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Gras leidet unter der Trockenheit

Landwirte und Gartenbesitzer warten auf Regen. Noch haben Pflanzen mit tiefen Wurzeln ausreichend Wasser.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Mittelsachsen. Gefühlt ist es in diesem Frühjahr besonders trocken. Wer einen Garten hat, gießt die Pflanzen regelmäßig. Doch auf dem Feld ist das nicht möglich. „ Bisher gibt es kaum Probleme für das Gedeihen der Saaten“, sagte die Geschäftsführerin des Regionalbauernverbandes Döbeln-Oschatz Iris Claassen. Die schlechte Wasserverteilung gebe es schon in den letzten drei Jahren. Das heißt, das Frühjahr ist trocken, und wenn dann das Getreide geerntet werden kann, regnet es. „Doch wir wollen nicht jammern“, sagte Claassen. Die Bestände in der Region Döbeln seien zurzeit gut. Das ist auch dem guten Lößlehmboden, der das Wasser gut speichert, zu verdanken. In den Regionen um Oschatz und Torgau, die viele Sandböden haben, sehe es anders aus.

„Die Frühjahrsbestellung ist abgeschlossen. Trotz Trockenheit gehen Kartoffeln, Mais, Zuckerrüben und das Sommergetreide auf oder beginnen zu keimen“, so die Geschäftsführerin. Natürlich werde Regen benötigt. „Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann wären 20 Millimeter in der Nacht und das mehrmals eine gute Alternative. Starkniederschläge sollte es nicht geben“, so Iris Claassen.

Zwar sei das trockene Wetter zum Heumachen super, aber beim Wiesengras zeige sich, dass das Wasser fehle. „Der Bestand ist dünn. Die Untergräser fehlen“, so Iris Claassen.

Auch der Betriebsleiter des Landhofes der Agrar AG Ostrau Wolfram Hirsch bestätigt, dass es mit dem Gras, das für die Tiere der Milchviehanlage verwendet wird, Probleme gibt. Anders als beim Wiesengras hat das Feldgras kein Untergras. Es wächst gleichmäßig und wird im Fall des Landhofes zu Silage verarbeitet, die dann wiederum als Futter für die Kühe verwendet wird.

„Vor drei Wochen haben wir zum ersten Mal gemäht, und das Gras siliert. Das Problem ist, dass Gras keine langen Wurzeln hat und diese so das Wasser nicht aus dem Boden ziehen können. Deshalb bauen wir auch den Rohrschwingel an, der verhältnismäßig lange Wurzeln hat. Doch auch die reichen nicht“, sagte Wolfram Hirsch. Weil das Wasser fehle, bilde sich der Blütenstand und damit wachse das Gras nicht weiter. „Wir haben uns entschlossen, jetzt schon zu mähen, um das Wachstum anzuregen und hoffen auf Regen“, so Hirsch.

Bei den anderen Kulturen mache sich die Trockenheit noch nicht so bemerkbar. Die Kartoffeln benötigen in etwa drei Wochen, wenn sich die Knöllchen ausbilden, dringend Wasser. „Die Zuckerrüben stehen gut da. Sie haben eine Pfahlwurzel und kommen so an das Wasser heran. Der Boden ist bis in eine Tiefe von etwa fünf Zentimetern ausgetrocknet“, sagte Hirsch. Die langen Wurzeln helfen auch dem Raps, um während der sogenannten Kornfüllphase an Wasser zu kommen. Nur an bestimmten Hängen gebe es eine sogenannte Zeichnung, an der zu erkennen ist, dass das Wasser fehle.

Wie sich die Trockenheit auf die Qualität und Quantität des Getreides auswirke, stehe noch nicht fest. „Das Getreide befindet sich in der Kornfüllphase. Das heißt, die Nähstoffe aus dem Boden werden mithilfe des Wassers in die Ähren, in denen sich die Körner befinden, transportiert. Dadurch bilden sich die Inhaltsstoffe in den Körnern. Fehlt das, können sogenannte Kümmelkörner entstehen“, erklärte Ralf Bergmann, Vorstand der Agrar AG Lüttewitz. Auch dieser Landwirtschaftsbetrieb hat bisher keine Verlauste wegen der Trockenheit zu verzeichnen. „Es herrschen Bedingungen ähnlich wie in der Sahara. Mitte Mai hat es lediglich zwei Mal zehn Millimeter Niederschlag gegeben. Das ist nichts“, so Bergmann. Er ist froh, dass dem Betrieb die lößlehmhaltigen Böden der Lommatzscher Pflege zur Bewirtschaftung zur Verfügung stehen. Sie haben eine gute Speicherfähigkeit. Und deshalb wachsen auch die Rüben und der Mais. Auch der Vorstand der Agrar AG Lüttewitz wünscht sich dringend Regen – auch für das Gras. Mehr können die Landwirte zurzeit nicht tun. Sie kümmern sich derzeit um den Pflanzenschutz und mulchen die Feldränder.

Zurückblickend auf den Kahlfrost im März dieses Jahres seien keine nennenswerten Schäden entstanden. „Das Frühjahr haben wir ja fast übersprungen. Alle Kulturen sind bisher gut gewachsen“, so Bergmann.

Landwirt Axel Wachs kann sich gut daran erinnern, dass es in den letzten fünf bis sechs Jahren im April und im Mai sehr trocken war. „Von Januar bis zum 18. Mai wurden lediglich 123 Liter pro Quadratmeter gemessen. Ganz anders war es im Oktober und November vergangenen Jahres. „Da war es sehr nass“, so Axel Wachs. Sei der Weizen zu spät ausgebracht worden, hätten sich die Wurzeln nicht tief genug ausbilden können. Das sei für den Weizen dramatisch, denn bei Trockenheit habe er dann keine Möglichkeit, Wasser zu ziehen, so Axel Wachs. Es gebe aber viele ordentliche Bestände.

Sicher könnten die Pflanzen Regen gebrauchen. Doch die Landwirte müssten mit dem zurechtkommen, was ihnen die Natur gebe. „Das war schon immer so. Und es gab auch stets Extreme“, so der Landwirt aus Sömnitz. Während bei ihm die Erbsen, die er in Kürze ernten wird, sehr gut gewachsen sind, sind die, die erst kürzlich in den Boden kamen, schlecht aufgegangen. Dafür wachsen und gedeihen die Erdbeeren prächtig, die in der Sömnitzer Region zum Selbstpflücken angeboten werden.