Merken

Grieche wird Italiener

Das Casa Mia an der Pausitzer Straße ist das dritte italienische Lokal in Riesa. Das Vierte ist auch schon geplant.

Teilen
Folgen
© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Im ehemaligen Mykonos an der Pausitzer Straße ist neues Leben eingezogen. Das italienische Restaurant Casa Mia hat eröffnet. Der neue Inhaber ist Nezir Jakubi. Gemeinsam mit zwei Kollegen hat sich der Koch den Traum von einem eigenen Restaurant erfüllt. „Wer in der Gastronomie arbeitet, hat eben den Wunsch, eines Tages etwas Eigenes aufzumachen.“ 20 Jahre lang hat der Mazedonier nun als angestellter Koch gearbeitet – die meiste Zeit in Berlin. Ein mazedonisches Restaurant würde nach seiner Einschätzung in Riesa nicht laufen. Außerdem fehle ihm die Expertise in seiner Heimatküche. Seit dem er Koch ist, habe er stets in italienischen Restaurants gearbeitet, so Jakubi.

Im ehemaligen Mykonos an der Pausitzer Straße ist neues Leben eingezogen.
Im ehemaligen Mykonos an der Pausitzer Straße ist neues Leben eingezogen. © Sebastian Schultz

Vor zwei Jahren hat ihn die Verwandtschaft aus der Metropole nach Riesa gelockt. Wo er genau in der Küche gestanden hat, möchte er nicht verraten. „Ich will nicht, dass die Gäste sagen: Jetzt hat der Koch aus unserem Stammlokal ein eigenes Restaurant, dann gehen wir eben dorthin.“ Verständlich. Wer will es sich schon mit den Verwandten verscherzen. Noch dazu in so einer kleinen Stadt wie Riesa. Dennoch hofft der 40-Jährige natürlich auf viel Kundschaft, damit sein Traum nicht gleich wieder verpufft. Schließlich haben er und sein Team auch eine Menge Arbeit in das Restaurant gesteckt. „Wir haben alles neu gemacht“, sagt Nezir Jakubi. „Gestrichen, neue Möbel angeschafft, alles.“

Viel Konkurrenz

Der Gastraum ist hell, die Wände sind in Hellgelb und Grau gehalten. Auf den Tischen liegen karierte Deckchen. Nur noch einzelne Details erinnern an das volkstümlich-griechische Inventar des Mykonos. Als Nächstes steht bei Jakubi noch der Freisitz auf der Agenda. Spätestens zur WM soll der Außenbereich ganz fertig sein. Denn wie früher im Mykonos soll es auch im Casa Mia Public Viewing geben. Zudem fehlen noch die Namensschilder außen am Gebäude der Gaststätte – und Teammitglieder. Er suche unter anderem noch einen Pizzabäcker, so der Inhaber.

Mit dem Casa Mia gibt es inzwischen drei italienische Restaurants in Riesa: die Trattoria Pane e Vino am Puschkinplatz sowie das Restaurant La Terrazza auf dem Gelände des Flugplatzes in Göhlis. Auch das Restaurant Terrazzino in der Nachbarschaft bietet, neben indischer Küche, auch italienische Gerichte an. Und dabei wird es vermutlich nicht bleiben.

Der vierte Italiener hängt gerade in der Warteschleife. Eigentlich wollte Remi Demiri sein neues Lokal in der ehemaligen Stahlwerkerkneipe Wartburg diesen Sommer eröffnen. Doch er habe ein halbes Jahr lang mit einem Baustopp leben müssen – Ärger mit den Behörden. „Dazu kommt, dass ich derzeit keine Handwerker bekomme. Ich versuche, es noch in diesem Jahr hinzubekommen, aber ich glaube eher nicht, dass es klappt.“

Auch wenn das italienische Restaurant Nummer vier noch auf sich warten lässt: Die Konkurrenz ist schon jetzt nicht zu unterschätzen. Das weiß auch Casa-Mia-Inhaber Nezir Jakubi. Daher hat er sich im Vorfeld die Speisekarten seiner Mitbewerber angeschaut. „Ich versuche, das anzubieten, was die anderen nicht auf der Karte haben“, erklärt er. Das klingt dann etwa so: Pollo-Casa-Mia – Hähnchenfleisch mit grünem Pfeffer und einer Feigen-Orangensoße. Der neue Inhaber vertraut zudem auf die Adresse. Da dort zwei Jahrzehnte lang erfolgreich das Mykonos gewirtschaftet hat, hofft Nezir Jakubi, vom Bekanntheitsgrad der Pausitzer Straße 11 als Restaurantstandort profitieren zu können.

Vormieter Lasarous Kirillidis, den viele Riesaer schlicht als „Lazi“ kennen, ist übrigens nicht plötzlich verschwunden. Er wohnt nach wie vor in Riesa. Nach 20 Jahren habe er eine Pause gebraucht, sagt er. Über zu wenig Gäste brauchte er sich wahrlich nicht zu beklagen. Kirillidis hat aber schon wieder neue Gastronomiepläne – wie die aussehen, will er der Öffentlichkeit allerdings noch nicht verraten. Er beobachtet in Riesa derzeit ein Phänomen: „Es gibt immer mehr Restaurants, aber immer weniger Menschen.“

Das schreckt ihn aber offenbar nicht ab, selbst wieder in der Branche aktiv zu werden. Bis seine Ideen Form annehmen, greift er seinen Nachfolgern noch ein bisschen unter die Arme. Ganz lassen kann er es eben nicht.