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Göttsberger will Hinterhaus der Mandaukaserne abreißen

Der Eigentümer und Denkmalschützer hat im Zittauer Stadtrat seine Pläne für das historische Gebäude vorgestellt. Die Reaktionen darauf tendieren alle in eine Richtung.

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© Grafik: Björn Mühlberg/Repro: SZ-Bildstelle

Von Thomas Mielke

Im feinen Zwirn ist Mandaukasernen-Eigentümer Thomas Göttsberger jetzt vor den Zittauer Stadtrat getreten, um seine Pläne für das historische Gebäude zu präsentieren. Der Grund dafür: In diesem Monat wollen die Zittauer darüber beraten, ob sie ihren Antrag auf die Fördermittel in Höhe von knapp vier Millionen Euro für die Belebung des Denkmals aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ aufrechterhalten. Das Förderprogramm richtet sich an Städte. Sie dürfen das Geld an Private weiterleiten, müssen sich aber finanziell beteiligen. Die Präsentation selber überließ der Ostritzer Andreas Vogel früheren Geschäftsführer des Vereins Görlitzer Fortbildungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege und, aktuell wie Göttsberger Mitglied im Stadtforum Görlitz. Zuvor erinnerte Göttsberger noch einmal daran, dass vor zwei Jahren der Abriss der Mandaukaserne schon mal beschlossene Sache war. Dann gab es wieder Hoffnung und damit eine Aufbruchstimmung. Der Denkmalschützer appellierte an den Stadtrat, diese Stimmung zu nutzen und mit ihm dafür zu kämpfen, dass das stadtbildprägende Gebäude an zwei wichtigen Ausfallstraßen und als Bindeglied zwischen Alt- und Südvorstadt erhalten bleibt.

Auf diesem Bild ist der derzeitige Zustand zu sehen.
Auf diesem Bild ist der derzeitige Zustand zu sehen. © Thomas Eichler

Nutzung: Wohnungen, Umkleideräume, Büros, Mehrzweckhalle, Labore

Getreu des städtischen Konzepts zum Antrag auf die Bundesfördermittel spielt auch in Göttsbergers Vorstellungen der Neubau einer großen Sporthalle, die für Veranstaltungen genutzt werden kann, eine zentrale Rolle. Allerdings soll sie nun nicht mehr an die Mandaukaserne angebaut, sondern ein Stück entfernt errichtet werden – auf dem Platz, auf dem jetzt noch das marode Hinterhaus steht. Das solle abgerissen werden, hieß es während der Präsentation. Stadtrat Dietrich Thiele (FUW) wollte in der Fragerunde danach wissen, warum die Halle versetzt werden soll. „Das hat gestalterische Gründe“, sagte Göttsberger. Der Neubau soll die Ansicht der Mandaukaserne nicht stören. Im Südflügel könnten Umkleideräume für die Sporthalle entstehen. Eventuell wird von dort zur Halle ein Gang errichtet. Für das restliche Gebäude kann sich Göttsberger Büros für Firmen oder Verwaltungen, Wohnungen oder ein Sportlerhotel mit 60 Betten vorstellen. Ebenfalls von der Stadt übernommen hat er die Idee, dass die Hochschule zum Beispiel mit Laboren in die Mandaukaserne zieht. „Sie merken schon, das Gebäude hat Potenzial“, sagte Vogel. Allerdings gibt es noch lange nicht genügend Ideen für die gesamte Mandaukaserne. Zudem müssen rund 140 Parkplätze gebaut werden. Doch dafür reicht der Platz nicht, so dass Göttsberger Nachbargrundstücke erwerben müsste.

Sanierung/Bau: Eigentümer arbeitet schon an Fachplanungen

Der bauliche Zustand der Mandaukaserne sei sehr schlecht, sagte Göttsberger. Ohne die Fördermittel sei die Sanierung nicht zu stemmen. Andreas Vogel erinnerte daran, dass Göttsberger, weitere Denkmalschützer und Helder ab April 2016 den Südturm der Mandaukaserne gerettet und danach den Nordflügel gesichert haben. Nun sind bereits Fachplanungen für die Sanierung angelaufen. Göttsberger will mindestens 80 Prozent der Bausubstanz erhalten.

Finanzierung: Sanierungs- und Baukosten basieren auf Fördermitteln

Eigentümer Thomas Göttsberger geht davon aus, dass die Sanierung der Mandaukaserne 16,7 Millionen Euro kosten wird. Dazu kommt der Bau der Dreifelder-Halle. Sie schlägt mit 7,9 Millionen Euro zu Buche. Darin noch nicht enthalten ist der notwendige Bau von Parkplätzen. Göttsberger selber will die Planung und Entwicklung bis hin zu Abschlüssen von Verträgen mit potenziellen Mietern zahlen. Die Baukosten sollen über die Fördermittel des Bundes und dem dazugehörigen Eigenanteil der Stadt sowie einem Kredit zusammenkommen. „Wenn es Mieter gibt, gibt es auch Banken, die das Projekt begleiten“, sagte Göttsberger in der Fragerunde nach der Präsentation. Die mehrfache Anfrage, wie viel er selbst in den Bau zu stecken gedenkt, beantwortete er nicht. „Ich kann nicht den Alleinunterhalter geben“, sagte er. „Ich bin darauf angewiesen, dass alle mitwirken.“ Entscheidend seien also Vorverträge mit potenziellen Mietern, stellte Bürgerbündnis-Stadtrat Torsten Hiekisch fest. Zkm-Fraktionschef Thomas Schwitzky wollte wissen, ob es dazu bereits Gespräche gebe. Ja, sagte Göttsberger. „Es ist aber nicht so, dass ich schon sagen könnte: Hier ist ein Mietvertrag.“ So hat sich zum Beispiel die Hochschule noch nicht positioniert, ob sie tatsächlich Räume in der Mandaukaserne mieten würde. Sie prüft ihren künftigen Raumbedarf noch und will sich laut Göttsberger erst um den Jahreswechsel äußern. Eine, wenn nicht die Haupteinnahmequelle soll, wie im Konzept der Stadt vorgesehen der Schulsport und der Veranstaltungsbetrieb in der zu errichtenden Halle sein. „Das Leben besteht aus Kompromissen“, kommentierte Göttsberger die Übernahme des Stadtkonzepts und die dafür nötige Errichtung des Neubaus.

Reaktionen: Stadträte sehen Projekt eher kritisch

Da in diesem Monat in den Ausschüssen weiterdiskutiert wird, gab es nur wenige Bewertungen der Präsentation. Die aber hatten es in sich: „Was vorgestellt wurde, überzeugt mich nicht“, sagte Gerd Witke (CDU), der bis zur Rente Chef der Zittauer Bauaufsicht war. „Das ist Null.“ Auch CDU-Fraktionschef Andreas Johne sagte angesichts von fehlenden Aussagen zur Finanzierung und zum Nutzungskonzept: „Ich habe meine Zweifel.“ Er kann sich auch nicht vorstellen, dass noch einmal Wohnungen in der Mandaukaserne entstehen. Christian Lange (SPD) machte ebenfalls deutlich, dass ihm das Konzept inhaltlich zu dünn ist. Eigentümer Göttsberger konterte: „Wir stehen noch ganz am Anfang.“