsplätze zur Disposition stehen. "Ob wir tatsächlich 400 Arbeitsplätze dort anders gestalten und in welchem Zeitraum, besprechen wir sehr intensiv und vertrauensvoll mit den Arbeitnehmervertretern." (mit dpa)