Von Maria Lotze
Als Ruine hat Sven Weißflog, Unternehmer und Stadtrat (Freie Wähler) in Döbeln, vor mehreren Jahren das ehemalige Hotel „Goldne Sonne“ übernommen. „Alle Dielen waren raus und jede der zweiflügligen Türen. Die ,Goldne Sonne‘ war ein ,schlechter‘ Rohbau“, schildert Weißflog den Zustand des Gebäudes an der Ritterstraße. Inzwischen sind die elf bereits fertigen Wohnungen vermietet. Voraussichtlich im Juni kann auch der Pflegedienst Brambor seine Räume im Erdgeschoss beziehen.
Dort haben zurzeit noch die Bauarbeiter das Sagen. Der Bürotrakt, in dem die Sozialstation des Pflegedienstes untergebracht werden soll, ist bereits zu erkennen. Die Räume der Tagespflege sind noch im Werden. Sie erstrecken sich nach hinten auf den Innenhof. Große Fensterscheiben lassen den freien Blick in Richtung Mulde zu. Genau diese Aussicht war es auch, die Sven Weißflog und seine Freundin Alexandra Feil dazu ermutigt hat, die Ritterstraße Nummer 14 zu kaufen. „Unser Motiv war nicht das Haus selbst“, sagt Weißflog. Dass viele Döbelner so großes Interesse an dem ehemaligen Hotel zeigen, war den beiden damals nicht bewusst.
Anlass, die „Goldne Sonne“ zu sanieren, war vor allem die damalige Diskussion um den Flutschutz. Die zahlreichen Bäume hinter den Häusern der Ritterstraße drohten diesem zum Opfer zu fallen, sagt Weißflog. Mit dem Kauf des Hauses wollte der Unternehmer selber aktiv werden. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass keine Dämme notwendig sind. Weißflog hofft nun, dass die Stadt beim Bau des Fuß- und Gehweges den Baumbestand erhält.
Der schöne Ausblick in den Innenhof faszinierte den Unternehmer bereits bei der Ritterstraße 16 und 17. Beide Gebäude sind von ihm in den vergangenen Jahren hergerichtet worden. Nun also das Hotel „Goldne Sonne“. „Zwei Jahre lang haben wir nach der geeigneten Finanzierung gesucht“, sagt Weißflog. Denn allein aus der Miete heraus lässt sich die Instandsetzung eines solchen Gebäudes nicht refinanzieren. Die Lösung lag im Förderprogramm für Mehrgenerationenhäuser.
Weißflog richtete in dem Gebäude aus der Gründerzeit elf Wohnungen her, zwei entstehen zurzeit im Dachgeschoss. Lediglich die beiden neuen Wohnungen sind noch nicht vermietet. In allen anderen haben junge Leute, Familien, aber auch Ältere ein neues Zuhause gefunden. Sie sollen sich auch umeinander kümmern, so sieht es zumindest das Konzept des Mehrgenerationenhauses vor. Ob es funktioniert, kann auch der Unternehmer nicht beeinflussen. „Das Mehrgenerationenhaus ist ein Experiment. Wir werden sehen, was rauskommt“, so Weißflog. Gut ins Konzept passt auch der Pflegedienst Brambor.
Insgesamt 20 Betreuungsplätze für eine Tagespflege entstehen in dem ehemaligen Hotel. Bis zu 15 Beschäftigte werden an der Ritterstraße Arbeit finden. Im Eingangsbereich findet sich auch ein Relikt aus alten Zeiten: das einstige Tor zur Durchfahrt. Es ist eines der wenigen Elemente, die vom ehemaligen Hotel noch erhalten sind. Auch die Fassadengestaltung sowie das Treppenhaus und der Lichthof sind dem Original nachempfunden, so Weißflog. Die Ritterstraße ist für ihn so etwas wie eine zweite Heimat geworden. Noch in diesem Jahr will er gemeinsam mit seinem Sohn Martin Weißflog die Ritterstraße 13 wieder instand setzen. Geplant sind Wohn- und Gewerberäume. Für die Zukunft hofft der Unternehmer, auch an der Staupitzmühle ein Stück voranzukommen. Das Konzept zur Fassadengestaltung sei von der Stadt abgelehnt worden, so Weißflog. Nun ringt er um eine vernünftige Lösung, um auch die alte Mühle zu sanieren.