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Görlitzer fordern schnelle Bestattung

Einige Bürger sehen in der Ausgrabung von Skeletten an der Frauenkirche eine Störung der Totenruhe und sammeln im Internet Unterschriften dagegen.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Daniela Pfeiffer

Begrabt die Toten wieder, fordert der Görlitzer Hans-Peter Rietzschel. Er hat eine Online-Petition gegen die dauerhafte Lagerung der Skelette initiiert. Jene Skelette, die derzeit bei Ausgrabungen an der Frauenkirche gefunden werden (die SZ berichtete). Sechs sind es bislang, mit bis zu 100 rechnet das Sächsische Landesamt für Archäologie in Dresden. Schließlich befand sich an der Frauenkirche zwischen Mitte des 14. und Mitte des 19. Jahrhunderts ein Friedhof. Alle Knochen, die gefunden werden, will das Landesamt in Dresden einlagern – langfristig. Das hatte man mit den Skeletten, die unter dem heutigen C&A-Bau gefunden wurden, auch bereits getan.

Dagegen regt sich nun der Protest einiger Görlitzer. Hans-Peter Rietzschel schreibt in der Begründung für die Petition: „Ich habe ein wirklich großes Herz für die Wissenschaft. Liebe Archäologen, macht Eure Analysen bitte sofort und dann bestattet die Toten wieder. Hier in Görlitz. Nicht erst in fünf, zehn oder 20 Jahren!“ Die Toten an der Frauenkirche seien unsere Vorfahren – die Großeltern der Großeltern unserer Großeltern. „Die Gebeine unserer Vorfahren sollen in Görlitzer Erde ruhen, nicht in einem Dresdner Lagerhaus.“

Am Sonnabend ist die Petition – die Unterstützer online unterschreiben können – ins Netz gegangen. Zwei Monate wird sie dort zu finden sein. Andere Unterzeichner sprechen von Störung der Totenruhe, von der Würde, die genommen wird. Der Görlitzer Jens Jäschke schreibt beispielsweise: „Es kann nicht sein, dass Menschen wegen einer neuen Gestaltung nach ihrem Willen den Toten die letzte Ruhe nehmen. Das ist pietätlos und menschenunwürdig.“

Die Ausgrabungen an der Frauenkirche passieren wegen der anstehenden Umgestaltung der Flächen zwischen Post und Frauenkirche.